Mordsucht
auch gut daran erinnern zu können …
Dass der Tote bis heute keine Identität besaß, hatte ich nicht erwähnt.
»Vielleicht kann er dir noch mehr sagen«, endete Gerd.
»Werd ich machen.«
Bis Gerd Baack anrief, stand die Befragung von Kalle Meyer ganz oben auf meiner »To-do-Liste«.
Ich gab ihm meine Handynummer durch und wir verabschiedeten uns. Kaum dass ich aufgelegt hatte, meldete sich Diana zu Wort.
»Mit wem hast du telefoniert?«
»Wie lange hast du denn gelauscht?«, stellte ich eine Gegenfrage.
»Nicht lange …« Sie verstummte und verschränkte die Arme, eine klassische Abwehrhaltung. Sie fühlte sich ertappt.
Ich ließ Gnade walten, schließlich wusste ich mittlerweile, wie sie tickte.
»Mit Gerd Baack vom BKA. Ich hab ihn nach den zwei Männerleichen gefragt und ihn gebeten, die Datenbanken nach vergleichbaren Fällen zu durchsuchen.«
Sie nickte schwach. »Der Gehäutete und der Kehllose … Ich hab mir die Akten gestern angesehen, nachdem du gegangen bist.«
»Und? Was hältst du davon?« Ich war mehr als gespannt auf ihre Meinung.
»Sie weisen keine Ähnlichkeiten auf, aber irgendwas sagt mir, dass sie zusammenhängen könnten.«
»Geht mir genauso, deshalb meine Anfrage bei Baack.«
»Und was hast du jetzt vor?«
Ich holte tief Luft und stieß sie mit einem Seufzer wieder aus. »Ich muss Schroer Bescheid geben, dass ich die beiden Fälle bearbeiten will und das BKA verständigt habe.«
Sie klopfte mir auf die Schulter. »Dann viel Spaß, der Chef ist im Moment überaus gereizt.«
»Kann ich verstehen«, sagte ich und meinte es genau so.
»Brauchst du Hilfe?«, wollte sie wissen.
»Du hast doch genug mit dem Doppelmord zu tun.«
»Ohne den Obduktionsbericht kommen wir nicht weiter, die Rechtsmedizin braucht länger als gewöhnlich, weil das männliche Opfer derart entstellt ist. Und Jürgen hat Unterstützung durch die Streifenpolizisten, die müssen mit ran, weil die anderen Kriminalbeamten in der Soko arbeiten.«
»Also …«, begann ich, »wenn du nicht gebraucht wirst, kannst du mich zu Kalle Meyer begleiten. Er war auch an den Ermittlungen beteiligt. Baack hat mir empfohlen, mit ihm zu sprechen.« Ich seufzte schwer. »Aber erst nachdem ich bei Schroer war.«
»Klar, ich komm mit.« Sie streckte mir die geballte Faust entgegen. »Wieder alles okay zwischen uns?«
Das klang nach einem Friedensangebot.
Ich ballte ebenfalls meine Hand zur Faust und drückte sie als versöhnliche Geste gegen ihre.
»Kann ich in der Zeit etwas machen?«
Ich schrieb ihr den Namen des pensionierten Kriminalbeamten auf einen Zettel und gab ihn ihr. »Find seine Telefonnummer raus und ruf ihn an.« Ich sah auf die Wanduhr. »Ist zwar erst sieben, aber alte Menschen sind ja normalerweise Frühaufsteher, vielleicht haben wir Glück. Sag ihm, weshalb du anrufst, und frag ihn, ob wir gleich vorbeikommen können.«
Diana salutierte. »Wird gemacht, Boss.« Sie lächelte verschmitzt und ging zurück an ihren Schreibtisch.
Als ich mich auf den Weg machte, Schroer zu suchen, wunderte ich mich einmal mehr über Dianas Unbeschwertheit. Sie musste doch wissen, dass ein wieder alles okay zwischen uns und ein Abklatschen mit den Fäusten nicht ausreichten, damit es war wie vor meinem Geständnis. Diese Frau konnte so leicht nichts aus der Bahn werfen. Wenn es für sie in Ordnung war, einen verknallten Partner an ihrer Seite zu haben und so zu tun, als sei nichts geschehen, musste ich daran arbeiten, dass es über kurz oder lang auch für mich okay wurde …
Kapitel 21
Schroer sah sich flüchtig die Akten der beiden Mordfälle an und runzelte die Stirn. Ich hatte ihn im Pausenraum gefunden, während er am Tisch saß, sich eine geschmierte Stulle einverleibte und einen Kaffee trank. In solchen Tagen gehörte das koffeinhaltige Getränk zum besten Freund eines Ermittlers.
Jetzt lag sein halb aufgegessenes Frühstück auf dem Tisch und er blätterte die Dokumente durch.
»Und Sie glauben, es könnte derselbe Täter gewesen sein, Ratz?«
»Es gibt keine Beweise. Meine Intuition sagt mir, dass sie zusammenhängen.«
»Und das BKA haben Sie mit eingebunden?«
Ich wusste nicht, warum mein Chef alles hinterfragte, was ich ihm soeben erzählt hatte, dennoch antwortete ich ihm geduldig. »Ja, ich habe einen der Ermittler informiert, der an den Fällen beteiligt war, Gerd Baack.«
»Kenn ich, kenn ich …« Schroer wirkte zerstreut.
Hörte er mir überhaupt zu? Verstand er, dass es
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