Morgen heiratet mein Mann: Wer seinem Herzen folgt (German Edition)
sich zu ihrem Sohn um und runzelte die Stirn.
„Aber du hast sie erkannt?“
„Natürlich“, antwortete er spöttisch.
„Ja“, sagte Charlotte leise und nickte. „Ja, natürlich. Ich verstehe.“
Sie blickte wieder Fiona an, die überrascht war über die Tränen in Charlottes Augen. Und noch etwas anderes sah sie darin, Sympathie und Verständnis.
„Ich verstehe wirklich“, sagte Charlotte sanft.
Emotionen stürzten auf Fiona ein. Charlotte wusste Bescheid. Sie, Fiona, brauchte ihr nichts zu erklären. Nur Philip verstand nichts. Er hatte keine Ahnung, warum sie so handelte. Er saß einfach nur da, und seine Miene wirkte angespannt und frustriert. Es gefiel ihm nicht, dass Fiona sich, ohne ihn zu fragen, entschieden hatte, Klarheit zu schaffen.
„Bist du jetzt glücklich?“, fuhr er sie an. „Vielleicht würdest du gern alles erzählen, wo du schon mal dabei bist. Du könntest ja meiner Mutter verraten, wo wir vergangene Nacht waren und was wir gemacht haben.“
Fiona war ziemlich betroffen, während Charlotte sich erstaunlich unbeeindruckt wieder zu ihrem Sohn umdrehte. „Oh Philip“, sagte sie vorwurfsvoll, „du weißt nicht, was du ihr antust.“
„Was tue ich ihr denn an?“ Er sprang auf. „Warum fragt keiner danach, was sie mir angetan hat? Was hat sie vor zehn Jahren getan? Und was tut sie mir an, seit sie wieder in mein Leben getreten ist? Ich kann dir sagen, es war die Hölle. Sie ist ein Teufel in Menschengestalt, sie spielt die Liebe und Nette, während sie in Wirklichkeit den Männern die Seele stiehlt und sie zerstört. Aber mich wird sie kein zweites Mal zerstören. Dieses Mal wird sie selbst zerstört. Hat es dir gefallen letzte Nacht, Fiona?“, spottete er. „Dann musst du in Zukunft von den Erinnerungen zehren. Ich will dich nicht mehr wieder sehen und dich nie wieder berühren.“
Charlotte sah ihn entsetzt an, und Fiona versuchte verzweifelt, sich an die vage Hoffnung zu klammern, dass der Hass, der ihr entgegenschlug, nur die dunkle Seite der Liebe sei.
Sie stand auf und blickte ihm in die Augen. „Aber ich liebe dich, Philip“, erklärte sie mutig. „Vor zehn Jahren habe ich dich auch geliebt.“
„Du bist eine verdammte Lügnerin! Vor zehn Jahren hast du mich nicht geliebt, das hast du selbst zugegeben und es mir dann auch bewiesen. Du hast mich verlassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Nennt man so etwas Liebe?“
„Ja“, mischte Charlotte sich ein und stand auch auf.
Fiona und Philip blickten sie verblüfft an.
„Setzt euch, alle beide!“, forderte sie sie auf, und beide gehorchten ihr.
Schließlich nahm Charlotte auch wieder Platz. Dann tätschelte sie kurz Fionas Arm, ehe sie sich an ihren Sohn wandte.
„Ich habe mit dir nie darüber geredet, Philip, weil es für mich keinen Sinn machte. Außerdem wusste ich bis kurz vor deines Vaters Tod gar nichts davon. Doch jetzt hat sich die Situation verändert. Noni, oder besser gesagt Fiona ist in dein Leben zurückgekommen, und du musst endlich erfahren, was in jener Nacht vor zehn Jahren geschehen ist.“
Vor lauter Bestürzung schwieg Fiona, als Charlotte ihr einen reumütigen, aber herzlichen Blick zuwarf.
„Diese bezaubernde Frau wollte dich nicht verlassen. Sie hat dich sehr geliebt. Doch der Verlust des Babys hatte sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie war so aufgewühlt und deprimiert, dass sie sehr leicht zu manipulieren war. Als du kurz aus dem Haus gegangen warst und ich auch gerade nicht im Zimmer war, hat dein Vater absichtlich ihre seelische Verfassung, ihren Schmerz und Kummer ausgenutzt, sie dazu zu überreden, dich aufzugeben. Es sei für dich und für sie das Beste, hat er behauptet.
Nein, hör mir bitte zu“, fuhr Charlotte fort, als Philip sie unterbrechen wollte. „Er hat erklärt, du seist zu unreif, um schon zu wissen, was du wolltest, und du hättest dir schon viel zu oft eingebildet, verliebt zu sein. Es sei ganz normal für junge Männer, Sex mit Liebe zu verwechseln. Er hat ihr eingeredet, du würdest eines Tages aufwachen und einsehen, dass du sie nicht wirklich liebst. Und dann würdest du sie hassen und ihr vorwerfen, dich in die Falle gelockt und indirekt gezwungen zu haben, sie zu heiraten, obwohl sie gar nicht zu dir passte. Ihre Verletzlichkeit und Unsicherheit hat er ausgenutzt und ihr suggeriert, sie sei nicht gut genug für dich, würde dich hinunterziehen und dich unglücklich machen. Daran bin ich leider zum großen Teil selbst schuld. Ich war damals
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