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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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uns aufrecht und ließ uns die Zähne zusammenbeißen. Und hoffnungsloser und schwieriger als im Ural können die Dinge hier in der Heimat auch nicht sein.«
    »Sie kennen nicht die Sturheit der Behörden …«
    »Ich kenne das Njet des Russen – Schlimmeres kann es nicht mehr geben.«
    Fritz Bergschulte beugte sich vor und räusperte sich. Er drückte den Zigarettenrest aus. Dr. Schrader spielte mit seinem Kugelschreiber und hatte die Augenbrauen eng zusammengezogen.
    »Was ist der erste Schritt?« fragte Bergschulte leise.
    »Zum Gericht!« Dr. Schrader griff zum Telefon. »Die Todeserklärung muß zurückgenommen werden. – Sie können doch beweisen, daß Sie Fritz Bergschulte sind?«
    »Beweisen?«
    »Sie haben doch Papiere, Dokumente, einen Paß?«
    »Meinen Entlassungsschein …«
    »Das reicht nicht.« Dr. Schrader legte den bereits abgehobenen Telefonhörer wieder auf die Gabel. »Es haben sich schon viele mit einem anderen Namen entlassen lassen. Sie hatten es nötig, sie wollten untertauchen. Und keiner fragte danach, bis man entdeckte, daß ein Mann zwei-, ja auch schon dreimal lebte. Was die Gerichte deshalb brauchen, sind Ausweise aus der Zeit vor der Gefangenschaft mit Ihrem Lichtbild.«
    Fritz Bergschulte hob die Schultern. »All das hat man mir abgenommen. Aber ich habe doch Zeugen, daß ich Fritz Bergschulte bin. Mein Gott, was soll denn das alles? Meine Schwiegereltern können es bezeugen, Franz und Emma Stahl, hier in Minden. Und meine Frau, die Lina, kann es auch beschwören, ja, selbst Heinrich Korngold, der Lump, ebenfalls. Und da gibt es auch noch Kameraden von früher, die mit mir am Bau gearbeitet haben, Maurer wie ich, und der Polier von damals, Franz Nocker, lebt vielleicht auch noch. Ich habe massenhaft Zeugen, daß ich Fritz Bergschulte bin.«
    Dr. Schrader hielt ihm noch einmal die Schachtel Zigaretten hin und gab ihm Feuer. Er muß ruhiger werden, dachte er. Wenn er gleich so aufmuckt, erreicht er bei der Behörde gar nichts. Dann sperren die die Ohren zu und stellen sich taub. Und nichts ist furchtbarer als ein tauber Beamter.
    »Also, Sie können eidesstattliche Versicherungen beibringen?« sagte er betont sachlich, um nicht zu zeigen, wie schwer ihm dieser Fall auf der Seele lag. »Wir wollen es versuchen, Herr Bergschulte. Nur – ich muß Ihnen das immer wieder einhämmern – auch wenn Sie wieder unter die Lebenden eingereiht werden – schön klingt das, wie? – auch dann haben Sie noch keinen automatischen Anspruch auf Ihre Frau und Ihr Kind, denn – Sie waren tot, Ihre Frau war Witwe, und als solche hat sie geheiratet!«
    »Ich weiß.« Fritz Bergschulte erhob sich und trat an das breite Fenster. Stumm blickte er eine Weile hinaus in den Garten, auf den jetzt schon die ersten Schatten des kommenden Abends fielen. »Was würden Sie an meiner Stelle tun, Herr Doktor?« fragte er schließlich.
    »Ich?« Dr. Schrader erschrak über diese Frage. Ja, was würde ich tun, grübelte er. Scheußlich, sich das nicht sogleich und selbstverständlich denken zu können. Ich würde vielleicht auch zunächst die Gerichte wild machen und meine Frau zurückverlangen. Und wenn sie damit einverstanden wäre, mußte man erreichen, daß die zweite Ehe annulliert und die erste, die unterbrochene Ehe, wieder Gültigkeit erlangen würde. Man müßte … ja, man müßte … aber was kann man?
    »Ich würde zunächst versuchen, meine Frau vor eine Entscheidung zu stellen«, meinte er sinnend.
    »Das habe ich getan. Sie will zurück.«
    »Dann würde ich eine gütliche Einigung mit dem zweiten Ehemann suchen.«
    »Nein!« Fritz Bergschulte sagte es hart, so, als gäbe es über diesen Punkt keinerlei Verhandlungen mehr.
    Dr. Schrader zuckte mit den Schultern. »Dann müssen Sie sich auf Komplikationen gefaßt machen. Angenommen, Herr Korngold weigert sich, auf eine Scheidung einzugehen?«
    »Dann bringe ich ihn um!« stieß Bergschulte hervor, die Faust ballend, als habe er Korngold schon vor sich. »Wirklich, dann bringe ich ihn um!«
    »Und was dann?« Der Rechtsanwalt schüttelte den Kopf. Umbringen, dachte er. Könnte ich einen Mann umbringen, der mir meine Frau wegnimmt? Und schockiert erkannte er plötzlich, daß auch er dazu fähig wäre, daß es auch für ihn ›keine Verhandlungen gäbe‹. – »Was hätten Sie dann?« fragte er aber trotzdem noch einmal, um an die Vernunft zu appellieren. »Sie kämen für zehn oder 15 Jahre ins Zuchthaus. Wenn Sie wieder entlassen werden würden, wären Sie

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