Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
Gabriel einen Blick zu, der besagte, dass sie das Gespräch nun in die Hand nehmen würde.
Gabriel nickte. Das war vielleicht besser so. Sonst würde er einem der beiden möglicherweise an die Gurgel gehen. Und wer weiß, was dann passierte.
»Ganz ehrlich«, sie nickte anerkennend, »das scheint mir alles eine perfekte Sache gewesen zu sein. Gut durchdacht und sorgfältig ausgeführt. Und ihr haltet alle zusammen.«
»Ja«, bestätigten Sebastian und Elmar.
»Genial«, sagte Sandra.
Elmar sah sie misstrauisch an. »Willst du uns eigentlich ver arschen?«
»Nein«, sagte Sandra. »Auch wenn ich bei der Polizei bin, finde ich, dass kreative Täter Anerkennung verdienen. So etwas richtig gut durchziehen, das kann nicht jeder. Und bei euch scheint alles zu klappen.«
Gabriel glaubte, nicht richtig zu hören, sagte aber nichts. Er blieb auf der Streckbank hocken und dachte darüber nach, wie er sie beide hier herausmanövrieren konnte.
»Ihr macht mich wirklich neugierig. Dich auch, Chef?«
»Ja, absolut«, sagte er und versuchte, bewundernd zu klingen, während er sich fragte, was Sandra mit ihrem devoten Geschwätz bezweckte. »Mich interessiert brennend, was ihr da geplant habt und wer alles beteiligt war. Das muss ja alles sehr kompliziert gewesen sein.«
Sandra nickte. »Intelligent und wohlüberlegt. So was hatten wir, glaub ich, noch nie, oder, Chef?«
Sie musste wahnsinnig geworden sein. Gabriel holte Luft und wollte gerade fragen, was der ganze Mist hier eigentlich sollte, aber dann schrie er auf. Sandra war gegen seinen Fuß gestoßen.
»Ach, das tut mir leid, Chef«, sagte sie und tätschelte seinen Oberschenkel. Warum in aller Welt war sie so gelassen?
»Also«, sagte sie. »Erzählt ihr es uns? Wie es war?«
Elmar und Sebastian sahen sich an.
Dann zuckte Sebastian mit den Schultern, sagte: »Warum eigentlich nicht?« und legte los.
Sandra konnte ihr Glück kaum fassen. Die beiden waren so selbstverliebt, dass es kaum zu glauben war.
»Es fing alles damit an, dass meine Mutter mir vor ein paar Monaten erzählt hat, dass Valentin Reifenberger mein Vater ist«, begann Sebastian.
»Wer ist deine Mutter?«, wollte Sandra wissen.
»Emma Schulz. Sie arbeitet als Köchin in einem Kloster hier in der Nähe.«
»Daraufhin habe ich ihn angerufen und wollte mich mit ihm treffen, aber er hat mir ziemlich rüde klargemacht, dass er mit mir nichts zu tun haben will. Er sagte, er habe damals nicht gewollt, dass meine Mutter mich bekommt. Er hat sie wohl auch massiv unter Druck gesetzt, von wegen, dass er sie fertigmacht, wenn sie Unterhalt oder so etwas verlangt. Damals hat meine Mutter sich noch einschüchtern lassen, aber das hat sich im Laufe der Jahre geändert. Valentin hatte ja auch früher nicht so viel Geld, Immobilien sind hier in der Gegend nicht gerade das große Geschäft. Aber dann sind seine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, und Valentin hat irre viel Kohle geerbt, aber so richtig viel. So viel, das können wir uns gar nicht vorstellen. Das haben natürlich alle im Ort mitbekommen, weil er jetzt so richtig nobel gelebt hat. Valentin ist ein Arschloch.«
»War«, sagte Sandra.
Sebastian hörte gar nicht hin, er hatte sich mittlerweile in Rage geredet. »Ich bin wieder zu ihm hin und wollte meinen Anteil, immerhin bin ich der einzige Sohn, mit Susanne hat er keine Kinder. Er hat mir süffisant erklärt, dass er offiziell gar nichts hat – er hatte alles der Firma überschrieben. Alles, wirklich alles. Angeblich war da überhaupt kein Privatvermögen mehr. Sogar das Haus gehörte der Firma. Dann hat er mich rausgeschmissen und hat mir noch nachgerufen, ich sei ein Bastard und solle mich bloß nicht wieder bei ihm blicken lassen.«
»Wie schrecklich das gewesen sein muss«, bemerkte Sandra mitfühlend. Sie wollte noch mehr hören.
»Aber das war noch nicht alles«, fuhr Sebastian fort. »Mein Vater hatte nicht nur Geld, sehr viel Geld geerbt, sondern auch Grundstücke, und zwar nicht zu knapp. Direkt an Tutzelwang grenzend. Und dieses Land wurde kürzlich zu Bauland erklärt.«
»Und dann platzte die Bombe.« Nun mischte Elmar sich ein. »Reifenberger konnte den Hals nicht voll genug kriegen, und er und Roland Debus beschlossen, dieses Bauland meistbietend zu verkaufen. Das heißt, dass er den Landwirten, denen er Felder verpachtet hatte, die Kündigungen geschickt hat. Mein Vater gehörte auch dazu, und weil ich doch für die Zeitung schreibe, habe ich da ein bisschen
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