Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
Angeln fahren wollte und der andere Auswärtstermine hatte?« Sandra runzelte die Stirn und versuchte, Mosaiksteinchen zusammenzufügen.
»Das gilt es herauszufinden«, sagte Gabriel und trat auf die Bremse. »So, hier ist es.«
Sie stiegen vor Reifenbergers Haus aus. Susanne Reifenberger und Christa Debus waren mittlerweile aus dem Burgenland zurück und warteten gemeinsam auf Wolf Gabriel und Sandra. Beide standen in der Tür und schienen gefasst und ruhig. Susanne Reifenberger war groß, blond und wirkte norddeutsch mit ihrer weißen Bluse, der Perlenkette und dem Pferdeschwanz. Ihre Haut war leicht gebräunt, ihre Augen brauen perfekt gezupft; sie machte einen sehr gepflegten Eindruck.
Kein Wunder, dachte Sandra ein kleines bisschen neidisch. Die können sich wahrscheinlich Kaviar-Masken für fünfhundert Euro leisten.
Auch Christa Debus steckte viel Geld in Kosmetik – oder sie hatte gute Gene –, aber ansonsten war sie äußerlich das genaue Gegenteil von ihrer Freundin. Sie hatte schulterlange kastanienfarbene Locken, hellblaue Augen, einen sehr hellen Teint und war eher üppig gebaut, ohne dabei übergewichtig zu wirken. Ihre Augen sprangen hektisch zwischen Gabriel und Sandra hin und her, und sie hatte die rot geschminkten Lippen fest zusammengekniffen.
Eine Zicke, war Gabriels erster Gedanke.
Beide Frauen nickten ihnen zur Begrüßung kühl zu, Su sanne Reifenberger schüttelte ihnen außerdem die Hand, wäh rend Christa Debus sich sofort umdrehte und ins Haus ging.
Alle Achtung, dachte Gabriel. Das hat ordentlich was gekostet. Schon die Eingangshalle strahlte gediegenen Reichtum aus. Antik wirkende, bestimmt echte Teppiche, eine Rokoko-Kommode, auf der gegenüberliegenden Seite eine kleine moderne Sitzgruppe mit indirekter Beleuchtung. Frau Reifenberger ging voran in ein riesiges Wohnzimmer. Hier waren zwei Wände komplett aus Glas, und man hatte einen wunderschönen Blick auf die Landschaft. Ein riesiger Pool war zu sehen, um den Teakholzmöbel standen.
»Setzen wir uns doch nach draußen«, sagte Susanne Rei fenberger und griff nach einer Fernbedienung, die auf einem Tisch aus, wie Gabriel vermutete, geschmackvoll verarbeitetem Treibholz lag. Die Scheiben bewegten sich geräuschlos und verschwanden irgendwo in der Wand. Durch ein nochmaliges Drücken der Fernbedienung kam eine ältere Frau in den Raum, die freundlich nach ihren Wünschen fragte und dann wieder hinausging, um dafür zu sorgen, dass sie erfüllt wurden.
»Bitte!« Susanne Reifenberger deutete auf die Sitzgruppe auf der Terrasse, und sie nahmen Platz.
Gabriel räusperte sich. »Unser herzliches Beileid«, sagte er dann und fragte sich dabei ständig, was ihm an dieser Umgebung nicht gefiel. Sandra schien es ähnlich zu gehen, sie saß mit gerunzelter Stirn da und schien nachzudenken.
»Danke.« Christa Debus setzte sich nicht auf einen der Stühle, sondern nahm in einem Liegestuhl Platz, was Gabriel unpassend fand. »Ja, es ist eine Katastrophe«, fuhr sie mit einer dunklen, melodischen Stimme fort. »Vielen Dank für Ihr Mitgefühl.«
»Ja, besten Dank«, sagte auch Susanne Reifenberger und rückte ein Stück zur Seite, um der Haushälterin Platz zu machen, die ein Tablett mit einem Krug Eistee und Gläsern auf den Tisch stellte.
Fast hätte Sandra gesagt, es tue ihr leid, dass die beiden Frauen ihren Wellnessurlaub unterbrechen mussten, aber sie konnte sich im letzten Moment beherrschen. Gabriel ging es ähnlich, er bekam fast ein schlechtes Gewissen.
Aber vielleicht hatten die beiden ihre Emotionen einfach nur gut im Griff.
Ein unangenehmes Schweigen entstand, und Gabriel goss sich Eistee ein. »Schön haben Sie es hier«, bemerkte Sandra, nur um etwas zu sagen.
Die beiden Frauen sahen sie an und schwiegen.
So nicht, meine Lieben!, dachte Gabriel und spürte ein ganz klein wenig Wut. Wenn ihr glaubt, ihr könnt uns zeigen, dass ihr uns für überflüssiges Ungeziefer haltet, damit wir wieder gehen, habt ihr euch aber ganz schön geschnitten. Ihr werdet schon noch reden! Er lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Wunderbar, diese Sonne«, murmelte er, und Sandra sah ihn fassungslos an, was er natürlich nicht sehen konnte, aber ahnte.
»Äh, Chef«, murmelte sie.
Die beiden Frauen räusperten sich.
»Was wollen Sie eigentlich von uns?«, fragte Susanne Reifenberger schließlich.
Ganz kurz zog Gabriel die Möglichkeit in Betracht, dass die beiden gar nichts vom Tod ihrer Männer wussten. Aber den Gedanken
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