Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
das?« Erwartungsvolle Blicke aus drei Augenpaaren.
»Tja.« Kurti überlegte und knackste mit den Fingern. »Ja letztens erst.«
»Letztens? Was heißt letztens?«, wollte Sandra interessiert wissen.
»So Mitte der Neunziger«, sagte Kurti ärgerlich. »Da ist jemand ermordet worden. Hier im Ort.«
»Ach. Wer denn? Ich bin übrigens Sebastian Schulz.« Der junge Kollege nickte Sandra und Gabriel zu. »Um ehrlich zu sein, bin ich erst seit ein paar Wochen wieder hier, aber ich wohne schon lang in Tutzelwang. Gell, Kurti?«
Kurti brummelte etwas vor sich hin, was sich wie »Die jungen Leut heutzutage müssen sich in alles einmischen« anhörte.
»Mitte der Neunziger«, wiederholte Sebastian. »Ich erinnere mich dunkel. Da ist der alte Engelhard von einem Auto überfahren worden.«
»Vorsätzlich. Da saß der Huber am Steuer. Vorsätzlich «, sagte Kurti mit erhobenem Zeigefinger. »Die konnten sich ja nie leiden.«
»Ist das bei Ihnen so üblich, dass man sich gegenseitig totfährt, wenn man sich nicht leiden kann?«, fragte Gabriel leicht irritiert.
Schmellbach-Wahl schaute ihn böse an. »Natürlich nicht.«
»Es war kein Mord «, sagte Sebastian so milde wie zu einem eigensinnigen Kind. »Es war ein Unfall . Der Huber war damals schon weit über achtzig, und es stellte sich raus, dass er fast blind war. Den Führerschein haben sie ihm dann auch abgenommen.«
»Die konnten sich nicht leiden«, wiederholte Schmellbach-Wahl wütend.
»Und sonst, Kurti? Was war denn noch außer dem Unfall mit dem Engelhard?«
Kurti schwieg, und Sebastian drehte sich zu Sandra und Gabriel um. »Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dann sagen Sie es mir«, sagte er freundlich. »Jedenfalls kann ich Ihnen versichern, dass hier bei uns in Tutzelwang und in der näheren Umgebung keine Morde passieren. Eigentlich passiert hier gar nichts. Also wie gesagt, wenn Sie Hilfe brauchen …«
»Das ist sehr nett. Wir bräuchten ein paar Informationen über Valentin Reifenberger und Roland Debus«, sagte Gabriel. »Können Sie uns da etwas sagen? Herr Zebhauser, der vorhin vor Ort war, war zu schnell weg.«
»Der Zebhauser soll ja auch eigentlich nur die Falschparker aufschreiben und sich um Wilddiebe kümmern«, ging Schmerbauch dazwischen. »Außerdem ist er jetzt beim Singen. Das Singen ist dem Zebhauser heilig.«
Sebastian nickte, und Kurti schien das gar nicht recht zu sein.
»Am besten, wir gehen ins Café. Da sind wir ungestört.« Sebastian zog seine Dienstjacke an. Das schien Kurti noch weniger recht zu sein, aber er sagte nichts.
»Einen schönen Tag noch.« Sandra und Gabriel nickten dem Leiter der Polizeidienststelle höflich zu. »Und vielen Dank für die Unterstützung.«
Kurti kochte, das konnte man sehen. Wütend schaute er ihnen nach.
Eine Viertelstunde später saßen sie im Außenbereich des Café Blumental. Sebastian hatte ihnen den hausgemachten Erdbeerkuchen empfohlen, den sie auch bestellt hatten.
»Ich war einige Zeit weg, Auslandserfahrung und so«, erzählte Sebastian freimütig. »Aber jetzt bin ich wieder da.« Strahlend sah er die beiden an und schien sich zu freuen.
»Ja, das sieht man«, sagte Sandra und strahlte zurück. »Lecker, der Kuchen. Wirklich lecker.« Sie kratzte die Sahne von ihrem Teller. Auch Gabriel musste zugeben, dass der Kuchen fantastisch schmeckte. Der Boden war nicht zu hart und nicht zu weich, man schmeckte, dass an guter Butter nicht gespart worden war, und dann war da die Mascarponecreme mit Pistazien als Zwischenschicht, darüber die knackfrischen Erdbeeren – ein Gedicht.
»Was wissen Sie denn so über Herrn Reifenberger und Herrn Debus?«, fragte Gabriel.
»Alles und nichts«, sagte Sebastian. »Beide lebten sehr zurückgezogen mit ihren Frauen. Kinder gibt’s keine.« Er lehnte sich zurück. »Valentin ist irgendwie … komisch. Also gewesen. Meist sehr in sich gekehrt, aber dann auch wieder nicht.« Er sah hinab zu Mutter, die ein Nickerchen machte. »Ein schöner Hund.«
»Ja, danke«, sagte Gabriel. »Also, Herr Reifenberger war mal in sich gekehrt, mal nicht, sagen Sie. Das ist doch per se nichts Außergewöhnliches.«
»Da haben Sie wohl einerseits recht«, sagte Sebastian. »Aber wenn jemand dermaßen schwankt, ist das doch außergewöhnlich.« Er winkte der Kellnerin.
»Ich nehm noch einen Kaffee, Frau Gerstelburger.«
Gabriel merkte, wie er langsam ungeduldig wurde. Waren die jungen Leute heutzutage nicht ständig hektisch und in Aktion und tippten wie
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