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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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sich hinter der großen Mülltonne eines Wohnhauses, um unbemerkt die Lage zu sondieren. Alles schien ruhig. Als er sich gerade an die Gaststätte heranschleichen wollte, wurde er plötzlich von Autoscheinwerfern geblendet. Hastig ging Roman wieder in Deckung und spähte vorsichtig über die Tonne.
    Ein Mercedes-Geländewagen hielt vor der ›Dorfschenke‹. Roman traute seinen Augen nicht. Diese Bäuerin und das Milchgesicht traten aus der Dunkelheit des Parkplatzes neben der Kneipe und stiegen eilig in den Wagen. Als er davonbrauste, holte Roman sein Handy aus der Innentasche seines Anzugs und tippte mit der Notizfunktion das Autokennzeichen ein. Er hatte eine Spur! Damit war er nicht auf ganzer Linie gescheitert. Ob sich Viktor damit besänftigen ließe? Schweren Herzens wählte er die Nummer seines Bosses.

Kapitel 8
    24. April

    Nach dem zweistündigen Treffen mit seinen Vereinskameraden verließ Ruste leicht angetrunken den Gasthof. Als Weber im Anschluss an seine Präsentation fluchtartig den Stammtisch verlassen hatte, waren sie noch zusammengesessen und hatten Runde um Runde bestellt. Bei dem Gedanken an die bizarren Entwürfe des Unternehmers musste Ruste grinsen.
    Fröstelnd schlug er den Kragen seiner Jeansjacke hoch. Glücklicherweise war es trocken, aber für April dennoch bitterkalt. Trotzdem galt Rustes erster Gedanke nicht seinem warmen Zuhause, sondern einer heiß glühenden Zigarette. Zwei Stunden ohne Nikotin. Bier trinken ohne Rauchen – das ging gar nicht.
    Ruste fischte aus seiner fast leeren Schachtel eine Marlboro und zündete sie an. Der erste Zug kribbelte wohltuend in der Lunge und ließ ihn das Frostwetter vergessen. Zum Glück hatte er heute Nacht keinen Bereitschaftsdienst, dachte er zufrieden. Gut gelaunt begann er zu summen und trat den Heimweg an. Weit hatte er es ja nicht.
    Die dunklen Fenster rings um den Marktplatz mahnten Ruste zur Ruhe. Obwohl er hier jeden Tag vorbeikam, blieb er schwankend stehen und betrachtete die traditionellen Häuser mit ihren Schieferfassaden. Ihm gefiel hier im Zentrum die Kombination von alten und modernen Bauten. Er ließ seinen Blick zu der Bronzestatue des Pannenklöppers am Rande des Platzes schweifen, der an die Geschichte des Schmiedehandwerkes erinnerte. Ruste betrachtete die vertraute Figur und wunderte sich wie immer darüber, dass Pfannen eine Stadt wie Olpe derart reich gemacht hatten.
    Ein Flüstern riss ihn aus seinen Überlegungen. Irritiert blickte er sich um, bis er drei Leute an der Bushaltestelle neben dem Marktplatz wahrnahm. Sein geschultes Polizeigehirn registrierte sofort, dass sich zwei Männer und eine Frau mit Kopftuch leise unterhielten. Moment – Kopftuch? War da nicht was gewesen? Irgendetwas klingelte dumpf in seinem leicht vernebelten Kopf. Hatte nicht ein Kopftuch bei dem versuchten Mord in Attendorn eine Rolle gespielt? Da war doch was bei den Zeugenaussagen gestanden! Irgendein kleines Detail am Rande, das wichtig sein konnte. Ruste zermarterte sich sein Gehirn, doch er kam einfach nicht darauf. Er nahm sich vor, gleich morgen früh die Akten noch einmal durchzuschauen …
    Plötzlich klingelte sein Handy. Ruste zog es aus der Brusttasche seiner Jacke. Das Präsidium! Verdammt, er hatte doch frei. Zähneknirschend nahm er den Anruf an und raunzte wirsch ins Telefon: »Was ist? Ich habe Feierabend!«
    Â»Das weiß ich, Ben«, meldete sich der diensthabende Polizeibeamte. »Aber Peter Leuters musste mit seiner Tochter in die Kinderklinik nach Siegen. Wahrscheinlich Masern.«
    Â»Ja und? Komm zur Sache«, fauchte Ruste.
    Â»Wir haben einen Anruf aus dem Olper Krankenhaus bekommen. Da ist heute eine junge türkische Frau aufgetaucht – mit ihrem abgetrennten Finger in einer Alditüte nebst einer eisgekühlten Flasche Wodka.«
    Ruste zündete sich eine neue Marlboro an und nahm einen tiefen Zug. »Und was soll ich da tun? Soll ich ihn wieder annähen, oder was?«
    Â»Nein, natürlich nicht. Die Frau wollte keine Angaben zur Person machen und auch nicht dazu, wie sie den Finger verloren hat. Nach der Not-OP haben uns die Ärzte verständigt. Hat halt ein bisschen gedauert …«
    Â»Fass dich kurz! Die Fakten bitte«, unterbrach Ruste seinen Gesprächspartner.
    Â»Ein Streifenbeamter ist schon im Krankenhaus und hat den Fall aufgenommen. Die Frau ist aktenkundig. Das

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