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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sah, hatte sie oft weinen müssen, ohne zu begreifen, daß solche schönen Gegenstände bei den Sumpfbewohnern als unheilig und unglückbringend galten, und daß sich das Gold ohne die Reinigung durch das Feuer für den Tauschhandel nicht eignete. Die Sagen waren im Haus vonnöten, um die Kinder zu lehren, doch Schönheit hatte im Leben der Barrower keinen Wert, nur Gold und der Wert, den andere darin sahen.
    Sie schritt weiter und berührte dabei einen Gegenstand neben der Tür. Er fiel zu Boden und zerbrach, ein tönernes Geräusch, in der dunklen Leere sehr laut hallend. In Jhiruns Nacken kribbelte es, und sie spürte die Stille nach den Echos um so mehr — und die Frechheit von Jhirun Elas-Tochter, die gekommen war, um einen König zu bestehlen.
    Sie entfernte sich von der Sicherheit der Wand und betrat die Hauptzone, da das Licht die Ruhestätte des Königs überschüttete und auf staubigem Metall schimmerte.
    Sie sah die Leiche des Königs, die Kleidung dünne Lumpen über den altersdunklen Knochen. Die Skeletthände waren auf der Brust verschränkt über einer Rüstung aus verrosteten Ringen, und auf dem Gesicht lag eine Maske aus Gold, wie es angeblich in frühester Zeit Sitte gewesen war. Sie streifte den Staub zur Seite, der die Maske bedeckte, und sah ein schönes Gesicht, ein starkes Gesicht. Die Augen waren geschlossen dargestellt, die hohen Wangenknochen und der anmutige Schwung der Lippen wirkten eher
khalin
als menschlich. Der urzeitliche Künstler hatte sogar die feinen Linien von Brauen und Wimpern eingraviert, hatte die Lippen und Nasenflügel so zart gestaltet, daß es so aussah, als würden sie jeden Augenblick den Atem einsaugen. Es war das Gesicht eines jungen Mannes, dessen strenge Schönheit sie später heimsuchen würde, wenn sie neben Fwar schlief, das wußte sie jetzt schon. Wie grausam, daß sie ihn nun berauben, ihm die Maske nehmen wollte, um seinen grausigen Zerfall bloßzulegen.
    Bei diesem Gedanken zog sie die Hand zurück und erschauderte, dabei berührte sie die Amulette an ihrem Hals; schrittweise entfernte sie sich von ihm und wandte sich den anderen Toten zu, die an der Wand saßen. Sie plünderte sie, wühlte furchtlos zwischen ihren Knochen nach goldenen Schmuckstücken, vermengte achtlos die Knochen, damit die Gespenster gleichermaßen verwirrt waren und sich am Abend des Halbjahrestages nicht an ihr rächen konnten.
    Irgend etwas huschte zwischen den Toten hindurch und erschreckte sie dermaßen, daß sie ihren Schatz beinahe fallen gelassen hätte, aber es war nur eine Ratte, die auf den Inseln von Treibgut und ertrunkenen Tieren lebten und manchmal auch in geöffneten Gräbern hausten.
    Cousin,
grüßte sie das Tier ironisch, während ihr Herz von dem panischen Erschrecken noch heftig klopfte. Die Ratte hob nicht minder besorgt die Nase und floh, als sie sich bewegte. Jhirun beeilte sich nun und füllte ihren Rock, bis sie die Last kaum noch tragen konnte; dann kehrte sie in den Vorraum zurück und schaffte Stück für Stück durch den schmalen Tunnel ins Tageslicht hinaus. Sie kroch ebenfalls ins Freie und lud die Stücke in das Boot, wobei sie immer wieder in die Runde blickte, um sicher zu sein, daß sie auch allein war; der Reichtum ließ sie Beobachter vermuten, obwohl das eigentlich unmöglich war. Sie bedeckte die Schätze im Boden des Bootes mit Gras und kehrte eilig zum Grabeingang zurück, nicht ohne einen nervösen Blick zum Himmel geworfen zu haben.
    Wolken füllten den Osten. Jhirun wußte sehr gut, wie schnell sie, vom Wind getrieben, aufziehen konnten, und beeilte sich nun noch mehr unter der Drohung des Sturms, der Flut, die den Eingang des Grabes verschlingen würde.
    Wieder schob sie sich in die Dunkelheit und tastete sich weiter, bis ihre Augen an die Schwärze gewöhnt waren. Jetzt durchsuchte sie die Knochen der Pferde und riß Goldbeschläge von Leder, das unter ihren Fingern zu Staub zerfiel. Die Knochen der Tiere ließ sie liegen, wo sie waren, denn es waren eben nur Tiere, die ihr leid taten; wenn sie jemanden als Gespenster heimsuchten, dann nur auf harmlose Weise, und sie wünschte ihnen große Freude auf den Ebenen unter dem Wasser.
    Ihre Funde brachte sie in den Vorraum und tat auch einige zerbrochene Tonscherben hinzu, dann kehrte sie zu den Knochen der Höflinge zurück. Dort sammelte sie weitere winzige Gegenstände ein, während in der Ferne der Donner grollte; langsam rutschte sie an der Wand mit den Knochen entlang, tastete mit flinken

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