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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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stieg ihm in die Nase. Auf dem glattgewienerten PVC-Boden spiegelte sich das gedimmte Licht der Lampen. Ruste schaute sich suchend um. Alle Patienten schienen bereits friedlich zu schlafen. Schließlich fand er neben einer breiten Milchglastür das Schild: ›Intensivstation – bitte hier schellen‹.
    Ruste drückte auf die Klingel. Wenige Augenblicke später öffnete ihm eine junge Frau in blauer OP-Kleidung. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.
    Â»Ruste mein Name. Ich komme von der Olper Kripo und leite die Ermittlungen im Fall Boris Wassiljew. Man hat mich informiert, er sei aus dem Koma erwacht und vernehmungsfähig.«
    Â»Ah, Herr Ruste. Sie wurden uns schon angekündigt. Kommen Sie bitte herein, ich hole gleich Doktor Driesen dazu. Ich bin Schwester Barbara.«
    Ruste folgte der Schwester in eine Art Schleuse. Sie reichte ihm Plastiküberzieher für die Schuhe, einen Mundschutz und einen blauen Kittel samt Haube. »Das müssen Sie bitte anziehen. Dann noch bitte die Hände desinfizieren. Anschließend kommen Sie durch diese Tür. Sie werden bereits erwartet.«
    Ruste folgte den Anweisungen, bevor er auf die Intensivstation trat. Ein leises Piepen verschiedener medizinischer Messinstrumente empfing ihn. Vom Flur aus konnte er durch die Scheiben in mehrere Krankenzimmer blicken. Die Patienten waren an Geräte angeschlossen, die auf den Monitoren Herzkurven und andere Vitalfunktionen anzeigten.
    Ruste stand unschlüssig auf dem Korridor, als eine junge Frau in weißem Kittel sympathisch lächelnd auf ihn zu trat. »Guten Abend, ich bin Jasmine Driesen, die diensthabende Ärztin.«
    Â»Guten Abend, Kommissar Ruste. Kann ich mit Wassiljew sprechen? Wie sieht’s mit seinem Erinnerungsvermögen aus?« Ruste beäugte die junge Dame ihm gegenüber. Die Ärztin könnte glatt seine Tochter sein, doch angesichts seiner dauerhaften Misserfolge bei Frauen standen die Chancen dafür sehr schlecht. Um nicht zu sagen, gleich null, wie sich Ruste eingestand.
    Â»Wir haben unsere Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen«, antworte Doktor Driesen. »Aber Herr Wassiljew leidet wohl an keiner genuinen Amnesie, weist also keinen Gedächtnisverlust auf. Eigentlich ist das sehr ungewöhnlich bei der Schwere der Fraktur. Hinzu kommen das Schädel-Hirn-Trauma und das Koma. Da treten häufig Gedächtnislücken oder andere Ausfallerscheinungen auf. Aber kommen Sie, Sie können ihn kurz sprechen.«
    Die Ärztin öffnete eine der Glastüren. Boris Wassiljew lag mit geschlossenen Augen im Bett, umgeben von Schläuchen und Kabeln. Sein Kopf war mit Verbänden vermummt und wurde von einer metallenen Konstruktion gehalten, die Ruste an seine Fischertechnik-Baukästen erinnerte. Auch über seinen Oberkörper spannten sich Bandagen, die offensichtlich die Wunde am Rücken schützten.
    Doktor Driesen trat ans Bett heran. »Herr Wassiljew, sind Sie wach?«, fragte sie leise.
    Wassiljew schlug die Augen auf und klimperte mit den Wimpern. Das sollte wohl das Kopfnicken ersetzen.
    Â»Hier ist ein jemand von der Kriminalpolizei für Sie, der mit Ihnen reden möchte. Fühlen Sie sich stark genug dafür?«
    Â»Ja, sicher«, krächzte Wassiljew.
    Ruste kam näher, damit der Patient ihn sehen konnte. »Hallo, Herr Wassiljew. Ich bin Ben Ruste. Ich möchte Sie nicht übermäßig strapazieren. Können Sie sich daran erinnern, dass Sie vor der JVA in Attendorn angegriffen wurden? Dabei hat man Ihnen eine Stichverletzung zugefügt. Sie stürzten und haben eine Schädelfraktur erlitten.«
    Â»Ja, ich weiß.«
    Ruste atmete tief ein. Jetzt kam er endlich in diesem verzwickten Fall einige Schritte vorwärts!
    Â»Haben Sie den oder die Täter erkannt?«
    Â»Nein. Ich wurde von hinten attackiert. Ich kann mich daran erinnern, dass ich gefallen bin. Ab dann ist alles schwarz.«
    Â»Haben Sie gar nichts gesehen? Fiel Ihnen etwas vor dem Anschlag auf? Haben Sie jemanden bemerkt, einen Mann oder eine Frau? Vielleicht haben Sie den Täter bereits gesehen, als Sie aus der JVA herauskamen?«
    Â»Nein, da war niemand. Es hat genieselt. Meine Freunde wollten mich eigentlich abholen, doch als sie nicht kamen, wollte ich zum Parkplatz gehen. Dann hat es mich von hinten umgerissen.«
    Ruste kam eine Idee. »Wollte Sie zufällig ein gewisser Roman Neufeld

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