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Mordsmäßig fit

Mordsmäßig fit

Titel: Mordsmäßig fit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. K. Cambray
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waren tief umschattet. »Wir haben es hier mit einem Todesfall zu tun, Miss Gray«, sagte er. Angst ließ ihr Herz schneller schlagen. »Im Frauen-Whirlpool.« Als Karl das Gesicht verzog, kamen die Sehnen auf seinem Hals zum Vorschein. »Ich habe sie gefunden.«
    »Wir gehen besser noch mal runter«, sagte Griffin. »Die Leute vom Leichenschauhaus werden in ein paar Minuten hier sein.« Auf dem Weg nach unten richtete Dawn einen fragenden Blick auf Karl. »Eloise St. Martin«, sagte er. »Sieht aus, als ob sie umgekippt und dann ertrunken ist.«
    »Wir haben sie noch nicht herausgezogen«, sagte Griffin. »Sie war schon eine ganze Weile unter Wasser. Wir kamen viel zu spät.« Dawn stöhnte. Das überstieg ihre schlimmsten Erwartungen. Beklommenheit beschlich sie, schärfte all ihre Sinne. Sie roch den Schweiß von gestern, den leicht beißenden Chlor. Die Verfärbungen der Wand- und Deckenkacheln wurden zunehmend lebendig. Die Luft in der Frauenumkleidekabine war angefüllt vom Geruch von Seife, Deodorants und altem Puder. Fliesen führten auf die Whirlpoolterasse hinaus. Rostfreie Rohre bogen sich wie Fragezeichen in das stille Wasser. Unbewußt umfaßte ihr Arm Karls Bizeps, der so groß war wie eine Kokosnuß. Das hier war nicht im geringsten ihr Ding. Sie bewegte sich zögernder als die Männer.
    Karls massige Gestalt zerrte sie vorwärts. »Die Pumpen liefen, als ich sie fand«, sagte er. »Ich habe sie abgestellt.«
    Eloise St. Martin lag mit dem Gesicht nach unten etwa einen Meter tief auf dem Boden des Beckens. Auf der Kante der untersten Stufe lag ihr linker Fuß. Die rötlichen Hornhautpflaster hatten sich abgelöst. Ihr Hintern würde nun - für immer - ein wenig zu dick bleiben. Hüften, Rücken und Schultern waren durchtrainiert. Ihr langes, schwarzes Haar lag in Strähnen, von Luftblasen nach oben getrieben, auf dem Wasser und trieb, wie von Geisterhand bewegt, in der Strömung. Ihr ganzer Körper war schneeweiß und sehr ruhig. Mitleid stieg in Dawn auf. Sie fühlte sich schwach, wollte weinen. Sie klammerte sich an Karl, brauchte seine Stärke.
    Griffin murmelte etwas von Bedauern und zog einen Notizblock hervor. Er fragte Karl nach Einzelheiten über die Ertrunkene und wollte wissen, wo er sie gefunden hatte. Da der Club über Nacht geschlossen war und es keinerlei Zeichen von Gewalt gab, sah es aus, als hätte Eloise die ganze Nacht im Whirlpool verbracht. Dankbar, von diesem schrecklichen Anblick erlöst zu werden, eilte Dawn nach oben zum Computer, um Adresse und Telefonnummer der Frau für das polizeiliche Protokoll abzurufen. Als sie die Liste vor sich hatte, zögerte sie einen Augenblick. Einige zusätzliche Eintragungen fielen ihr auf. Sie ignorierte sie. Die hatten nichts mit der jüngsten Tragödie zu tun. Das konnte einfach nicht sein. Sie druckte die persönlichen Informationen aus und riß das Blatt vom Drucker ab.
    Als sie wieder herunterkam, waren die Leichenbeschauer schon da. Sie waren dabei, den Körper aus dem Wasser zu ziehen. Dawn beschloß, in der Umkleidekabine zu warten, während sie die Leiche »auscheckten«, wie es eine Frau von dem Team nannte. Dawn ließ sich auf einer der langen Bänke nieder. Sie atmete tief ein und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Irgendwann hörte sie, wie sich die Leute vom Rettungsdienst über Wasser unterhielten, das in die Lunge geraten war.
    »Umgekippt und untergangen. So sieht’s aus«, sagte eine Frau. »Weder Beulen noch Blutergüsse. Zu viel Hitze und nicht genügend Zeit um rauszukommen«, fügte ihr Partner hinzu.
    Dann wurde die Leiche von Eloise St. Martin zugedeckt, auf eine Bahre gelegt und hinausgetragen, vorbei an den sich drängenden Frühaufstehern, die jetzt wußten, warum sich ihr Training verzögerte. Unter den Wartenden befand sich auch Beth Willow, eine Angestellte. Dawn winkte sie vor den anderen rein. Klein und zierlich, machte Beth das Fehlen von körperlicher Kraft mit überschäumender Energie wett. In den sechs Monaten seit ihrer Einstellung hatte sie niemals eine Arbeit abgelehnt oder eine ihr aufgetragene Aufgabe verpfuscht. Sie war sozusagen ein Hansdampf in allen Gassen. Ohne sie hätte sich Dawn verloren gefühlt. Ihr offenes Gesicht war von der Kapuze ihres Parkas umrahmt.
    »Dawn, du siehst ja... furchtbar aus«, sagte Beth.
    Dawn nickte. »Hat wohl was mit der Toten zu tun, schätze ich.«
    Beth nickte. »Es ist alles so schrecklich.« Sie schüttelte ihren Kopf. Zuerst als Sympathiebezeugung, dann aus

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