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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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dazu, dass die Kinder keine Angst hatten – welcher Mörder würde schon mitten auf dem Marktplatz und am hellen Tag seine Opfer suchen? Außerdem fiel Garavito als Fremder an Wochenend-Markttagen auch in kleinen Städten nicht auf. Dass er sich dabei auch noch verkleidet habe, bestreitet Garavito allerdings. Im Januar 2006 sagte er dazu:
    »Ich habe mich nicht verkleidet, sondern einfach die jeweilige Berufskleidung getragen. Wenn ich als Bauer gearbeitet habe, sah ich eben wie ein Bauer aus. Es stimmt, dass ich auch einmal die Kleidung eines Geistlichen getragen habe, allerdingswar ich da für eine Stiftung unterwegs. Die jeweiligen Arbeitspapiere trug ich bei mir! Ich habe immer viel gearbeitet, weil ich eben gern viel Geld habe. Die Polizei hat das alles verdreht und behauptet, ich hätte mich absichtlich verkleidet, um die Opfer zu täuschen. Das stimmt aber nicht.«
    Vermutlich liegt die Wahrheit in der Mitte – Garavito war wohl schlau genug, den Vorteil der ohnehin notwendigen Anpassung an örtliche oder eben Bekleidungsgewohnheiten für seine mörderischen Absichten zu nutzen.
    Doch all diese Dinge waren noch lange nicht bekannt. Alles deutete auf einen vergleichsweise starr an seinem Vorgehen festhaltenden Einzeltäter hin. Besonders von der Presse wurde aber eine ganz andere Theorie diskutiert: Ein Satanskult mit vielen Mitgliedern sollte die Tätergruppe sein. In Wirklichkeit gab es dafür keinerlei Hinweise. Weder wurden Kerzen, Tücher, Aufschriften oder irgendwelche anderen angeblich »satanischen« Symbole oder Gegenstände gefunden, noch waren bislang zwei gleichzeitig an voneinander entfernten Orten begangene Tötungen bekannt geworden. Doch das wäre bei einem landesweit verbreiteten Kult mit derart hoher Opferzahl anzunehmen gewesen. Allerdings schien der Reiseverlauf des Täters keinem erkennbaren Muster zu folgen.
    Die Theorie, dass die Morde etwas mit illegalem Organhandel zu tun haben könnten, wurde wegen der unsterilen Bedingungen an den Orten der Tötung (im Freien, belegt durch die vielen Blutspuren) rasch fallen gelassen. Außerdem muss, wer Organe verkaufen will, die Blutuntergruppen von Spender und Empfänger kennen. (Angesichts des Grauens, das sich den Ermittlern bot, kam es aber auch nach dem Geständnis Garavitos noch zu interessanten Einfällen. Die Ermittler fragten mich beispielsweise, ob die Ursache seiner Taten nicht auch die allerdings sehr traurige Musik aus der Geburtsgegend Garavitos, dem Departement El Quindío, sein könnte.)
    Es gab noch eine Auffälligkeit der Tatorte, die auf einen Serientäter hindeutete. Offenbar unterteilte der Mörder ein ihmgeeignet erscheinendes beziehungsweise bereits erprobtes, etwas abgelegenes Gebiet gleichsam in Sektoren. Dann führte er jeweils eine Tötung pro Unterabschnitt durch. Die Leichen begrub oder verscharrte er dabei nie. Das bedeutet, dass die neuen Opfer hin und wieder förmlich über die Leichen gestolpert sein müssen.
    Nur in sehr wenigen Fällen führte er sogenannte defensive Leichenzerstückelungen zu Transportzwecken durch – und zwar wenn er ausnahmsweise eine Tötung in einer Wohnung beging. Nur diese Leichenteile packte er in Säcke und warf sie dann, mit Steinen beschwert, in Flüsse.
    Seine Gründlichkeit ermöglicht es Garavito übrigens bis heute, aus dem Gedächtnis die genauen Ablagestellen der Leichen anzugeben.
Garavito wird erkannt
    Im März 1999 rief die Polizei mehrere Personen an, deren Telefonnummern sie in den Taschen des angeblichen Bürgermeisters, der nun im Gefängnis von Villavicencio saß, gefunden hatte. Die Angerufenen wussten rasch, wie der Mann wirklich hieß, den ihnen die Polizei da beschrieb: Luis Alfredo Garavito Cubillos. Doch warum hatte er seinen Namen nicht angegeben? Die Strafe für das Sexualdelikt an dem Jungen würde dadurch ja nicht geringer.
    Also forschten die Polizisten weiter. Ein Team der Staatsanwaltschaft, die in Kolumbien eine eigene Ermittlungstruppe unterhält, stellte nun die entscheidende Verknüpfung her.
    Die Staatsanwaltschaft sammelte schon seit Längerem Unterlagen gegen Pädophile. Da Garavito im Verdacht stand, mit Kindern Sexualkontakte zu unterhalten, hatte man auch seine Eltern und Verwandten, ganz unabhängig von den jetzigen Ermittlungen, um Belastungsmaterial gebeten. Eine Vertrauensperson Garavitos übergab den Ermittlern nun einen Koffer, indem sich zahlreiche beschriebene, aber nicht zu entziffernde Notizzettel und Fotos befanden. Besonders

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