Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
Vom Netzwerk:
wohl oberlehrerhaft abgebügelt.‘
    Ich dachte an meine SMS und gab ihr recht.
    ‚Vic hat Stubenarrest bekommen, weil sie beim Klauen erwischt wurde. Natürlich ist sie durchs Fenster getürmt, direkt zu mir. Und weißt du, was sie im Drogeriemarkt hat mitgehen lassen? Eine Flasche Meister Propper! Ich war auch zuerst platt. Dann hat sie mir erzählt, warum. Diese verdrehte Göre hatte sich heimlich von deiner Schwester deren neues Angora-Strickkleid ausgeliehen.‘
    Ich grinste, als ich mir die magere Vic in dem viel zu weiten Kleid von Sophie vorstellte.
    ‚Aber sie hat es nicht angezogen, sondern daraus ein Nest für einen herumstreunenden Hund gebaut. Es sei so schön warm gewesen, meinte Vic. Jedenfalls lief der Hund irgendwann weg. Auf dem Kleid waren nun seltsame Flecke. Vermutlich hatte der Hund drauf gepinkelt. Und diese Flecke wollte deine großartige kleine Schwester mit Meister Propper entfernen. Was für ein Glück, dass es so weit gar nicht erst gekommen ist. Sonst hätte Sophie jetzt ein prima Loch im Kleid. Vic erinnert mich an dich. Liebe Grüße Lila.‘
    Während ich die zweite Nachricht überflog, die von einem Pressebüro stammte, das uns Interviews mit Schauspielern zum Kauf anbot, dachte ich voller Sehnsucht an Vic. Wie herzerfrischend wäre es, sie mit all ihren verrückten Einfällen bei mir zu haben!
    Ich zündete eine Zigarette an und öffnete die dritte Mail. Vor Überraschung fiel mir die brennende Kippe auf den Tisch, und es hätte beinahe ein Unglück gegeben. Blitzschnell fegte ich sie auf den Fußboden und trat sie mit dem Absatz aus. Ich klemmte mir eine frische Fluppe kalt zwischen die Lippen und wandte mich wieder dem merkwürdigen Text auf meinem Bildschirm zu: ‚Wenn Sie die ganze Wahrheit über Rosenhagens Politprominenz erfahren wollen, lesen Sie www.rosenhagen.de/polit/wahr‘. Anonymer Absender.
    Ich klickte die E-Mail-Adresse des Schreibers an. Sie bestand nur aus einzelnen Zahlen und verriet keinerlei Namen. Gesendet worden war die Mail bereits vor drei Tagen, abends um 20.23 Uhr. Ich hatte die Nachrichten länger nicht abgerufen, weil das Wochenende dazwischen lag und ich außerdem einen freien Tag abgebummelt hatte.
    Neugierig öffnete ich die genannte Homepage-Adresse. www.rosenhagen.de war die offizielle Web-Seite der Stadt Rosenhagen mit Informationen über öffentliche Einrichtungen und die Sehenswürdigkeiten: Ein Hünengrab draußen auf dem Feld und eine Herrenhausanlage aus dem 18. Jahrhundert in einem Dorf vor den Toren der Stadt mit Gesindehäusern und einem Eiskeller.
    Hinter ‚/polit‘ verbargen sich die Rosenhagener Abgeordneten, die knapp mit ihrem Zuständigkeitsbereich porträtiert wurden. Ich scrollte die Seite hinunter. Neben anderen lächelten mir die bekannten Gesichter von Huber, Prange, von Stetten, Winter, Ehrhardt und Herder entgegen. Unspannend! Dazu gab es jeweils einen Link auf die Homepage der entsprechenden Partei, wo Aktionen vorgestellt und jede Menge Lobhudeleien über ihre politische Arbeit verbreitet wurden.
    Ein Link zu ‚wahr‘ existierte nicht. Also tippte ich die vollständige Adresse ein, die mir der anonyme Schreiber genannt hatte, und wartete, welche sensationelle Enthüllung auftauchen würde.
    ‚Seite kann nicht angezeigt werden‘, flimmerte über den Bildschirm.
    Große Enttäuschung! Ich versuchte es mit ‚aktualisieren‘, falls ein anderer Browser verwendet worden war, scheiterte aber auch damit. Sowieso unlogisch, die anderen Seiten dieser Homepage hatte ich problemlos geöffnet.
    Was stand auf dieser Seite? Irgendeine Enthüllung über die Politiker oder einen von ihnen? An eine technische Panne glaubte ich nicht. Eher hatte der Urheber der Seite kalte Füße bekommen oder war gezwungen worden, seine Botschaft zu entfernen.
    Ich konnte mir keinen Reim auf die Angelegenheit machen. Wurden Leute – aus Neid? – denunziert oder stimmte etwas nicht? Einzig, dass die Geschichte irgendwie mit den Rosenhagener Politikern zusammenhing, war klar! Aber sonst tappte ich komplett im Dunkeln.
    Ein unruhiges Gefühl beschlich mich. Eine seltsame Vorahnung, als ob ich ahnungslos in etwas Schreckliches hineinschlitterte.

Kapitel 8
     
    „Feierabendpolitiker scheint nicht so’n gesundes Hobby zu sein“, meldete sich Jelzick mit heiserer Stimme von auswärts am Telefon. Offensichtlich musste er ordentlich schreien, um sich verständlich zu machen. Im Hintergrund hörte ich Sirenengeheul und Stimmengewirr. Wir hatten uns in

Weitere Kostenlose Bücher