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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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heißt, wir hatten ihre Fingerabdrücke.« Lautes Gelächter tönte aus dem Hörer. »Wie makaber, nicht wahr? Jedenfalls wurde sie mal im Zusammenhang mit ihrem Verlobten vernommen, einem gewissen Mustafa Arslan, der dick im Geschäft ist. Sie selbst heißt Özlem Cengiz, eigentlich völlig unbescholten. Ich frage mich, wie so jemand einen Kriminellen heiraten …«
    Â»Verdammt, erzähl mir keine Romane!«, rief Ruste ungehalten.
    Â»Ist ja gut! Arslan gilt im Kölner Raum als der Mafiaboss. Ich dachte, das wäre für deine Ermittlungen interessant. Da läuft doch die Fahndung wegen des Bandkrieges zwischen Russen und Türken, oder? Na ja, ist dein Fall und der vom Neuen, also …«
    Â»Also rufst du direkt mal den Ruste an. Der ist ja geschieden und hat keine Kinder! Wozu braucht der auch Freizeit? Das dachtest du doch, oder?«
    Â»Tut mir …«
    Â»Ach Scheiße, ich bin sowieso in der Nähe. Ich rede mit der Frau.« Verärgert beendete Ruste das Gespräch.
    Angetrunken wie er war, konnte er eigentlich keine Befragung durchführen. Aber wen interessierte um diese Uhrzeit schon sein Alkoholpegel! Er machte kehrt und schlug die andere Richtung zum St.-Martinus-Hospital ein. Wie gut, dass Olpe so klein war!
    Nach wenigen Minuten hatte Ruste das Krankenhaus erreicht. Gerade als er sich an der Pforte melden wollte, schlug sein Handy erneut Alarm.
    Â»Verdammter Dreck! Was ist heute nur los?«, rief Ruste verärgert.
    Wieder quasselte der Diensthabende ins Telefon. »Ben, soeben hat die Klinik noch mal angerufen. Das wird dich interessieren. Denn das sind Neuigkeiten, die …«
    Â»Fass dich kurz!« Ruste schrie vor Wut.
    Â»Dann eben kurz: Boris Wassiljew ist aus dem Koma erwacht!«
    Na prima, dachte Ruste. Wen sollte er jetzt zuerst besuchen?

    *

    Nach einer geraumen Weile, die sie still im Auto gesessen waren, brach Ronald schließlich das Schweigen: »Also, was ist eigentlich los? Ihr seht fürchterlich aus!«
    Anna schaute zunächst an sich herunter und blickte dann nach hinten zu Tim, der auf der Rückbank saß und aus dem Fenster starrte. Sie waren beide von oben bis unten verdreckt und ihre Haut völlig zerkratzt. Die Flucht hatte schlimmere Spuren hinterlassen, als sie gedacht hatte.
    Sie drehte sich wieder nach vorn und schaute ihren alten Freund an. »Wir wurden verfolgt. Mehr weiß ich nicht.«
    Ronald schlug vor Wut aufs Lenkrad. »Verdammt, Anna! Du holst mich aus einer wichtigen Sitzung, siehst aus, als ob du dich im Schlamm gewälzt hättest, und der Mörder deines Mannes ist bei dir. Und jetzt sagst du mir, du hast keine Ahnung?«
    Â»Tut mir leid, Ronald, mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Â»Ich dachte, ich bedeute dir etwas? Ich bin für dich da, Anna. Du musst mir sagen, was los ist, damit ich dir helfen kann.«
    Â»Ronald, nicht jetzt. Ich brauche erst mal Abstand. Und Ruhe. Können wir eine Weile in deiner Jagdhütte an der Listertalsperre bleiben?«
    Ronald brummte ärgerlich. »Ja, sicher. Aber nur unter einer Bedingung: Du erzählst mir bald, was los ist. Ich mache mir große Sorgen. Sehr bald, verstanden?«
    Anna blickte stumm auf die nächtliche Landstraße, die sich einsam durch den Wald schlängelte. In jeder Kurve verlor sich das Licht der Scheinwerfer in den dichtstehenden Fichten.
    Â»Vielleicht war es ein Stalker«, sagte sie leise. »Ich bekomme seit einiger Zeit Anrufe, bei denen sich keiner meldet. Und ich habe öfter das Gefühl, dass jemand nachts auf dem Hof herumschleicht.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber vielleicht gab sich Ronald mit dieser Version vorerst zufrieden.
    Â»Ein Stalker? Der dich nachts durch den Wald jagt? Tisch mir nicht so einen Unsinn auf!«, erwiderte Ronald.
    Anna überlegte, wie sie ihn möglichst glaubwürdig besänftigen konnte. Denn würde sie ihm erzählen, was tatsächlich im Wald passiert war, müsste sie auch von ihrem Mordversuch und der Leiche im Güllebecken berichten. Zwar hatte sie den Mann in Notwehr getötet, aber wer würde ihr die unglaubliche Geschichte ernsthaft abnehmen? Außerdem wollte sie nicht auch noch Ronald in diese komplizierte Sache hineinziehen. Es reichte, dass Tim darin verwickelt war.
    Â»Ich glaube, ich kenne den Typen. Er ist entfernt mit mir verwandt. Eine uralte Geschichte, die jetzt eskaliert ist. Ich kann

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