Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
doch Vanye vertraute auf diese Äußerung nicht mehr, als er sich auf Hetharus Wort verlassen hätte – eher noch weniger.
»Ich will euch sagen, warum ihr beide friedlich sein werdet«, sagte Roh. »Weil wir alle im Begriff stehen unterzugehen, aufgerieben zwischen den
khal
und den Sumpfbewohnern. Weil
das
... « – mit dem Daumen zeigte er über die Schulter auf die Wand der Unterkunft, die den Lichtschein des Tors verhüllte, und in den Blicken, die sich in die Richtung wendeten, lag Unbehagen – »weil
das
ein Ding ist, das uns in den Wahnsinn treibt, wenn wir hierbleiben. Und wir brauchen nicht hierzubleiben. Dürfen es nicht!«
»Wohin dann?« fragte Fwar, und Vanye biß die Zähne zusammen und starrte auf die Matte, um seine Verblüffung zu überspielen. Urplötzlich hatte er Angst, denn seine Gedanken waren auf unvermeidliche Schlußfolgerungen gestoßen; er traute Rohs Tun nicht, doch er hatte keine andere Wahl, als es zu akzeptieren. Die Alternative war Fwar – oder die anderen.
»Nhi Vanye kann uns von einem gewissen Nutzen sein«, sagte Roh leise. »Er kennt das Land. Er kennt Morgaine. Und er kennt die Chancen, die er in diesem Lager hätte.«
»Und bei Leuten wie
denen
da«, sagte Vanye, und beinahe wurde ein Dolch aus der Scheide gerissen, doch Roh griff nach seinem Langschwert und stieß es, noch in der Scheide steckend, Trin in den Bauch und unterbrach so die drohende Gebärde.
»Ich fordere Frieden zwischen euch, sonst wird keiner von uns lange genug leben, um aus diesem Lager herauszukommen – oder die nachfolgende Reise zu überstehen!«
Fwar gab Trin ein Zeichen, und der Dolch verschwand wieder in der Scheide.
»Es steht mehr auf dem Spiel, als ihr euch vorstellen könnt«, fuhr Roh fort. »Manches wird euch erst später klar werden. Aber bereitet euch auf die Reise vor! Haltet euch bereit, heute nacht abzureiten!«
»Die Shiua werden uns folgen.«
»Das mag schon sein. Es hat euch in den Fingern gejuckt, sie zu töten. Jetzt sollt ihr eure Chance haben. Mein Cousin aber steht auf einem anderen Blatt. Sein Rücken muß vor euren Messern sicher sein. Hör gut zu, Fwar i Mija! Ich brauche ihn, und das gilt ebenso für dich. Wenn du ihn umbringst, stehen die Shiua auf der einen Seite und die Bewohner dieses Landes auf der anderen, und in dieser Position wären wir nicht besser dran als jetzt schon. Versteht ihr, was ich damit sagen will?«
»Aye«, sagte Fwar.
»Trefft eure Vorbereitungen unauffällig! Was mich betrifft, so mische ich mich in diese Dinge nicht ein. Die Shiua haben mich bedrängt, euch auf eine bestimmte Mission zu schicken; wenn man euch befragen will, sagt ihr, ihr wollt bald aufbrechen! Und wenn es Ärger gibt – also, geht ihm aus dem Weg! Und jetzt los!«
Die Männer standen auf. Vanye würdigte sie keines Blickes, sondern starrte in das Feuer. Er hob erst den Kopf, als er gehört hatte, daß der letzte sich entfernt hatte.
»Wen verrätst du, Roh? Jeden?«
Rohs dunkle Augen begegneten seinem Blick. »Alle bis auf dich, mein Cousin.«
Der Spott klang beängstigend. Wieder senkte er den Kopf, unfähig, dem Blick, des anderen zu begegnen, der ihn herauszufordern schien, seine Zweifel anzumelden und deswegen etwas zu unternehmen.
»Ich begleite dich.«
»Und du wirst mich beschützen?«
Er starrte Roh mürrisch an.
»In erster Linie brauche ich Schutz vor Fwar, Cousin. Ich werde dich beschützen und du mich – wenn Fwar und seine Leute nachts Wache halten. Einer von uns wird wach sein – und so tun, als ob er schliefe.«
»Du hast diesen Ritt seit dem Augenblick geplant, da du mich Hetharu wegnahmst.«
»Ja. Bis jetzt konnte ich das Tor nicht verlassen, aus Angst vor Morgaine. Jetzt kann ich hier nicht bleiben, aus Angst vor Morgaine – jetzt weiß ich aber auch, was ich erfahren wollte; und du wirst mir helfen, Nhi Vanye i Chya. Ich werde Morgaine aufsuchen.«
»Nicht unter meiner Führung.«
»Ich habe alle denkbaren Verbündeten durch, Cousin. Ich werde zu ihr reiten. Durchaus möglich, daß sie tot ist; dann werden wir beraten – wir beide – was wir dann tun. Aber sie stirbt nicht so leicht, die Hexe von Aenor-Pyvvn. Und wenn sie lebt, nun, dann will ich trotzdem sehen, was ich bei ihr ausrichten kann.«
Langsam nickte Vanye. Er spürte eine seltsame Anspannung in seiner Bauchdecke.
»Du hoffst auf eine Gelegenheit, gegen Fwar loszuschlagen«, fuhr Roh fort. »Hab Geduld!«
»Waffen?«
»Du sollst sie bekommen. Deine eigenen: Ich habe
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