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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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dem Marktplatz eines Städtchens in Valle gesehen worden. Die Kinder stammten wiederum aus sozial schwachen Verhältnissen, wurden aber erneut als aufgewecktbeschrieben. Auch sie hatten Lotterielose und Kleinkram auf der Straße verkauft.
    Alle vier Leichen wurden in Sichtweite der Stadt in hoch bewachsenen, auf Hügeln gelegenen Zuckerrohrfeldern gefunden. Nun wurde langsam deutlich, dass es sich nicht um Alonso Lopez handelte, sondern um einen noch unbekannten, umherwandernden Täter.
    Da in Valle niemand gesehen hatte, dass die Kinder mit Gewalt fortgebracht worden waren, hatten sie sich vermutlich freiwillig aus der Stadt entfernt – wohl wieder wegen eines lohnenden Nebenjobs. Wie Luis Alfredo Garavito später eingestand, bot er vielen Kindern tatsächlich den Verdienst von etwa fünf Tagen Straßenarbeit für Hilfstätigkeiten an. Die Arbeiten passte er den betreffenden Regionen Kolumbiens an. Bei der Tötungsserie in Genua bat er sie beispielsweise, wie schon erwähnt, um Hilfe beim Viehtreiben, in Valle um das Schlagen von Zuckerrohr und anderswo um den Transport von Obstkisten, die er auch tatsächlich mit sich führte. Obdachlosen Straßenkindern versprach er Drogen, spielsüchtigen Kindern bezahlte er Automatenspiele. Sehr oft spendierte er in kleinen Läden Kuchen und Limonade, dann lud er sie auf weitere Erfrischungen bei sich »zu Hause« ein.
    Besonders das Versprechen eines schnellen Nebenverdienstes half bei der Tatverdeckung, da die Kinder ihre Arbeit auf der Straße nur kurz zu unterbrechen meinten und sich deshalb nicht abmeldeten. Zweitens folgten sie ihm freiwillig etwas abseits von Straßen und Wegen, weil Garavito vorgab, dort zu wohnen. Und drittens verschwiegen sie ihren Eltern den kleinen Zusatzverdienst sowie den genauen Auftrag samt Auftraggeber, um über das Geld frei verfügen zu können.
    Wie schon gesagt, Kinder im Allgemeinen und besonders Kinder, die viel Zeit auf der Straße verbringen, sind gewitzt. Es dürfte daher auch gut möglich sein, dass einige es für Geld in Kauf nahmen, dass Garavito an ihnen sexuelle Handlungen vornehmen könnte. Ihr kindliches Alter darf dabei nicht täuschen – das Ausmaß sexueller Handlungen an Kindern ist in den armen Gegenden der Welt nicht mit zentraleuropäischem Maßstab zu messen. »Wenn man zu Kindern nett ist«, berichtete Garavito dazu aus seiner Erfahrung, »dann kann man mit ihnen machen, was man will. Die Kinder verstehen ganz genau, wofür sie das Geld erhalten.«
    Garavito versuchte dabei stets, seine Opfer zum Mitgehen zu bewegen, ohne dass sie sich zu Hause abmeldeten, notfalls durch Ablenkung, kleine Geschenke und schöne Geschichten – eine weitere deutliche Parallele zu Jürgen Bartsch. Nicht immer gelingt das den pädophilen Serientätern, doch da ihr Zwang ihnen kaum andere Beschäftigungen erlaubt, haben sie viel Zeit zum Üben. Serienmörder sind Bestien, aber sie werden von Tat zu Tat charmanter.
Erste Spuren
    Am 21. Juni 1996 wurde in der Stadt Pereira eine weitere Leiche gefunden, die keiner Entführung zugeordnet werden konnte, und zwar die eines dreizehnjährigen Jungen. Eigentlich hätte jetzt auffallen müssen, dass es sich um eine Mordserie handelte und dass Garavito der Täter war. Denn kurz zuvor war er im Städtchen Boyaca nach der Tötung eines zwölf Jahre alten Jungen verhaftet worden. Dieser Junge war am 8. Juni samt seinem Fahrrad am frühen Nachmittag verschwunden. Auch er war Garavito freiwillig gefolgt, denn ansonsten wäre das Fahrrad wahrscheinlich zurückgeblieben. Die faulende Leiche dieses Jungen war fünf Tage später geköpft und mit abgeschnittenem, in den Mund des Opfers gestecktem Penis gefunden worden.
    Die Mutter ließ sich aber nicht so leicht abwimmeln wie viele andere der sozial schwachen Eltern, die in der Polizei nicht immer Verbündete fanden. Sofort nach dem Verschwinden ihres Sohnes hatte sie auf eigene Faust Nachforschungenangestellt und dabei festgestellt, dass das Kind zuletzt in einem kleinen Laden gesehen wurde. Dort hatte ein Fremder mit mehreren Kindern gestanden und ihnen Naschwerk gekauft. Die Personenbeschreibung deutete auf den zu dieser Zeit in der Stadt anwesenden Luis Alfredo Garavito hin, der nach seiner Festnahme aber gar nicht bestritt, mit den Kindern unterwegs gewesen zu sein. Nur mit der Tötung wollte er nichts zu tun gehabt haben. Da keine Beweise oder direkten Hinweise darauf vorlagen, dass er der Täter war, musste er nach wenigen Tagen wieder freigelassen

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