Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
es kommt vermehrt zu Auseinandersetzungen mit seiner Frau, die auf teure Statussymbole keinerlei Wert legt. So weigert sie sich auch, ein neues Auto zu kaufen, das er unbedingt haben will. Er wirft ihr vor, geizig zu sein, und bestraft sie, indem er sie ignoriert und nicht mehr mit ihr spricht. Ihm istbewusst, dass seine auf Harmonie bedachte Frau sehr darunter leidet. In seiner egozentrischen Art und seiner Gleichgültigkeit ihr gegenüber tangiert ihn das jedoch in keiner Weise.
In der zweiten Jahreshälfte 1996 gibt Ilan Tesler seine Arbeit auf. Seine familiäre und berufliche Situation empfindet er als unerträglich. Ursula versucht, die Wogen zu glätten, und nimmt für ihn zwei Kredite von insgesamt elftausend Dollar auf, obwohl sie in München über ein Sparguthaben von vierzigtausend DM verfügt. Bis heute ist nicht geklärt, warum sie das getan hat. Ende 1996 hat Ilan Tesler in den USA und in Israel monatlich insgesamt etwa fünfhundert Dollar an Versicherungsbeiträgen zu entrichten, obwohl er in enormen finanziellen Nöten steckt und kein Einkommen hat.
Ursula Glück-Tesler, die darauf bedacht ist, dass er seine Schulden abzahlt, überlässt ihm dafür die monatliche Erhöhung ihres Stipendiums von etwa siebenhundert Mark und unterstützt ihn auch sonst so weit als möglich. Dass er so viel Geld für Versicherungsprämien vergeudet, hätte sie nie geduldet.
Ilan Tesler braucht das Geld seiner Frau aber auch für andere Dinge, unter anderem für Spielbankbesuche in Atlantic City und Las Vegas, wo er sogar einige Male größere Summen gewinnt, letztendlich aber wie jeder Spieler alles wieder verliert. Er besucht seinen Bruder, einen Angehörigen der israelischen Armee, der sich zu einer Fortbildung in Florida aufhält, genießt mit diesem das Nachtleben in Bars und Klubs und vergnügt sich mit Frauen.
In dieser Phase der immer drängender werdenden finanziellen Probleme tritt nun etwas ein, womit Ilan nicht gerechnet hat. Im November 1996 setzt Ursula die Pille ab und plant endgültig und unwiderruflich ein Kind.
Wohl spätestens jetzt reift in ihm der Plan, seine Ehefrau zu töten, um sich dann mit den Versicherungsgeldern ein schöneres Leben machen zu können. Ursula reist gern. Sie freut sich auch auf die Reise nach Peru. Ursprünglich allerdings wardiese erst für den Februar 1997 geplant. Doch Ilan Tesler hat es im November 1996 plötzlich sehr eilig. Ursula meint es ernst mit ihrem Kinderwunsch. Den »ehelichen Pflichten« kann er sich auch nicht gänzlich entziehen. Doch eines ist ihm klar: Würde Ursula schwanger werden, wäre sie nie mehr bereit, die beschwerliche Reise nach Peru mitzumachen. Sein Plan wäre gescheitert.
Obwohl Ursula in ein wichtiges Projekt eingebunden ist und eigentlich keinesfalls bereits im Dezember 1996 diese Peru-Reise machen will, wird sie wie immer vor vollendete Tatsachen gestellt. Ilan Tesler informiert sich, plant alle Einzelheiten, besorgt die Tickets und schließt noch eine Woche vor Reisebeginn eine ungewöhnlich umfassende Reiseversicherung ab, obwohl bereits ausreichender Versicherungsschutz durch die Bezahlung mit Kreditkarte bestanden hätte – allerdings ohne Leichenrückführungsgarantie.
Am Weihnachtstag 1996 treten sie die Reise an, von der Ursula Glück-Tesler nicht zurückkehren sollte – wobei man die Eheringe zu Hause lässt!
Der Prozess
Am 8. Januar 2001 begann vor dem Schwurgericht München I die Hauptverhandlung gegen Ilan Tesler. Vorsitzender Richter war Dr. Hanreich, Beisitzer waren Richterin Bauer und Richter Tüting, dazu kamen noch – wie bei Prozessen vor dem Schwurgericht üblich – zwei Schöffen.
Allein die Hauptakten umfassten über zwanzigtausend Blatt. Ein zweihundertseitiger Ermittlungsbericht (Schlussbericht) fasste die Ergebnisse zusammen. Die Kosten betrugen insgesamt dreihunderttausend Euro, nicht gerechnet die Kosten der Justiz.
Dreiunddreißigmal war der Beschuldigte von den Sachbearbeitern vernommen worden. Obwohl er von den AnwältenSprechverbot erhalten hatte, hatte er immer wieder ausloten wollen, welche Erkenntnisse vorlagen und wie der Stand der Ermittlungen war. Er hatte sich stets überlegen gefühlt, gelauscht und geplaudert!
In der Hauptverhandlung allerdings schwieg der Angeklagte. Das war zwar sein Recht, erschwerte aber die Aufgabe des Gerichts und erforderte eine umso genauere und gewissenhaftere Prüfung jedes einzelnen Indizes.
Anklagevertreter war Staatsanwalt Michael Höhne, der den Fall von
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