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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erschauderte; sie legte die Wange gegen den Felsen und beobachtete sie alle, unbemerkt, ein Bauernmädchen, unwichtig für jene, die ihre Sinne auf das Tor und die dahinterliegende Hoffnung gerichtet hatten.
    Und am späten Nachmittag kam endlich der letzte, ein lahmer Halbling, der lange brauchte, um den zertrampelten Hang zu ersteigen, vorbei an den Leichen der Erschlagenen. Er verschwand. Schließlich war nur noch die unnatürliche Schwere der Luft vorhanden und das Heulen des Windes durch den Brunnen, das Feuer, das vor dem graubewölkten Himmel schimmerte.
    Sie war die letzte. Auf steifen, beinahe eingeschlafenen Beinen richtete sie sich auf und nahm den Hang in Angriff, wobei sie sich ihrer Winzigkeit bewußt war. Sie atmete Luft, die für ihre Lungen zu dick war, und der Wind, der durch das Tor brauste, zerrte an ihren Kleidern. Sie betrat die Zone des Lichts, den Mahlstrom des Feuers, stand im Kreis des Brunnens und erschauderte vor Entsetzen, als sie in die Tiefe des Panoramas blickte, das sich blendend blau vor ihr auftat. Der Wind bedrängte sie.
    Ihre Cousins waren fort; sie waren alle hindurchgetreten, die Leute aus Aren, die Barrower, Fwar, die Lords von Ohtij-in.
    Dies zu finden war sie aufgebrochen: statt dessen hatte Fwar es in Besitz genommen, er und die Leute aus Aren. Sie würden den Traum nach ihren Wünschen formen, würden zusammenraffen, was sie bekommen konnten. Sie weinte und wandte dem Brunnen den Rücken zu. Es fehlte ihr der Mut — sie raffte den Schal um sich und erinnerte sich dabei an ein Ding, das sie lange bei sich getragen hatte.
    Sie zog sie zwischen ihren Brüsten hervor, die kleine Möwenfigur, und berührte die herrliche Form der Flügel, deren Einzelheiten ihr vor den Augen verschwammen. Sie machte kehrt und schleuderte das schimmernde Stück durch die Säulen des Brunnens. Der Wind ergriff es, und es fiel nie zu Boden. Es war verschwunden.
    Er war hinübergeschritten, wenigstens war er hinübergeschritten in ein Land, das ihn nicht so verwundern würde, in dem es Berge geben mochte und Ebenen, über die die Stute galoppieren konnte.
    Sie würden ihn nicht erwischen, Fwar und seine Feinde. Daran glaubte sie.
    Sie machte kehrt und entfernte sich, löste sich von dem Feuersturm und kehrte ins graue Licht zurück. Als sie den Hang halb bewältigt hatte, hörte der Wind auf, und eine große Stille breitete sich aus.
    Sie wandte sich um, und als sie hinaufschaute, schien das Feuer wie die Luft über dem Sumpf zu schimmern, und es fiel zu Stücken auseinander und verschwand und ließ zwischen den Säulen des Brunnens nur das graue Tageslicht zurück, Pfeiler, die aus ganz gewöhnlichem grauem Gestein bestanden.
    Jhirun blinzelte und hatte bereits Mühe, sich vorzustellen, daß dort Zauberkräfte am Werk gewesen waren, vermochten doch ihre Sinne so etwas nicht mehr wahrzunehmen. Sie starrte hinauf, bis ihr die Tränen auf dem Gesicht trockneten, dann machte sie kehrt und schritt vorsichtig den Hügel hinab, dann und wann verweilend, um die Toten zu berauben: von diesem eine Wasserflasche, von jenem einen Dolch mit goldenem Griff.
    Eine Bewegung ließ sie auffahren, das Rasseln einer Rüstung, ein Reiter, der langsam hinter Felsen hervorritt: ein graues Pferd und ein Mann in zerrissener blauer Kleidung, weißhaarig und sofort vertraut.
    Abwartend blieb sie stehen: der
khal
-Lord beeilte sich nicht. Er hielt vor ihr an, das Gesicht bleich und ernst, die grauen Augen klar blickend, dunkel umrandet. Ein blutiger Fetzen lag um seinen linken Arm.
    »Kithan«, sagte sie. Sie gab ihm keinen Titel. Er herrschte über nichts mehr. Sie sah, daß er ein Schwert gefunden hatte; seltsamerweise fürchtete sie ihn nicht.
    Er nahm den Fuß aus dem Steigbügel und streckte ihr eine schlanke, wohlgeformte Hand entgegen; sein Gesicht war streng, doch die grauen Augen blickten besorgt.
    Er brauchte sie, dachte sie zynisch. Er war nicht geeignet, in diesem Land zu überleben. Sie gab ihm die Hand, stellte den Fuß in den Steigbügel, überrascht, daß der schlanke Arm, der sie hochzog, solche Kraft besaß.
    Es gab Dörfer, und es gab Felder, die das Wasser bis zu ihrem Tode nicht erreichen würde. Es waren sicher auch alte Leute übrig und angstvolle und andere, die an das Phänomen nicht geglaubt hatten.
    Der Braune setzte sich in Bewegung; sie schob ihre Arme um Kithans Hüften und entspannte sich, gab sich der Bewegung des Pferdes hin, das langsam den Hügel hinabschritt. Sie schloß die Augen und nahm

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