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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hat das mit meinem Tode zu tun?« unterbrach Dr. Kämmerer.
    »Die Stiftung soll doch erst dann in Kraft treten, Herr Präsident?«
    »Wer sagt Ihnen denn das? Nee, nee, mein Lieber, ich will die jetzt schon ins Leben rufen …«
    »Jetzt schon?«
    »Sie hören richtig, Herr Rechtsanwalt. Ich sagte Ihnen bereits: Was soll ich mit dem ganzen Vermögen? Ich brauche es nicht mehr. Meine Bedürfnisse sind durch das Ruhestandsgehalt gedeckt.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie alles wegzugeben gedenken?«
    »Ja.«
    »Herr Präsident«, setzte Dr. Schrader zu einer Antwort an, schluckte und sagte nur noch einmal: »Herr Präsident …«
    Größte Bewunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber auch ein bißchen Befürchtung, daß Dr. Kämmerer verrückt sein könnte.
    Die Weingläser waren leer. Der Hausherr schenkte nach. Dann sagte er: »Sie wissen nun Bescheid, Herr Rechtsanwalt. Die Gründung soll sofort in Angriff genommen werden. Dazu braucht's, wie fast bei allem, in erster Linie einen Juristen. Ich habe da an Sie gedacht …«
    »An mich?« stieß Dr. Schrader höchst erstaunt hervor.
    »Ja. Das war auch der Grund, warum ich Sie zu mir gebeten habe.«
    »Wieso an mich?«
    »Weil Sie ein guter Jurist sind.«
    »Das sind andere auch.«
    »Genügt es Ihnen nicht, wenn ich Ihnen das sage?«
    »Nein, Sie haben mich neugierig gemacht.«
    »Also gut: Weil Sie nicht nur ein guter Jurist sind. Ich beobachte Sie seit Jahren. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Dr. Kämmerer war 30 Jahre lang am Amtsgericht in Minden dafür bekannt gewesen, daß er nur im äußersten Notfall ein Lob aussprach. Gerade deshalb wußte Dr. Schrader ganz besonders zu schätzen, was soeben geschehen war.
    »Nehmen Sie meinen Auftrag an, Herr Rechtsanwalt?« fragte Dr. Kämmerer, und als Dr. Schrader nicht gleich antwortete, setzte er hinzu: »Überlegen Sie es sich. Ich sehe ein, das Ganze kommt sehr überraschend für Sie. Ich könnte mir aber sogar vorstellen, daß Sie sich der Stiftung einmal ganz verschreiben, als Geschäftsführer, verstehen Sie …«
    »Und meine Kanzlei, Herr Präsident?«
    »Die müßten Sie natürlich aufgeben. Wie läuft diese denn derzeit?«
    »Bin zufrieden.«
    »Interessante Fälle?«
    »Einen ja – das heißt: ›interessant‹ ist da wohl nicht der richtige Ausdruck. ›Skandalös‹ müßte man besser sagen.«
    »Erzählen Sie!« forderte Dr. Kämmerer, in dem der alte Jurist erwachte.
    »Stellen Sie sich vor«, begann Dr. Schrader, »ein deutscher Landser ist zwölf Jahre lang vermißt und wird für tot erklärt. Er sitzt in einem russischen Schweigelager, wird aber entlassen und kehrt in die Heimat zurück. Und nun geht's los: Seine Frau ist wieder verheiratet …«
    »Verständlich, ihr Mann war ja amtlich tot.«
    »Das Haus, das er sich gebaut hatte, ist verkauft …«
    »Von wem?«
    »Von seiner Frau.«
    »Auch verständlich. Sie hatte das Recht dazu.«
    »Wissen Sie, mit wem sie verheiratet ist?«
    »Sagen Sie's schon!«
    »Mit einem Kameraden des Vermißten, der einige Jahre eher aus Rußland zurückkehrte und der Frau berichtete, daß ihr Mann im Lager in seinen Armen gestorben sei. So kam's auch zur Todeserklärung.«
    »Und später hat er diese Frau geheiratet?«
    »Kurz darauf sogar schon.«
    »Sind Sie sicher, daß er sich nicht irren konnte, wenn er sagte, daß sein Kamerad gestorben sei?«
    »Auf gar keinen Fall! Er hatte von seinem angeblich toten Kameraden sogar einen Brief an dessen Frau mitbekommen, den er nie abgab. Ich vermute, daß er ihn einfach vernichtet hat.«
    »Das ist ja eine tolle Sauerei!« Dr. Kämmerer schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Ein Fall für die Staatsanwaltschaft! Sie vertreten den Geschädigten?«
    »Am wichtigsten ist mir, daß die Todeserklärung möglichst bald aufgehoben wird, ja.«
    »Das geht alles in einem Aufwaschen.«
    »Hoffentlich«, seufzte Dr. Schrader.
    Als sich die beiden Herren etwas später voneinander verabschiedeten, versprach Dr. Schrader hinsichtlich seiner Entscheidung im Zusammenhang mit der geplanten Stiftung bald von sich hören zu lassen.
    Es war spät abends gegen 10 Uhr, als es bei Franz Stahl in der Kolonie schellte. Erstaunt sah er von einem Roman auf, den er in einem Sessel sitzend gelesen hatte, und blickte Emma an, die einen Strickstrumpf in den Schoß legte.
    »Um zehn Uhr noch Besuch?« brummte er erstaunt. »Sollte das der Fritz sein, der zurückkommt? Schön wär's.« Er stand auf und schlurfte hinaus auf den Flur.
    »Wenn es

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