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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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werden.
    Dass Polizei und Staatsanwaltschaft (vielleicht mangels Ausbildung und Vernetzung) nicht erkannten, dass es sich um eine Serie handelte, verblüfft zwar im Nachhinein. Andererseits wurde fast zur selben Zeit Kanada von einer Tötungsserie an Teenagern heimgesucht, die auch nicht erkannt wurde (vgl.
Mordmethoden
, S. 204–261). Es ist hinterher oft leichter, wichtige von unwichtigen Spuren zu scheiden – steckt man aber mitten im Fall, so ist das gar nicht so einfach. Besonders wenn die Ermittler wie in Kolumbien ohne Computer und gegeneinander statt miteinander arbeiten, da sie zu verschiedenen Einheiten gehören.
Reise in die Vergangenheit
    Doch so langsam begann der Apparat anzurollen. Ein Staatsanwalt aus Villavicencio übernahm die Sache; er wirkt bis heute traumatisiert und berichtete mir, dass er möglicherweise ein Gesandter Gottes gewesen sei, um den Serientaten ein Ende zu setzen.
    Bei seinen Nachforschungen stieß er auf eine frühe Tötung im Heimatdorf Garavitos. Im November 1993 war ein Nachbarskind einer Schwester von Garavito getötet worden. Der elfjährige Junge war am Tag nach den Halloween-Feiern um sechs Uhr morgens verschwunden. Der Abend des 31. Oktobergilt in Kolumbien als »Abend der Kinder«, und entsprechend werden dort, ähnlich wie in den USA, Süßigkeiten an die von Haustür zu Haustür gehenden Kids verschenkt. Der tote Junge war nach Auskunft der Eltern am Morgen nach Halloween früh aufgestanden, um sich auf die Suche nach nachts aus den Taschen der anderen Kinder verloren gegangenen Süßigkeiten zu machen. Ein Kind auf der Suche nach Süßigkeiten – eine wirksamere Möglichkeit, um den Jungen zu sich zu locken, gab es wohl nicht. Garavito, der die Kinder normalerweise vormittags fortlockte, erkannte das, wich von seinem gewohnten Schema ab und griff das Kind schon morgens auf.
Der Zwang wird deutlich
    Im Verlauf der Ermittlungen trat den Beamten das Vorgehen des Täters immer deutlicher vor Augen. Er suchte gezielt – teils aus Gruppen von Freunden – Jungen im Alter zwischen sechs und etwa dreizehn Jahren aus. Alle hatten eine helle Hauttönung, nicht die in Kolumbien ebenfalls anzutreffenden indigenen oder negroiden Züge (erneut eine Parallele zu Bartsch, dessen Opfer eine zarte, helle, nur wenig behaarte Haut hatten). Die beiden einzigen Ausnahmen machte Garavito bei einem stark gehbehinderten Sechzehnjährigen im März 1994 und einem dunkelhäutigen Dreizehnjährigen im Juli 1997.
    Alle Leichen waren auf ähnliche Art gefesselt und wiesen zahlreiche Schnitte auf. Der Hals war fast immer durchtrennt oder tief eingeschnitten. Meist fanden sich in den Knochen des vierten Halswirbels Kerben – sogar die Halsdurchtrennungen wurden also auf stets gleiche Weise ausgeführt.
    An vielen Fundorten fanden sich leere Flaschen billigsten Schnapses (Garavito war Alkoholiker) sowie Vaseline-Behälter für den Analverkehr. Die noch erkennbaren Wunden wurden immer mit Messern verursacht, die gelegentlich schartig gewesen sein mussten; es handelte sich also um irgendwelche Messer,die Garavito am Tatort liegen ließ oder fortwarf. Notfalls nahm Garavito auch einfach einen Spieß oder einen anderen spitzen Gegenstand, um die Kinder zu töten, beispielsweise als er im Januar 1997 einen zehnjährigen Jungen erstach, nachdem er ihn auf die gewohnte Art gefoltert hatte.
    Echte Ausweidungen der Leichen fanden sich bei Garavito nicht, wenngleich manchmal innere Organe durch tiefere Schnitte hervorragten. Dies ist ein Unterschied zu den Taten Bartschs, der die Organe ausdrücklich aus den Leichen zog. Die Kinder waren immer in hoch mit Pflanzen bestandene, etwas außerhalb von Orten oder Städten meist hügelwärts gelegene Gelände gelockt worden. Diese Hügellagen halfen Garavito nach eigener Aussage dabei, mögliche Verfolger schneller zu entdecken.
    Den Ermittlern kam es zunächst besonders seltsam vor, dass die Taten um das Wochenende herum begangen worden waren. Da der Täter offenbar nicht örtlich gebunden war und in ganz Kolumbien tötete, konnte er kein normaler Arbeiter sein, sondern jemand, der durchaus auch wochentags Zeit für seine Taten hatte. Garavito gab folgenden Grund dafür an: Die Kinder verkauften ihren Krimskrams am Wochenende bevorzugt auf den dann besonders belebten Marktplätzen. Im Gewühl fiel es besonders leicht, die Kinder unerkannt anzusprechen und zu kleinen Hilfsleistungen wie dem schon genannten Transport einer Obstkiste anzuheuern.
    Das führte

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