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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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die Spüle. Er folgte mir.
    »Und jetzt, glaube ich, solltest du besser
gehen«, sagte ich, ohne mich umzudrehen.
    »Oh, nein. Nicht noch einmal, Sophie. Du kannst
mich nicht immerzu hierher einladen und mich dann bitten zu gehen. Das ist
nicht fair.« Seine Stimme klang heiter und scherzend.
    » Nicht fair! « schrie ich. »Du hast ja wohl echt Nerven, oder?
Glaubst du vielleicht, was du mir angetan hast und Agatha, was das betrifft,
war fair?«
    »Wovon redest du?« sagte er mit leiser, ruhiger
Stimme.
    »Gott, du bist ja noch beschissener, als ich
dachte. Ich weiß es, Greg, ich weiß, was da abgelaufen ist! «
    »Woa. Sachte, Sophie. Du mußt dich beruhigen und
mit mir reden.«
    »Ich will nicht mit dir reden«, schrie ich. »Hau
einfach ab. Hau ab! «
    »Hör zu, Schatz —«
    » Nenn mich nicht Schatz! «
    »Hör zu. Ich habe einen Fehler gemacht, letztes
Mal. Ich hätte nicht sagen sollen, was ich sagte. Dieses Mal gehe ich nicht.
Also, hör auf zu schreien und setz dich hin und rede mit mir.«
    »Das werde ich nicht.« Und um ihm zu zeigen, daß
ich es so meinte, marschierte ich aus dem Zimmer, ging ins Bad und schloß die
Tür ab.
    Ich wartete darauf, die Tür knallen oder
zumindest klicken zu hören, wenn er ging, aber es gab kein Geräusch. Nach einer
Weile gab es eins. Es war »Here, there and everywhere« von den Beatles. Er
machte es sich offenbar in meinem Wohnzimmer gemütlich und hörte meine CDs. Ich
entschloß mich, die Nacht, oder wie lange es dauern würde, im Bad zu
verbringen. Irgendwann mußte er sich langweilen und gehen. Ich klappte den
Deckel herunter und setzte mich auf die Toilette. Es war, als würde ich in
meiner eigenen Wohnung als Geisel gehalten. Warum spielte er dieses Spiel? Ich
konnte es nicht verstehen. Es sei denn..., es sei denn, er hatte einen guten
Grund dafür, zu leugnen, daß er und Agatha intim gewesen waren. Greg hatte
Agatha gesehen, bevor sie starb. Mein Plan fiel mir ein, der direkt unter
seiner Nase in meinem Wohnzimmer lag, mit meiner grafischen Rekonstruktion
ihrer letzten Tage, und quer darüber prangte in dicken Lettern sein Name, rot
wie Blut.
    Seit ich das Band gehört hatte, war ich so mit
der Tatsache beschäftigt gewesen, daß Greg und Agatha eine Affäre gehabt
hatten, daß es mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen war, die anderen
Implikationen seiner Anwesenheit in ihrer Wohnung zu betrachten. Soweit ich
wußte, war er der einzige Mensch nach Dorothy, der sie bei Bewußtsein gesehen
hatte. Was war also passiert? Hatte er vielleicht begonnen, seine Affäre zu
bereuen, und sich einen Weg ausgedacht, sie loszuwerden? Es wäre ein leichtes
gewesen, eine Überdosis in die postkoitalen Drinks zu schleusen, die sie, wie
ich mir vorstellte, miteinander genossen hatten. Aber warum? Gewiß nicht, weil
er angefangen hatte, mich zu mögen, und die Unmöglichkeit gesehen hatte, mit
uns beiden gleichzeitig eine Beziehung fortzuführen. Nein. Ich mag attraktiv
sein, aber wohl kaum Femme-fatale- Material. Vielleicht hatte sie das mit
uns herausgefunden und gedroht, seine Karriere zu ruinieren? Ich glaubte nicht,
daß das wahrscheinlich war. Es wurde bereits über ihn als eines der kommenden
Gesichter der neunziger Jahre gesprochen. Er war für die Neujahrsausgabe vom Esquire interviewt worden. Er brauchte Agathas guten Willen nicht so sehr. Es gab einfach
kein logisches Motiv, aber ich konnte über den Indizienbeweis, daß er dort
gewesen war, nicht hinweggehen.
    Ich fing an, mich ziemlich zu fürchten. In
meinem Bad mit seinem schwachen Riegel war ich wohl kaum sicher, falls
tatsächlich ein Mörder in meinem Wohnzimmer war, der Champagner trank und Revolver hörte. Mein Kopf raste. Ich erinnerte mich an die Notiz, die Mr. Middlemarch
mir gezeigt hatte. Sie lautete »SOPHIE B. A.«, und ich hatte mir keinen rechten
Reim darauf machen können. Vielleicht hieß das ja am Ende gar nicht >Briefe
ablegen< oder >Broadway anmahnen«, sondern >Sophie, Band abhörenHatte sie mich in aller Eile auf das Tonbandgerät hingewiesen, weil sie wußte,
daß ich dort hören würde, wie sie Greg traf? Aber das war lächerlich, weil sie
das Band nur versehentlich angelassen hatte. Sie war sich offensichtlich nicht
bewußt gewesen, daß sie sich selbst aufnahm.
    »Komm schon, komm raus, oder ich tret die
verdammte Tür ein!« sagte er lachend hinter der Tür.
    »Geh weg!« Es schien eine vollkommen
unangebrachte Antwort. Das Herz klopfte mir im Hals, und meine Pulsfrequenz
hatte sich

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