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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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zartes Geräusch, so schwach, dass es kaum existiert. Noch lange kein Grund zum Jubeln. Ich streichle hoffnungsvoll ihre weichen Wangen. Diese reine Kinderhaut mit dem Geruch nach taubenetzten Rosenblüten!
    Ich brauche professionelle Hilfe. Hektisch krame ich das Handy aus der Jackentasche und alarmiere den Rettungsdienst. Ich will den letzten Hauch meines Atems dafür hergeben, wenn meine Schwester wieder lebendig wird.
    Meine Bemühungen um Vics Leben lassen mich jedes Zeitgefühl vergessen. Ich bin überrascht, als ich plötzlich von einer Menschentraube, so kommt es mir wenigstens vor, in leuchtenden, orangefarbenen Jacken umringt bin. Sie schieben mich sanft zur Seite und kümmern sich um Vic.
    Ich knie wie betäubt daneben. Aus meinem Gehirn sind sämtliche Gedanken verschwunden. Es ist komplett leer.
    Nach einer Weile wird Vic auf eine Bahre geladen. Sie breiten eine silbrig glänzende Folie, die wie Alufolie aussieht, über sie.
    „Ist sie ...? Nein!“ Weinend breche ich zusammen.
    Ein Sanitäter wirft mir eine Decke über die nassen Schultern und nimmt tröstend meinen Kopf in seinen Arm. „Sie wird es schaffen! Natürlich hat sie mächtige Unterkühlungen, aber sie ist eine zähe Natur.“
    Es ist das Schönste, was ich je gehört habe.
    „Wir bringen sie ins Krankenhaus. Sie sollten am besten auch gleich mitkommen, wenn Sie sich nicht eine tüchtige Lungenentzündung einfangen wollen!“
    „Moment noch.“ Ein Polizeibeamter, den wohl die Sanitäter gerufen haben, erscheint. „Wer ist der Tote?“
    Meine Zähne klappern. Ich hocke winselnd am Boden, aber mit glänzenden Augen verfolge ich, wie die Sanitäter die Bahre mit meiner kleinen Schwester in den Rettungswagen einladen. Mühsam bahnt er sich im Schritttempo seinen Weg über die engen Sandwege und passiert dann die hintere Ausfahrt der Kieslaster, die sonst verriegelt ist. Anscheinend haben sie die Firma verständigt. Bei einer Fahrt um den See herum hätten die Insassen des Rettungswagens das gleiche Schicksal wie Peter und Sebastian erlitten.
    Ich sehe den Rücklichtern hinterher und lausche dem aufheulenden Martinshorn. Lange höre ich das beruhigende ‚Tatütata‘ in weiter Ferne erklingen. Vic wird leben! Das ist das Einzige, was zählt!
    Der Polizist steht noch mit fragendem Gesicht vor mir. Erst jetzt sehe ich, dass Beamte einen zweiten Körper aus dem Wasser gezogen haben.
    Einer der Ärzte aus dem Rettungswagen ist hier geblieben. Er schüttelt den Kopf.
    „Wer ist der Mann?“, wiederholt der Polizist sanft, weil er vermutlich glaubt, ich stünde unter Schock.
    Ich zwinge mich, seine Frage konzentriert zu beantworten. „Das ist mein Mann Ken Winter. Ich habe ihn mit einer Eisenstange erschlagen.“
    Der Polizist ist perplex. Er sperrt den Mund staunend auf und gafft mich an. Bestimmt hat er mit tausend Ausflüchten gerechnet.
    Ein Kollege bringt ihm die Eisenstange, die am Ufer lag. Das belastende Beweismaterial.
    Es macht mir nichts aus. Ich hatte viele Wochen Zeit, mich mit dem Gedanken abzufinden, eine Mörderin zu sein. Diese Phase liegt hinter mir!

Kapitel 32
     
    Heiligabend verbringen Vic und ich gemeinsam im Krankenhaus. Trotzdem wird es für uns beide eines der schönsten Weihnachtsfeste, das wir bisher gefeiert haben.
    Wir bekommen viel Besuch. Die alte Clique aus Hamburg. Allen voran natürlich Lila, die alle zwei Minuten in Tränen ausbricht, wenn sie sich das Ausmaß der Gefahr vorstellt, in der wir schwebten.
    Und Sophie, die krittelt: „So was kann nur dir passieren, Nina, dass du auf einen solchen Mann hereinfällst! Und Vic ziehst du mit hinein! Euch beide darf man nicht aus den Augen lassen!“ Aber sie ist heilfroh, weil wir auf dem Wege der Besserung sind.
    Dem selbstbewussten Voller hat unser Abenteuer die Sprache verschlagen. Er sitzt fassungslos an meinem Bett und drückt mir die Hand. Ich bilde mir sogar ein, dass es in seinen Augen feucht schimmert.
    So zart besaitet ist Jelzick nicht, der mit Herbie im Schlepptau erscheint, und sofort ein Diktiergerät aufstellt, um mich über alle Einzelheiten zu interviewen.
    „Habt ihr eine Zeitung mit?“, frage ich die beiden.
    Als Jelzick das Rosenhagener Tageblatt herauszieht, bitte ich ihn: „Lies mir mal mein Horoskop vor, Skorpion!“
    „Was? Sag bloß, du glaubst an solchen Quatsch?“
    „Nun, lies!“
    Mit monotoner Stimme leiert er herunter: „Sie haben Sonne und Mars in den Tank gepackt. Nichts kann Sie aufhalten!“
    „Siehst du, die Sterne lügen

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