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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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haarten sie von oben bis unten voll.
    Kalle wartete schweigend ab. Er stand mit verschränkten Armen neben mir und beobachtete meine Partnerin, wie sie ein Kätzchen nach dem anderen in beide Hände nahm und ihnen einen sanften Kuss auf die Näschen gab. Dass sie derart tierlieb war, wusste ich bis dato nicht.
    Als ich Diana so betrachtete und neidisch auf die Katzen wurde – ich hätte auch gern einen Kuss von ihr bekommen –, fiel mir ein großer Bluterguss auf der Innenseite ihres Unterarms auf.
    Bevor ich ihn eingehender ansehen konnte, sagte Kalle: »Wenn du eine haben willst, nur zu.«
    Diana befreite sich von den außer Rand und Band geratenen Tieren, stand auf und krempelte sich die Ärmel herunter, wodurch sie den Fleck wieder verbarg.
    »Nein, geht leider nicht.« In ihrer Stimme schwang ein Anflug von Traurigkeit mit. »Mein Freund mag keine Haustiere.«
    »Schade, du kannst gut mit ihnen umgehen.« Er wandte sich zu mir. »Was ist mit dir, Tomas? Interesse?«
    Ich ertappte mich dabei, wie ich tatsächlich darüber nachdachte. Die Abende in meiner Wohnung waren einsam und still, ein tierischer Begleiter wäre vielleicht eine willkommene Abwechslung für mich, auch wenn ich nicht viel von Katzenhaltung verstand.
    »Ich schlaf eine Nacht drüber und ruf dich morgen an.« Ich fing mir einen überraschten Blick von Diana ein.
    »Sind alle vier frei, kannst' dir eine davon aussuchen.« Kalle begann, die Tiere einzufangen und sie in das Zimmer zurückzubringen. »Ich muss sie wegsperren, sonst flitzen sie durch die Haustür und sind weg.«
    Als alle dort waren, wo sie sein sollten, schob Kalle uns zur Tür und öffnete sie.
    »Nehmt mir das nicht übel, aber ich hab noch einiges zu tun, ihr habt ja gesehen, wie es bei den Katzen aussieht. Ich muss sauber machen und mich um meinen Besuch kümmern.« Er gab Diana und mir die Hand. »Viel Erfolg bei den Fällen, entschuldigt, dass ich euch nicht helfen konnte.«
    »Kein Problem. Auf Wiedersehen, Kalle.« Ich wandte mich von ihm ab und ging mit Diana zu meinem Auto.
    Wir stiegen ein, schnallten uns an und ich fuhr los. Erst schien es, als würde es eine Fahrt voller Schweigen zwischen mir und ihr werden, aber nach ein paar hundert Metern ergriff sie das Wort.
    »Kam er dir auch komisch vor?«
    »Irgendwie schon. Ich hatte mir mehr erhofft«, gestand ich und bog links ab. »Mir kam es vor, als wolle er nicht darüber sprechen.«
    »Das hätte er mir auch am Telefon sagen können, dann hätten wir uns den Weg erspart.«
    »Offenbar hat er gehofft, seinerseits Infos von uns zu bekommen.«
    »Gut möglich. Seltsamer Kauz.« Diana schnalzte mit der Zunge. »Und was jetzt?«
    »Zurück zum Revier und auf Baacks Anruf warten«, sagte ich.
    »Ich hasse es, zu warten.« Sie schwieg und ich dachte schon, damit wäre der Gesprächsbedarf zwischen uns gedeckt, aber sie redete weiter: »Willst du dir wirklich eine der Katzen holen? Passt gar nicht zu dir.«
    »Vielleicht, mal sehen. Ich brauch Gesellschaft zu Hause.« Ich lachte, Diana stimmte nicht mit ein. Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich begriff, dass sie sich extrem geändert hatte.
    Als mein einsames Lachen verstummte, fiel mir der Bluterguss an ihrem Unterarm wieder ein. »Wo hast du dich verletzt?«
    »Wie bitte?« Anscheinend wusste sie nicht, was ich meinte.
    »Der Fleck an deinem rechten Unterarm. Der sieht übel aus, was hast du gemacht?«
    »Ach so, der …« Sie rieb sich die Stelle. »Bin im Fitnessstudio ein wenig zu wild gewesen und hab mich an einem Gerät gestoßen.«
    »Tut's arg weh?« Blöde Frage, Herr Ratz …
    »Es geht, hatte schon schwerwiegendere Verletzungen.« Sie lachte kurz, aber es hörte sich eher ernst und trocken an.
    Ich nickte gedankenverloren und ließ das Thema auf sich beruhen. Warum sollte Diana mich anlügen und eine Geschichte erfinden, um mir den Bluterguss zu erklären? Hatte ich mir in Kalles Haus nicht geschworen, nicht immer gleich das Schlimmste zu vermuten?
     
    Ich bog auf den Parkplatz des Reviers und stellte den Wagen auf einem freien Platz ab. Während wir zum Gebäude gingen, regierte weiterhin eisiges Schweigen. Mir tat es in der Seele weh, nicht mehr die hibbelige Diana neben mir zu haben, die alles mit einem Lächeln und einem Spruch abtat. Ich war schuld, dass zwischen uns diese seltsame Stimmung herrschte, nicht mehr und nicht weniger.
    Also find dich damit ab, alter Freund, du hast einiges ruiniert  …
    In der Polizeiwache trennten sich unsere Wege.

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