Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
und schloss die Augen. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun.
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»Das gibt es doch gar nicht!«, sagte Gabriel fassungslos und starrte Sandra an, während Mutter gähnend davonschlich und sich etwas weiter entfernt ins hohe Gras unter einen Baum fallen ließ. Erst der Durst, jetzt die Hitze, das konnte den stärksten Labrador umhauen.
»Doch.« Sandra nickte und schaltete die Kamera aus. Sie hatte ihm alles erzählt. »Wenn ich bloß wüsste, was diese Frau mit Schmellbach-Wahl zu tun hat.«
»Hm«, machte Gabriel und kratzte sich am Kinn. »Mich würde noch so einiges andere interessieren. Irgendwie scheinen die alle miteinander verbandelt zu sein. Wie können wir die nur drankriegen? Meine Güte, bin ich froh, dass wir diese Fotos gefunden haben.« Er überlegte. »Wir müssen den Spusi-Mann auftreiben.«
»Das wird nicht nötig sein, denn ich bin schon hier«, ertönte da eine Stimme, und Gabriel und Sandra drehten sich erschrocken um.
»Aufstehen«, sagte Elmar, der Kolumnenschreiber kalt, und Gabriel sah eine Waffe in seiner Hand, dachte ›Scheiße‹ und sagte: »Ich kann nicht, mein Fuß ist verknackst.«
Sandra stand auf, und Gabriel sah sie durchdringend an. Sie durfte jetzt nicht unbedacht reagieren und sich möglicherweise dadurch in Gefahr bringen, dass sie spontan ihre Waffe zog und ihr Gegenüber zum Abdrücken zwang. Aber Sandra tat nichts dergleichen.
»Hallo«, sagte da eine weitere Stimme, und Sebastian trat neben den Kollegen. »Damit habt ihr nicht gerechnet, was?«
Gabriel schwieg, Sandra ebenfalls. Sie reichte ihm nur die Hand und zog ihn hoch. Ihm war, als würde sein Fuß gleich explodieren.
»Ihr beiden habt euch ein bisschen Erholung verdient«, sagte Sebastian. »Wir bringen euch jetzt in ein schönes, kühles Hotel, da könnt ihr eine Weile bleiben. Das ist nett von uns, oder?«
Keiner von beiden erwiderte etwas. Gabriel versuchte aufzutreten, was zur Folge hatte, dass er fast wieder hingefallen wäre.
Sebastian schüttelte den Kopf. »Es sind nur ein paar Schritte bis zum Auto. Dann fahren wir Sie in Ihr Hotel, also ein hübsches Verlies. Sie verstehen sicher, dass ich Sie jetzt nicht tragen kann. Ich will nicht, dass Sie irgendwelche dummen Tricks anwenden. Stütz du ihn«, sagte er zu Sandra, und sie gehorchte. Gabriel lehnte sich auf ihre Schulter, und sie fasste ihn um die Hüfte.
»Wo ist eigentlich der Hund?«, fragte Sebastian. »Der muss mit.«
»Da drüben«, sagte Elmar.
»Dann hol ihn.«
Elmar ging zu dem Baum, unter dem Mutter lag, doch der Hund sprang auf und wich zurück.
»Kriegst du’s heute noch hin?«, fragte Sebastian.
»Den Hund kann man nur zu zweit einfangen, und das schaffen nur zwei Männer«, sagte Gabriel, und Sandra runzelte die Stirn. Seit wann das denn?
»Ihr bleibt hier stehen«, sagte Sebastian. »Ich bin sowieso schneller, ich erwische euch.« Dann ging er ebenfalls zum Baum und versuchte gemeinsam mit Elmar, den Labrador zu packen. Aber Mutter hatte wieder einen Hasen entdeckt und raste durch die Gräser davon.
»Dann bleibt der Hund eben hier«, sagte Sebastian. »Um den kümmern wir uns später.«
»Wo bringt ihr uns denn hin?«, fragte Sandra.
»Das werdet ihr schon sehen. Los jetzt.«
»Ich glaube, mein Chef kann nicht«, sagte Sandra. »Er ist total gehandicapt.«
»In der Folterkammer kann er sich lange genug ausru hen.« Sebastian lachte, und Sandra fragte sich mal wieder, wie man sich in einem Menschen so sehr täuschen konnte. Wenn sie bloß wüsste, warum, wieso, weshalb das hier alles geschah.
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»Schön kühl hier, oder?«, fragte Elmar grinsend. »Da lässt es sich doch ein Weilchen aushalten.«
Gabriel saß auf der Streckbank und stöhnte vor Schmerzen. Neben ihm hockte Sandra und blitzte Sebastian wütend an.
»Okay«, sagte sie dann. »Hier wären wir also. Und nun?«
»Ihr bleibt erst mal hier, ganz einfach«, erklärte der Spusi-Mann.
»Was meinen Sie denn damit?«, fragte Gabriel.
»Ihr stört hier. Wir wollen euch nicht.«
»Ihr habt Reifenberger und Debus also umgebracht«, stellte Sandra mit klopfendem Herzen, aber klarer Stimme fest, und Gabriel sah sie an. Es überraschte ihn, dass sie so gefasst war. Er selbst fand die Aussicht, für immer in diesem Kerker zu bleiben, nicht gerade berauschend.
»Na klar«, sagte Elmar. »Aber nicht nur wir.« Er sah sehr stolz aus, genau wie Sebastian. Die beiden schienen vor Mitteilungsbedürfnis beinahe zu platzen.
»Chapeau«, sagte Sandra und warf
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