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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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rede.«

10
    O’Malley Premium Motors Service and Maintenance bestand aus einem grauen, keilförmigen Verwaltungsgebäude, das vorne an eine höhere Backsteinwerkstatt geklebt war. Ein paar unscheinbare Wagen waren auf dem Angestelltenparkplatz abgestellt und saugten Sonne und Umweltverschmutzung auf. Auf der linken Seite standen in einem überdachten Nur-für-Kunden! -Bereich Statussymbole im Wert von mehreren Millionen.
    »Stell dich neben den blauen Rolls«, sagte Milo.
    »Muss ich nicht zuerst eine Genehmigung einholen?«
    Er schlug auf das Vinyl-Armaturenbrett des Seville. »Wie viele Meilen hat dieses Meisterstück auf dem Buckel?«
    »Sechzigtausend mit dem zweiten Motor.«
    »Ausdauer schlägt Protzigkeit, mein Sohn. Du bist offiziell ein Klassiker.«
    *
    Der Wartebereich war ein winziger Raum mit einer leeren Kaffeemaschine. Keine Stühle, kein Lektürematerial, niemand, der wartete. Hinter einer gläsernen Trennwand bewegte eine Schwarze mit einer Lesebrille Zahlenkolonnen auf einem Computerbildschirm hin und her.
    Milo klopfte gegen das Glas. Die Trennwand glitt zurück. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Er stellte sich vor und fragte nach Clive.
    »Clive Hatfield? Warum?«
    »Wir würden einfach gern mit ihm sprechen.«
    Sie drückte einen Knopf an einer Sprechanlage. »Clive zum Empfang. Empfang für Clive.«
    »Nicht sehr viele Kunden heute«, sagte Milo.
    »Wir nennen sie Klienten«, erwiderte sie. »Sie kommen selten hierher.«
    »Abhol- und Bringservice?«
    »Diese Leute erwarten das. Früher haben wir es umsonst gemacht. Jetzt berechnen wir hundert Dollar pro Strecke, und niemand beschwert sich.«
    »Die Zeit gesunkener Erwartungen.«
    »Wie bitte?«
    »Die Spritkosten, nicht?«
    »Das sagen die Chefs.«
    »Wer holt und bringt die Wagen?«
    »Die Leute, die für den Verkauf zuständig sind.«
    »Nicht die Mechaniker?«
    »Bei ihrem Stundensatz? Ich glaube nicht.«
    »Spezialistenjob.«
    »Behaupten sie.«
    »Wie lange arbeitet Clive schon hier?«
    Sie rückte näher an das Glas heran. »Verdächtigen Sie ihn einer Straftat?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Routinefragen«, sagte sie. »Wie im Fernsehen.«
    »Ganz genau.«
    »Wenn Sie das sagen.« Sie wandte sich wieder ihrem Computer zu.
    *
    Wir warteten fünf Minuten, bevor Milo sie bat, Hatfield noch einmal ausrufen zu lassen.
    Sie sagte: »Vielleicht tut er irgendwas, das mit Krach verbunden ist, und hat nichts gehört.«
    »Wir können nach hinten gehen und ihn suchen.«
    »Nein, das ist schon okay.« Sie wiederholte die Durchsage. Bevor sie verklungen war, ging die Tür hinter uns auf, und eine näselnde Stimme sagte: »Ich hab Sie schon beim ersten Mal gehört, Esther.«
    Ein eindeutiger Akzent, aber nicht Chips und Ale. Vielleicht Sweet Home Alabama.
    Esther murmelte: »Er gehört Ihnen.«
    Clive Hatfield wischte geschwärzte Hände an einem Lappen ab, der nicht viel sauberer war als seine Haut. Er war Anfang dreißig, hochgewachsen und O-beinig, hatte einen grauen Nadelstreifenoverall an, lange, strähnige braune, an den Spitzen messingfarben getönte Haare, buschige Koteletten und eine kleine, zerdrückte Nase. Zusammengekniffene Augen musterten uns, während er das Fett abwischte. Als etwas von dem Schmutz nachgab, bemerkte ich einen blassen Hautstreifen, der seinen linken Ringfinger umgab.
    »Ja?«
    »Das hier sind Polizisten, die mit Ihnen sprechen möchten«, erklärte Esther.
    »Polizisten - was zum … ist das ernst gemeint?«
    Milo sagte: »Gehen wir nach draußen.« Hatfield zögerte, dann folgte er ihm.
    Wir kamen nahe an einem knallroten Continental GT Coupé vorbei, das Hatfield mit Missfallen betrachtete.
    »Ein bisschen grell«, sagte Milo.
    Achselzucken. »Es ist deren Geld. Wo wollen Sie mit mir hin?«
    »Hierher«, sagte Milo und blieb neben dem Seville stehen.
    Hatfields Gesicht verzog sich, als er meinen Wagen in Augenschein nahm. »Das ist eine Cop-Karre? Was soll das sein, eine Undercover-Aktion?« Er fuhr mit einem Finger über die Motorhaube des Seville und hinterließ eine graue Spur. »GM hat eine Chevy-Two-Karosserie hier draufgesetzt, sie aufgemöbelt und den Preis vervierfacht.«
    Milo sagte: »Ich habe gehört, der Bentley Continental ist ein Audi mit Inneneinrichtung.«
    Hatfield verstaute den Lappen in einer Gesäßtasche. »Stehen Sie auf Autos? Was fahren Sie denn, wenn Sie nicht arbeiten?«
    »Einen Porsche 928.«
    »Nicht schlecht für seine Zwecke. Aber ich ziehe einen Carrera jederzeit

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