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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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entpuppte, eine schallende Ohrfeige versetzt hatte.
    Aber ich wusste, dass mein Ausrasten bei der Visagistin nur der willkommene Anlass für Wagner war, mir so ein Ding zu verpassen, um mich Schritt für Schritt aus dem Laden zu drängen. Rationalisierungsanordnungen aus Flamstadt.
    Oh, ich hatte alles so satt! Egal, was ich unternahm, ich rannte durch endlose Einbahnstraßen, aus denen es kein Fortkommen gab.
    Ich sah mich laufen.
    Am Straßenrand winkte Vic. Sie hielt ihren Daumen zum Anhalterzeichen ausgestreckt in meine Richtung.
    Ich stoppte nicht. Am Ende der Straße blitzte ein Licht. Es stammte aus einer Laterne, die jemand hin- und herschwenkte. Schemenhafte Umrisse der Person zeichneten sich vor dem Eingang eines Tunnels ab. Ken?
    „Schreib halt eine gute Story, und die Sache ist vom Tisch!“, riss mich Lila aus meinen Gedanken. Anscheinend hatte sie die ganze Zeit geplaudert, und ich hatte kein Wort, von dem, was sie sagte, kapiert.
    Eine gute Story! Als wenn das so leicht wäre. Mit Reportagen über Skatabende und Stricklieseln würde ich die Flamstädter kaum von meinen Qualitäten überzeugen. Rang ich nicht seit Monaten vergeblich um die Enthüllungsgeschichte, die meine berufliche Zukunft auf sichere Füße stellen sollte? Der Gottesanger und die toten Politiker – mir kam ein Gedanke ...
     
    Ich lud Jelzick auf ein Bier zu mir nach Hause ein, um mit ihm über den Mord an Prange zu sprechen. „Findest du es nicht auffällig, dass wir es in letzter Zeit ständig mit einem toten Politiker zu tun haben?“, fragte ich ihn.
    „Ne Menge Leute sind gestorben, von denen du keine Notiz genommen hast, und die waren alles Mögliche. Schlag es dir aus dem Kopf! Zwischen den drei jungen Konservativen und Prange gibt es keinerlei Verbindungen.“
    „Vielleicht doch! Egal, was Herder sagt, selbst wenn Christine sich umgebracht hat und an Depressionen litt, so war sie trotzdem jemandem im Weg, weil sie eine unbequeme Wahrheit an die Öffentlichkeit zerren wollte.“ Ich berichtete Jelzick von der geheimnisvollen Mail, die ich kurz vor ihrem Tode erhalten hatte. „Ja, und du weißt, dass Christine sich gegen die Bebauung des Gottesangers ausgesprochen hat. Ich bilde mir immer noch einen Zusammenhang zwischen der Grundstücksverteilung am Gottesanger und den toten Politikern ein. Denk an die Person, die mich am Grabmal des Nicolaus von Bernfried angegriffen hat und mich später zum Waldfriedhof bestellte! Diese Person wusste, dass ich die Gottesanger-Story recherchierte.“
    Jelzick schlürfte laut sein inzwischen warmes Bier. Als er das nasse Kinn aus dem Glas hob, entfleuchte ihm ein Rülpser. „Tschuldigung, aber ich arbeite ja nicht im Gesellschaftsressort. Für mich klingt das alles ’n bisschen weit hergeholt, was du dir zusammenreimst.“
    Mein Horoskop machte mir Mut. Es versprach mir einen harmonischen Marsaspekt, der meine Unternehmungen unterstützen würde. „Jelzick, wir müssen herausfinden, welche Position Prange zum Gottesanger vertrat.“
    „Na schön! Wenn es dir Spaß macht, klink dich in die Prangestory ein! Ich habe nichts dagegen. Kann ja verstehen, dass du den Typen von Herbeck nicht vergessen kannst und rauskriegen willst, wer das war. Bloß, pass auf, dass du nicht weiße Mäuse siehst!“
     
    Wie stets auf Beerdigungen goss es in Strömen. Der Hochsommer glich einem trüben Herbst. Nicht als goldglänzender Blätterwald, sondern als tristes Grau in Grau. Von den Bäumen, deren Blätter keinerlei bunte Verfärbung zeigten, troff das Wasser nur so runter und verwandelte den Boden in eine Schlammwüste, auf der die Beerdigungsgesellschaft entlangschlitterte. Oben im Geäst huschten Eichhörnchen hin und her. Sicher legten sie zwischen den Gräbern bereits einen Eichelvorrat für den Winter an. Irgendwo in der Ferne kreischten Krähen ihre traurige Friedhofsmelodie.
    Ein Schauer lief mir über den Rücken. Trotz Lederjacke und Wollpulli fröstelte ich. Auf Friedhöfen ist es fünf Grad kälter als sonst irgendwo.
    Jelzick, der neben mir stand, stülpte sich die Kapuze seines dunkelblauen Anoraks über den Kopf. „Nun guck dir die Herrschaften an!“
    Ich hatte Jelzick so lange bekniet, bis er mich auf Pranges Beerdigung mitnahm. Eigentlich war das ja schwachsinnig, es reichte, dass Jelzick einige Fotos für die morgige Ausgabe knipste, aber an welchen Ort kehrten Mörder im Fernsehkrimi zurück? An das Grab ihres Opfers!
    Anscheinend guckten auch die Kripobeamten Fernsehen, denn

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