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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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befanden sich Damen, deren Parfums eifrig dagegen ankämpften, aber sang- und klanglos untergingen. Und eben diese Frauen störten ihn. Im Festzelt herrschte eine Fleischschau, die ihresgleichen suchte. Ein Dekolleté war tiefer ausgeschnitten als das andere. Jede glaubte, die einzig Wahre und Hübscheste auf dem ganzen Gelände zu sein. Sie baggerten fremde Männer an, warfen sich in deren Arme und kicherten verlegen, wenn ihnen jemand an den Hintern griff. Was nicht heißen sollte, dass David nicht bemerkte, dass auch die Männer zu schwanzgesteuerten notgeilen Blinden mutierten.
    Das alles beobachtete er, während er an einer Maß nippte und sich vornahm, keine weitere zu trinken. Er hatte bereits einen leichten Schwips, das genügte ihm.
    »Mach dich locker, Alter!«, schrie ihm einer seiner Kollegen ins Ohr. Die Musik war dermaßen laut, dass David ihn kaum verstand.
    Was auch immer er dir sagen wollte, kann nicht von großer Bedeutung gewesen sein  …
    David reichte es. Er bekam keine Luft, das Bier kam ihm hoch und die Beine verkrampften sich durch das lange Stehen.
    »Ich hau ab, wir sehen uns im Hotel!«, rief er einem Kollegen zu. Ob dieser ihn hörte, war ihm herzlich egal. Die Leute würden auch ohne ihn weiterfeiern.
    Zu den Partykanonen hatte er noch nie gezählt. Als Teenager hatte er die Discos und Geburtstagsfeiern seiner Mitschüler gemieden – wobei es ohnehin nie vorgekommen war, dass jemand ihn einlud. Als er volljährig wurde, wagte er sich ein einziges Mal in eine Schwulendisco. Er wusste, dass Homosexuelle dort verkehrten, weil sein Vater es ihm erzählt und David davor gewarnt hatte, ihr zu nahe zu kommen. Woher der Hass seines alten Herrn auf Schwule kam, fand David nie heraus.
    Er selbst war fasziniert von der Normalität, die dort herrschte. Sein Vater hatte immer gepredigt, Schwulen könne man es an der Nasenspitze ablesen, dass sie ihre Schwänze gern ins falsche Loch steckten. David konnte keinem auf Anhieb ansehen, dass er vom anderen Ufer war. Alle unterhielten sich normal, tranken Bier oder Sekt und zwischen den maskulinen Körpern fand sich sogar hin und wieder eine Frau. Alles lief gesittet und geordnet ab. Dennoch fühlte David sich nicht wohl, denn niemand schien ihn zu bemerken. Er hatte gehofft, Kontakte zu knüpfen und einen netten Mann kennenzulernen. Fehlanzeige. Keiner setzte sich zu ihm an die Bar oder gab ihm einen Drink aus. Er war wie Luft für die anderen Gäste. Nach drei Stunden hielt er es nicht mehr aus und fuhr nach Hause. Das war sein erster und letzter Besuch in einer Disco gewesen. Egal ob für Hetero- oder Homosexuelle, solche Klubs mied er von da an.
    Und genau so fühlte er sich auch auf dem Oktoberfest. Seine Arbeitskollegen hatten ihn beinahe genötigt, sie zu begleiten, und jetzt beachteten sie ihn nicht.
    Wie ein getretener Hund verließ er das Gelände, suchte sich ein Taxi und verfluchte die ganze Bagage. Sollten sie sich doch die Gehirnzellen wegsaufen und in ihrer eigenen Kotze schlafen. Er wollte nur noch ins Bett und am nächsten Morgen zurück nach Duisburg fahren.
    Das Hotel, in das sie heute früh eingecheckt hatten, lag fünf Kilometer entfernt und das Taxi brachte ihn in Windeseile dorthin. Er bezahlte, gab dem Fahrer ein kleines Trinkgeld und betrat das Foyer. Es war nichts Besonderes, aber in seinem Zimmer gab es ein warmes, sauberes Bett, das auf ihn wartete; mehr brauchte David nicht.
    Als er zum Fahrstuhl schlenderte und spürte, dass der Alkohol seinen Körper leichter erscheinen ließ, sah er ein Pärchen, das die Treppen hinaufging.
    Sofort packte es ihn. Sein Herz schlug schneller und seine Handflächen wurden feucht, als sich der Mann umdrehte und David direkt anzusehen schien.
    Die Augen leuchteten und die weißen Zähne machten sein Lächeln zu einem perfekten Bild. David glaubte, ihm ziehe jemand den Boden unter den Füßen weg, als der Mann sich abwandte und mit seiner Partnerin Stufe für Stufe langsam aus seinem Blickfeld verschwand.
    Nein! Er durfte sie nicht verlieren. Keinesfalls! Dieser Blick und die Zähne  …
    Ob er auch auf dem Oktoberfest gewesen war? Von der Kleidung her schien es nicht der Fall zu sein. Ein schicker schwarzer Anzug schmiegte sich an den Leib seines neuen Exemplars. David stellte mit Vergnügen fest, wie sich die Pobacken hoben und senkten, während der Mann hinaufstieg.
    David nahm die Verfolgung auf. Den ankommenden Fahrstuhl ignorierte er und schlich mit einigem Abstand den beiden hinterher. In

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