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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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nachweisen. Zwar war es kein Geheimnis, dass er einen mafiosen Schmugglerring anführte, doch der Kerl war höchst geschickt. Ruste registrierte anerkennend die ungeheure Präsenz des Mannes. Äußerst ungewöhnliche Ausstrahlung für dieses Alter, da konnte er sich schon mal auf Schwierigkeiten einstellen.
    Doch zunächst wandte sich Ruste an den uniformierten Kollegen, der etwas abseits in der Ecke des Raumes stand, und begrüßte ihn mit einem Kopfnicken. Er kannte Wachmeister Benders flüchtig und wusste, dass er als zuverlässig galt. Flüsternd erklärte ihm Benders jetzt, dass er der Frau die Fingerabdrücke abgenommen hatte, nachdem sie sich weder ausweisen noch auf andere Art zur Klärung ihrer Identität beitragen konnte. Mustafa Arslan habe bestätigt, dass die junge Frau seine Verlobte sei und Özlem Cengiz hieße. Benders erklärte, ihm sei der Fall derart mysteriös erschienen, dass er die Kollegen von der Kripo eingeschaltet habe.
    Ruste bedankte sich knapp für die gute Vorarbeit und wandte sich an Arslan. In Erwartung großer Gegenwehr begann er das Gespräch forsch. »Kommissar Ruste, guten Abend. Ich darf Sie bitten, das Zimmer zu verlassen, da wir hier eine offizielle Ermittlung durchführen. Wir müssen Ihre Verlobte vernehmen, da sie wahrscheinlich durch Fremdeinwirkung verletzt wurde. Es besteht der dringende Verdacht, dass sie Opfer einer Straftat wurde. Warten Sie bitte vor der Tür, mit Ihnen möchte ich gleich auch noch sprechen.«
    Arslan musterte den Kommissar, ohne eine Miene zu verziehen. »Das werde ich nicht. Özlem ist nicht vernehmungsfähig, wie Sie selbst unschwer erkennen können. Außerdem kann sie gar kein Deutsch.«
    Ruste versuchte, den professionellen Eindruck zu wahren, doch innerlich explodierte er fast. Wie hatte er das vergessen können!
    Bevor er reagieren konnte, fuhr Arslan fort: »Ich habe vorsorglich unseren Anwalt herbestellt, da ich mit solchen Komplikationen gerechnet habe. Ich darf Sie wiederum bitten, unverzüglich den Raum zu verlassen. Sie behindern den Heilungsprozess meiner Verlobten. Sie sehen doch selbst, dass sie in ihrem Zustand keine Aufregung gebrauchen kann, schon gar keine Befragung, die sie an das traumatische Erlebnis erinnert.«
    Â»Die Ärzte und ich haben den Eindruck, dass Ihre Verlobte in stabiler Verfassung ist. Und Sie könnten dann bitte übersetzen.«
    Er ging auf das Bett zu, doch Arslan stellte sich ihm demonstrativ in den Weg. »Sie sehen doch, dass sie einen Schock erlitten hat. Würden Sie jetzt gehen oder muss Ihnen mein Anwalt die rechtlichen und disziplinarischen Konsequenzen aufzeigen?«
    Ruste ärgerte sich über sich selbst. Nicht nur, dass ihm vorhin dieser Fehler unterlaufen war. Nein, er musste sich eingestehen, dass der junge Mann ihn beeindruckte. Er hatte nicht mit diesen geschliffenen Umgangsformen gerechnet. Es war kein Wunder, dass man Arslan nicht festnageln konnte. Bedauerlich, dass der Bursche seine Intelligenz für kriminelle Geschäfte einsetzte.
    Â»Ich komme morgen früh mit einem Dolmetscher wieder. Wenn kein psychologisches Gutachten vorliegt, werde ich Ihre Verlobte befragen. Falls sie sich weigert, muss ich sie leider mit aufs Präsidium nehmen. Den beschwerlichen Transport wollen Sie ihr doch sicherlich ersparen, oder? Ich weise Sie hiermit darauf hin, dass Ihre Verlobte das Krankenhaus nicht verlassen darf.«
    Grußlos ging Ruste aus dem Raum. Das Gleiche wie bei Wassiljew! Eine Spur, aber keinen Schritt weiter. Arslan hatte ihn glatt gegen die Wand laufen lassen. Ruste ärgerte sich maßlos.
    Â»Und jetzt?«, ertönte es in seinem Rücken.
    Wütend drehte sich Ruste um. Benders schloss die Zimmertür hinter sich und blickte ihn fragend an.
    Â»Nix und jetzt! Sie haben doch alles mitbekommen. Sie bleiben hier und lassen nach Dienstende eine Ablösung kommen. Sehen Sie zu, dass der kleine Wichtigtuer nicht auf die Idee kommt, die Frau hier rauszuschaffen. Haben Sie verstanden?«
    Â»Geht klar. Ist die Frau verhaftet?«
    Â»Nein! Sie ist nicht verhaftet, sie ist das Opfer! Aber sie soll das Krankenhaus nicht heimlich verlassen! Natürlich können Sie Mustafa Arslan und seine Verlobte nicht daran hindern, zu gehen, doch vermitteln Sie ihm den Eindruck, dass er dafür unsere Zustimmung braucht, kapiert?«
    Benders nickte eingeschüchtert und marschierte

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