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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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widerstehen, weil das
Wohnzimmer nach vorne Fenster hat, die vom Boden bis zur Decke reichen, und auf
der Rückseite führen verglaste Doppeltüren auf eine Dachterrasse, die so groß
ist wie die Wohnung selbst. Ich habe rundherum Gitter angebracht (oder, um fair
zu sein, Martin hat die Gitter angebracht), an denen Wein und Glyzine wächst,
und ich verbringe so viel Zeit, wie das Wetter erlaubt, draußen in meinem
Garten sitzend und schaue über die Dächer. Abgesehen vom Verkehr und den
Waschmaschinen ist das einzige Geräusch, das ich höre, das Bellen der Seelöwen
im Londoner Zoo.
    Ich fand eine Flasche Tonic im Kühlschrank,
neben einigen unkenntlichen Essensresten, die ich vergessen hatte, wegzuwerfen,
bevor ich mich nach Edinburgh aufmachte, schenkte mir einen sehr starken
Gin-Tonic ein und ging nach draußen, um im Dunkeln zu sitzen und über das Leben
nachzudenken. Ich kam zu dem Schluß, daß ich mich so frei wie nie fühlte, und
trank einen auf Office Sees.
    Am nächsten Morgen mußte ich erkennen, daß ich
mit meiner Feierei nicht ganz so enthusiastisch hätte sein sollen. Ich kam
pünktlich im Büro an, aber nur, weil ich ein Taxi genommen hatte, was ich mir
in meiner neuen Genügsamkeit zu streichen geschworen hatte. Als Agatha eintraf und
mit einem neuen Band winkte, das getippt werden mußte, brauchte ich eine halbe
Stunde, bis ich herausfand, wie man das Wiedergabegerät bediente, und sechs
Blätter Papier, bevor es mir dämmerte, daß es an der Schreibmaschine eine
Korrekturtaste gab. Janet fehlte wegen einer Erkältung, und so war niemand da,
der mir einen Rat geben konnte. Außerdem mußte ich alle hereinkommenden Anrufe
annehmen, und um halb elf ging Anthony White in Agathas Büro und protestierte,
daß ihm ein dutzend Mal das Gespräch abgeschnitten worden war. Ich dachte, ich
würde rausfliegen, als Agatha mich in ihr Büro rief.
    »Hör’n Sie«, sagte sie, »welchen Monat haben wir
eigentlich?«
    »September«, wagte ich zu äußern.
    »Gut«, sagte sie. »Das heißt, wir können Austern
essen. Haben Sie über Mittag schon was vor?«
     
    Die Grand Central Oyster Bar hatte erst kürzlich
eröffnet, aber sie war in der Sunday Times über den grünen Klee gelobt
worden und wimmelte vor Gästen. Nicht einmal Agathas hochmütiges Auftreten
konnte uns einen Tisch sichern, und so saßen wir an der halbkreisförmigen Bar
und versuchten, uns über den Lärm hinweg zu verständigen. Sie bestellte einen
Whisky Sour und ich eine große Flasche Mineralwasser. Agathas Art war direkt,
und ich brauchte nicht lange, um richtig einzuschätzen, daß ihr Interesse an
einem Mittagessen mit mir das gleiche war wie ihr Interesse an irgendeinem
Mittagessen. Geschäft. Sie wollte Informationen über meinesgleichen.
    Sie bestand darauf, daß jede von uns ein Dutzend
Austern bestellte, und mir wurde etwas flau im Magen, teilweise bei der
Aussicht, sie zu essen (ich hatte das Gefühl, nur sechs schaffen zu können),
und teilweise bei der Aussicht, die äußerst übertriebenen Berichte von meiner
Schauspielerei in Cambridge rechtfertigen zu müssen, die sie offensichtlich in
meinem Lebenslauf gelesen hatte. Ich brachte es fertig, einige Namen fallen zu
lassen, und beglückte sie mit Erzählungen über die Politik am Theater.
Schließlich ging mir der Stoff aus, und ich war gezwungen, meine stümperhaften
Ausflüge in die Komik zuzugeben, was sie ungemein interessierte. Ich mußte
versprechen, ihr zu sagen, wann mein nächster Auftritt sein würde, damit sie
vorbeikommen konnte. Ich erzählte ihr, daß es wirklich nur ein bißchen Spaß
sei, aber sie wies das zurück und sagte, daß die meisten der neuen
erfolgreichen Situationskomödien aus Stegreifauftritten in der Kleinkunst
hervorgegangen seien. Ich fand es ziemlich erfrischend, daß jemand von ihrem
Kaliber und Alter noch immer an neuem Material interessiert war, und begann,
ihr das zu sagen.
    »Menschenskind, Sophie, Sie hören sich an, als
hätte ich mein Verfallsdatum überschritten! In diesem Geschäft darf man niemals
Talente ignorieren. Denken Sie, Joe Orton und Peggy Ramsay — einige der
strahlendsten Sterne, kommen einfach von der Straße herein. Man muß seine ganze
Zeit investieren, nie selbstzufrieden werden. Und überhaupt, es macht viel mehr
Spaß, sich mit rohem Talent zu befassen.« Sie kippte eine Auster an und trank
den Saft. »Schauspieler und Schriftsteller sind nach sehr kurzer Zeit
schrecklich von sich selbst besessen. Ich muß immer mal ein

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