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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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an den beiden sind wir hängen geblieben. Und wir dachten, du könntest uns was darüber erzählen.« Ich verschwieg ihm, dass ich glaubte, es handele sich um einen Serientäter und wartete seine Reaktion ab.
    »Wisst ihr …«, Kalle faltete die Hände über seinen Bauch, »jeden Ermittler ereilt irgendwann dasselbe Schicksal wie mich. Man bekommt einen Fall, kann ihn nicht lösen und er verfolgt einen, wenn man Pech hat, bis ins Grab.« Er kaute auf seiner Unterlippe. »Ich kann euch nicht mehr sagen, als in den Akten steht. Gerd und ich haben alles durchleuchtet, wir haben keine Spuren gefunden, die uns zum Täter hätten führen können.« Er zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen.«
    Meine Hoffnungen, neue Informationen zu bekommen, lösten sich in Rauch auf. Worauf hatte ich gehofft? Dass Kalle mit Details um die Ecke kam, die ratzfatz die Morde aufklärten? Oder Fakten verheimlicht hatte?
    Diana gab nicht so schnell auf wie ich. »Siehst du einen Zusammenhang zwischen den Fällen?«
    »Nein«, sagte Kalle zu hastig für meinen Geschmack, sein damaliger Kollege Baack hatte mir etwas anderes gesagt.
    »Nicht?« Diana schien ihm ebenso wenig zu glauben wie ich. »Wir sehen das anders.«
    Er stand auf. »Ich kann euch nicht mehr sagen, als in den Unterlagen steht. Und wenn es nichts ausmacht, würde ich euch bitten jetzt zu gehen, ich habe noch einiges zu tun.«
    Ein kurzes Schweigen entstand, da Diana und ich gleichermaßen verblüfft waren über Kalles Verhalten. Als ich mich erheben wollte, hörte ich ein leises, kratzendes Geräusch, kaum mehr als ein Flüstern, dennoch laut genug, dass es meine Aufmerksamkeit erregte. Er schien es ebenfalls zu hören und richtete für einen  Moment seine Augen auf den Flur. Als sei nichts gewesen, nickte er mir zu und machte mit einer Handbewegung deutlich, dass es für uns Zeit war zu verschwinden.
    Diana ließ sich nicht wegscheuchen. »Was war das, Kalle?«
    Anstatt nervös zu werden und ins Schwitzen zu geraten, weil er möglicherweise etwas vor uns verheimlichte, ließ er den Kopf hängen. »Ihr geht eh nicht, bevor ich es euch gezeigt habe, oder?«
    Der alte Ermittler wusste selbst gut genug, dass sich ein Kriminalbeamter, der Lunte gerochen hatte, nicht aus dem Haus vertreiben ließ.
    »Wenn's keine Umstände macht …«, setzte ich an und verstummte, als er uns aufforderte ihm zu folgen.
    Im Flur gab es vier weitere Türen. Ich vermutete, dass eine zur Küche führte, eine ins Badezimmer und eine in den Keller, wohl der Standardaufbau in vielen Gebäuden. Was sich hinter der vierten verbarg, würden wir gleich herausfinden.
    Als wir uns der Türen näherten, wurde das Kratzen lauter. Krallen, die über Holz wetzten, irgendetwas wollte verzweifelt aus dem Raum gelassen werden.
    »Sie sind noch nicht stubenrein«, sagte Kalle und öffnete vorsichtig die Tür.
    Ich atmete erleichtert aus und lachte, als sich tapsige Katzenbabys schwankend und unsicher an ihrer Mutter vorbeidrängten und in den Flur stürmten. Albern und ungeschickt tollten sie miteinander und trugen kleine Rangkämpfe aus.
    Weshalb musste ich hinter jeder verschlossenen Tür eine gefangene Person vermuten, die durch einen perversen Soziopathen zu Tode gefoltert wurde? Es gab so schöne Dinge im Leben, die es zu bestaunen gab, so wie die Kätzchen, die sich mittlerweile zwischen unseren Beinen eine Verfolgungsjagd lieferten. Warum sah ich nicht einfach hin und vermutete gleich bei einem ungewohnten Geräusch ein Verbrechen? Und schließlich war Kalle ein angesehener Kriminalhauptkommissar außer Dienst. Ich musste mir abgewöhnen, ständig und überall nur Schlechtes zu sehen.
    Wahrscheinlich lag es daran, dass ich meine Schwester und meine Nichte tot hinter einer dicken Stahltür in einem Keller gefunden hatte. Meine seelischen Wunden verheilten nur schleichend …
    Auch wusste ich jetzt, woher der unangenehme Geruch kam, den ich beim Betreten des Hauses bemerkt hatte. Das Katzenzimmer war mit Zeitungen ausgelegt, auf der sich Urinflecken und winzige Kothaufen den Platz teilten. In der Mitte stand ein großer Weidenkorb, ausgepolstert mit mehreren Decken und einigen Kissen. Der Schlafplatz für die Mutter und ihre Rasselbande.
    »Gott, sind die süß!«, rief Diana, krempelte ihre Ärmel hoch und setzte sich zu den Fellknäulen auf den Boden. Sie wurde stürmisch begrüßt. Vier Kätzchen sprangen auf ihr herum, verfingen sich mit den Krallen in Dianas Kleidung und

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