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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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das Chirurgenteam sich aufspalten und jeweils an einem der Mädchen weiterarbeiten. Die gemeinsame OP konnte bis zu zwanzig Stunden dauern.
    Das Team war fest entschlossen, beide Kinder zu retten.
    Weather war auf ästhetische und rekonstruktive sowie Mikrochirurgie spezialisiert. Ein von ihr verfasster Artikel über die Rekonstruktion eines Daumens hatte Marets Aufmerksamkeit erregt, als er sich mit den Raynes-Zwillingen zu beschäftigen begann. Außerdem stand sie ihm in Minnesota direkt zur Verfügung.
    In dem Fall aus dem Artikel hatte eine Holzschneidemaschine einem kleinen Jungen den Daumen zerquetscht. Nach der Heilung der Wunde hatte Weather einen der Mittelzehen des Jungen entfernt und als Ersatz für den Daumen transplantiert. Da der Daumen an ungefähr der Hälfte der Handfunktionen beteiligt ist, konnte der Junge die Hand nun wieder benutzen. Je länger er den Daumen verwendete, desto kräftiger würde er werden und schließlich bis auf das überzählige Gelenk einem ganz normalen Finger ähneln.
    Im Verlauf der elfstündigen Operation hatte Weather Nerven und winzigste Blutgefäße miteinander verbunden. Weathers Geschick in diesem Bereich wollte Maret nun nutzen, denn je mehr Blutgefäße sich verbinden ließen, desto besser für die Zwillinge.
    Beeindruckt hatte Maret auch Weathers Durchhaltevermögen: Elf Stunden Mikrochirurgie war ein Supermarathon. Jemanden wie sie konnte Maret in seinem Team gebrauchen.
    Weather hörte Lärm von außerhalb des OP.
    »Was ist los?«, fragte Maret, und Dansk, der gerade mit einem großen Skalpell hereinkam, drehte sich um. Wenige Sekunden später hastete ein Anästhesist namens Yamaguchi in den Raum.
    »Die Operation ist abgeblasen«, stieß er atemlos hervor. »Wir haben …«
    Weather legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Langsam, langsam.«
    »Sie ist abgeblasen«, wiederholte Yamaguchi. »Gerade sind ein paar Kerle in der Krankenhausapotheke eingebrochen und haben mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Alles ist geschlossen. Alles.«
    »Wie bitte?«, fragte Maret ungläubig.
    »Typen mit Waffen«, erklärte Yamaguchi und fuchtelte mit den Armen. »Räuber. Die Krankenhausapotheke. Die Polizei ist da. Sie haben alles mitgenommen … Der alte Mann, der dort arbeitet und immer mit der Chirurgenhaube rumläuft …«
    »Don«, sagte Weather.
    »Ja. Don … Er ist ziemlich schwer verletzt. Sie bringen ihn in die Notaufnahme.«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, stöhnte Maret und sah seine Teammitglieder an.
    Alain Barakat beobachtete, den Mundschutz vom Hals baumelnd, alles vom hinteren Ende des Not-OP aus: Der Arzt verfluchte die Schwester, die in ihrer Hektik die Instrumente verwechselte, während der Blutdruck des alten Mannes immer weiter sank.
    »Da rüber, da rüber, mit mehr Druck«, wies der Arzt die Schwester an, die auf einen Stuhl stieg, um die Flasche mit Salzlösung aufzuhängen.
    »Zwei Minuten für das Blut«, sagte jemand anders.
    »Ich glaube, die haben wir nicht«, erwiderte der Arzt.
    »Wir verlieren ihn«, keuchte der Anästhesist.
    »Scheiße, ich geh rein«, zischte der Chirurg und setzte das Skalpell an dem sich herausbildenden blauen Fleck am Bauch des alten Mannes an.
    »Schneller«, drängte der Anästhesist.
    »Scheiße, kein Blut«, rief der Chirurg und schleuderte das Skalpell in eine Ecke. »Wahrscheinlich ist es die Niere. Versuchen wir ihn umzudrehen.«
    Die Schwestern halfen ihm.
    »Sein Herz schlägt nicht mehr«, rief der Anästhesist.
    Barakat murmelte: »Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße …«
    Wenig später war der alte Mann tot. Es hatte keinen Zweck, das Herz wieder zum Schlagen bringen zu wollen, weil kein Blut hindurchfloss.
    »Räumen wir auf«, sagte der Chirurg nach einem Moment des betroffenen Schweigens.
    »Nicht genug Zeit«, bemerkte eine der Schwestern. »Es ging alles zu schnell.«
    Sie betrachteten die Leiche auf dem Tisch: abgetragene Adidas-Turnschuhe, die im Fünfundvierzig-Grad-Winkel von den Beinen abstanden, ein regloser Brustkorb, die blutige Wunde am Bauch. Als der Anästhesist sich umdrehte, um etwas zu holen, sah er, wie der groß gewachsene Barakat die Hände gegen den Kopf presste.
    »Sie können nichts dafür«, tröstete ihn der Anästhesist. »Sie haben wie alle Ihr Möglichstes getan. Er war schon nicht mehr zu retten, als wir ihn bekommen haben.«
    Barakat dachte: Jetzt haben wir sie am Hals; jetzt wird die Polizei das Krankenhaus auseinandernehmen.
    Der alte Mann war ihm

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