Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
habe gesagt, was ich will. Jetzt aber gehe ich eine Weile. Leg dich schlafen! Tu, was du willst, solange du in dieser Unterkunft bleibst! Es gibt hier Kleidung für dich, wenn du welche brauchst, aber das Bein darfst du nicht belasten. Wenn du vernünftig bist, setzt du die Behandlung mit den Kompressen fort.«
»Wenn mir Fwar in die Finger gerät... «
»Er würde nie allein kommen; du kennst ihn. Solchen Ärger solltest du dir nicht an den Hals holen. Ich werde Fwar im Auge behalten, und du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wo er ist.« Roh raffte sich auf und gürtete sein Schwert; Bogen und Köcher jedoch ließ er zurück.
Und im Gehen ließ er die Zeltplane zufallen und verdeckte den Eingang. Der größte Teil des Tageslichts war Vanye genommen.
Er legte sich nieder, wo er gelegen hatte, zog eine Decke über seinen Körper und rollte sich zum Schlafen zusammen. Niemand störte seine Rast; und nach längerer Zeit kehrte Roh zurück, ohne zu erwähnen, was er getan hatte. Er schien erschöpft zu sein.
»Ich lege mich schlafen«, sagte er und warf sich auf seine Liege. »Wecke mich, wenn es notwendig sein sollte.«
Es war eine seltsame Periode des Wachens – auf der einen Seite das Tor, auf der anderen die
khalur
-Feinde, während er hier saß und den Verwandten bewachte, den zu töten er geschworen hatte. Nun hatte er auch Muße, an Morgaine zu denken und die Tage seit ihrer Trennung zu zählen – dies war der vierte Tag, da jede Wunde die Krise erreicht und überschritten haben würde, so oder so.
Den ganzen Tag über wechselte er die Verbände an seinem Knie, und am späten Nachmittag erneuerte Roh die Verbände auf den anderen Wunden und ließ ihn wieder eine Zeitlang allein, wobei er später etwas zu essen mitbrachte. Dann ließ Roh ihn schlafen, weckte ihn aber zur Hälfte der Nacht und bat ihn, von neuem zu wachen, während er sich hinlegte.
Vanye betrachtete Roh und fragte sich, was sich da zusammenbraute, daß Roh es nicht zuzulassen wagte, daß beide schliefen; doch Roh warf sich mit dem Gesicht nach unten nieder, als wäre seine Müdigkeit unerträglich, als hätte er letzte Nacht nicht zum erstenmal unruhig geschlafen. Vanye hielt sich bis zum Morgengrauen wach und verdöste den nächsten Vormittag, während Roh draußen seinen Angelegenheiten nachging.
Plötzlich wurde er von Schritten geweckt. Es war Roh. Im Lager herrschte Aufregung. Vanye blickte fragend in die Richtung, doch Roh setzte sich nur auf, legte das Schwert neben sich auf die Matte und schenkte sich ein Getränk ein. Seine Hände zitterten erregt.
»Es wird sich beruhigen«, sagte Roh schließlich. »Es hat einen Selbstmord gegeben. Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder. Solche Dinge passieren hier nun mal.«
Vanye blickte Roh entsetzt an, denn so etwas gab es in Andur-Kursh nicht.
Roh zuckte die Achseln. »Eine der jüngsten Übeltaten der
khal.
Sie haben den Mann dazu getrieben. Dabei stehen wir hier nur am Rand des bösen Einflusses. Das Tor... « Wieder zuckte er die Achseln, eine Bewegung, die zu einem heftigen Schütteln wurde, das den ganzen Körper erfaßte. »Das Tor überschattet alle hier.«
In diesem Augenblick wurde am Eingang die Zeltplane zurückgeschlagen, und Vanye entdeckte die Besucher: Fwar und seine Männer. Er griff nach dem Krug mit dem Alkohol, doch nicht um zu trinken; Rohs Hand legte sich krampfartig um seinen Arm und gemahnte ihn an die Vernunft.
»Es ist geregelt«, sagte Fwar und wich Vanyes Blick aus: er starrte Roh an. »Die
khal
haben Getreide gegeben; die Verwandten haben damit begonnen, ihre Toten zu begraben. Aber es wird nicht ruhig bleiben. Nicht solange diese andere Sache die Aufregung hochhält. Hetharu bedrängt uns. Wir können unsere Männer nicht gleichzeitig dort und hier haben. Wir sind nicht genug, um an beiden Orten zu sein.«
Roh schwieg einen Augenblick lang. »Hetharu spielt ein gefährliches Spiel«, sagte er mit tonloser Stimme. »Setz dich, Fwar! Und deine Männer ebenfalls!«
»Ich setze mich nicht neben diesen Hund.«
»Fwar, setz dich! Stell meine Geduld nicht auf die Probe!« Fwar überlegte eine Weile und ließ sich dann mürrisch am Feuer nieder, und seine Cousins taten es ihm nach.
»Du verlangst viel von mir«, knurrte Vanye.
»Nun sei friedlich«, forderte Roh. »Auf dein Wort, das du mir gegeben hast: dies gehört dazu.«
Mürrisch senkte Vanye den Kopf und blickte zu Fwar empor: »Also gut – unter Rohs Frieden.«
»Aye«, erwiderte Fwar ungnädig,
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