Mordsfreunde
sich.
»Blutspritzer«, einer der Beamten zog seinen Mundschutz herunter und wies auf die Hauswand neben der Küchentür. »An der Wand, den Schuhen und den Blumen. Es ist denkbar, dass es menschliches Blut ist.«
Bodenstein ging in die Hocke und begutachtete die Spritzer, die auf den ersten, flüchtigen Blick wie Blattläuse aussahen.
»Die Hunde hatten Blut an den Pfoten«, fuhr der Beamte fort. »Wir haben in der Küche blutige Pfotenabdrücke gefunden. Es kann sein, dass die Hunde das Blut von den Stufen abgeleckt haben. Und am Tor haben wir einen blutigen Handabdruck gefunden. Allerdings müssen wir warten, bis es dunkel ist, bevor wir mit Luminol arbeiten können.«
Er bückte sich und hielt Bodenstein einen Beutel mit einem rostigen Hufeisen entgegen.
»Das lag vor der Treppe«, er deutete auf einen Nagel neben der Küchentür, »da hat es ursprünglich wohl mal gehangen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist Blut an dem Hufeisen. Wahrscheinlich ist das die Mordwaffe, und der Mann wurde genau hier getötet.«
Bodenstein betrachtete das Hufeisen in dem Plastikbeutel. Es war so verrostet, dass es schwer bis unmöglich sein würde, brauchbare Fingerabdrücke zu finden.
»Sehr gut«, sagte er, »vielleicht haben wir Glück und der Handabdruck am Tor stammt vom Mörder.«
»Wir werden den Abdruck mal durch die AFIS-Datenbank jagen«, erwiderte der Beamte. »Vielleicht kommt was dabei heraus.«
Die Staatsanwältin stand noch in der offenen Tür und sprach leise mit Henning. Ihre Körpersprache drückte aus, was Piaschon während der ganzen Obduktion nicht verborgen geblieben war: Valerie Löblich war scharf auf Henning. Immer wieder hatte sie Fragen gestellt und sich mit ihrem tiefen Dekolleté über den Sektionstisch gelehnt. Natürlich hatte Henning nichts bemerkt. Wenn vor ihm eine Leiche lag, hätte Angelina Jolie nackt neben ihm stehen können, er hätte sie wahrscheinlich nicht einmal angesehen. Aber nun war die Obduktion vorbei, und ihm schien zu dämmern, dass sich das Interesse der schönen Staatsanwältin ganz und gar nicht nur auf Paulys sterbliche Überreste beschränkte. Er lachte über irgendetwas, was sie gesagt hatte, und sie kicherte albern. Ronnie Böhme legte die entnommenen Organe samt Gehirn zurück in die Körperhöhle, um den Y-Schnitt danach zuzunähen. Sein Blick begegnete dem von Pia, er hob die Augenbrauen und rollte die Augen. Als Antwort zuckte sie nur die Schultern. Henning war ein attraktiver Mann mit einem beeindruckenden Ruf. Eigentlich war es verwunderlich, dass er nicht schon längst eine Neue hatte. Obwohl sie es war, die sich von ihm getrennt hatte, verspürte Pia doch einen Stich, der sich wie Eifersucht anfühlte. Schließlich verabschiedete sich die Staatsanwältin, und Pia folgte Henning hinauf in sein Büro im Erdgeschoss.
»Läuft da was zwischen dir und der Löblich?«, erkundigte sie sich beiläufig. Henning blieb stehen und musterte Pia aufmerksam.
»Würde es dich stören, wenn es so wäre?«
Das war eine Frage, über die sie bisher wenig nachgedacht hatte. In ihrer Vorstellung lebte er seit ihrer Trennung im Zölibat, wie sie selbst auch. Allein der Gedanke, dass es nicht so sein könnte, störte sie tatsächlich.
»Nein«, log Pia, »es würde mich nicht stören.«
Er hob die Augenbrauen.
»Schade«, sagte er dann. In diesem Augenblick summte Pias Handy.
»Entschuldige«, beinahe erleichtert kramte sie das Telefon hervor und berichtete ihrem Chef in knappen Worten vom Ergebnis der Obduktion. Henning wartete, bis sie das Gespräch beendet hatte.
»Wann kriege ich den Obduktionsbericht?«, fragte Pia.
»Morgen früh«, antwortete Henning.
Sie blickten sich an.
»Was machst du heute Abend?«, fragte er. »Ich würde gern bei dir vorbeikommen und nach dem Fohlen schauen. Ich bringe auch ein Fläschchen Wein mit ...«
»Ich weiß nicht, wie lange ich heute noch zu tun haben werde«, wich Pia aus und steckte ihr Handy ein. Sie war sich nicht sicher, ob sie einen Fehler machte, wenn sie ihm gestattete, wieder auf den Birkenhof zu kommen, aber dann zuckte sie die Schultern.
»Okay«, sagte sie, »heute Abend bei mir. Aber ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme.«
»Kein Problem«, sagte er. »Ich kann warten.«
Im Hof gegenüber von Paulys Haus herrschte rege Betriebsamkeit. Wie alle Landwirte auf der Welt lebte auch Erwin Schwarz weniger nach dem Kalender als nach dem Wetter, und die anhaltende Hitze der vergangenen Tage hatte perfekte
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