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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Industriellentochter aus Essen, hatte ihm ein großes Vermögen mit in die Ehe gebracht. Deshalb beschäftigte ihn nun die Frage, was mit dem ganzen Besitz, auf den er keinen Wert mehr legte, geschehen solle. In Juristenkreisen wußte man, wie deprimiert er war, und sorgte sich deshalb um ihn. Man müsse auf ihn aufpassen, sagten die Kollegen zueinander.
    Rechtsanwalt Dr. Schrader reagierte in diesem Sinne deshalb sofort, als ihn Dr. Kämmerer heute abend angerufen und am Telefon gefragt hatte: »Herr Rechtsanwalt, hätten Sie Lust, mich einmal zu besuchen?«
    »Aber gerne, Herr Präsident. Wann?«
    »Möglichst bald. Sie wissen ja, ich habe immer Zeit. Die Frage ist, wann's Ihnen paßt.«
    »Meinetwegen schon in einer halben Stunde.«
    »Ausgezeichnet, Herr Rechtsanwalt! So kühn waren meine Hoffnungen gar nicht. Ich würde gerne mit Ihnen etwas besprechen.«
    »Ich bin um neun bei Ihnen, Herr Präsident.«
    »Wunderbar! Aber ich bin so rasch nicht vorbereitet. Ich weiß, Sie trinken am liebsten Bier, ich habe aber nur Wein im Haus …«
    »In der Not frißt der Teufel auch Mosel, Herr Präsident …«
    Fünfundzwanzig Minuten später begrüßten sich die beiden an Kämmerers Haustür. Schrader wurde ins Arbeitszimmer geführt, das er schon kannte, und gebeten, Platz zu nehmen.
    Nach dem ersten Schluck Wein sagte Dr. Kämmerer: »Herr Rechtsanwalt, lassen Sie mich gleich in medias res gehen. Ich trage mich mit dem Gedanken, eine Stiftung zu gründen …«
    »Eine Stiftung?«
    »Ja«, nickte Dr. Kämmerer. »Sie kennen wahrscheinlich meine Verhältnisse nicht. Ich bin ein vermögender Mann. Stammt alles von meiner Frau. Was soll ich mit dem ganzen Kram? Ich habe keinen Anhang. Deshalb mein Gedanke an eine Stiftung. Verstehen Sie?«
    Dr. Schrader war so überrascht, daß er erst noch einmal einen Schluck Wein trinken mußte, ehe er antwortete: »Herr Präsident – wenn ich fragen darf – wie reich sind Sie denn?«
    »Ich verstehe, Sie wollen sagen: Lohnt sich denn das überhaupt? Reicht es für eine Stiftung?«
    »Nicht ganz so kraß, Herr Präsident …«
    »Doch, doch«, lächelte Dr. Kämmerer, »das wollen Sie sagen. Nun, ich bin Millionär.«
    »Millionär?«
    »Multimillionär.«
    »Großer Gott«, stieß Dr. Schrader, der zu kämpfen hatte, daß ihm der Mund nicht offenstehen blieb, hervor, »das haben Sie aber absolut zu verheimlichen gewußt als Beamter, Herr Präsident.«
    Dr. Kämmerer winkte ab.
    »Wissen Sie«, sagte er, »mir war der ganze Kram immer unangenehmer als –«
    »Welcher Kram?« unterbrach Dr. Schrader.
    »Häuser, Grundstücke, Beteiligungen, das meiste in Essen. Man sieht sich selbst leicht als Prinzgemahl unter solchen Umständen.«
    »Aber dazu gab Ihnen doch Ihre Frau keinen Anlaß, Herr Präsident!«
    Dr. Schrader hätte sich, als er das gesagt hatte, im nächsten Moment am liebsten selbst auf die Zunge gebissen, denn es war zu sehen, daß Dr. Kämmerer unter der Erinnerung an seine Frau litt – er senkte den Kopf und blickte abwesend vor sich hin; es war ganz klar, an wen er voller Traurigkeit dachte.
    »Herr Präsident«, räusperte sich Dr. Schrader, »wem soll Ihre Stiftung zugute kommen?«
    »Selbstmordgefährdeten.«
    Schrader hatte geglaubt, mit seiner Frage den Präsidenten von seiner Frau abzulenken. Doch dessen Antwort zeigte den totalen Mißerfolg, den die Absicht des Rechtsanwalts zu verzeichnen hatte.
    »Sie wissen«, fuhr Kämmerer mit tonloser Stimme fort, »was mir passiert ist. Mich läßt seitdem der Gedanke der Vorbeugung nicht mehr los. Es gibt ja viele solche Menschen wie meine Frau, die gemütskrank sind. Wer sollte ihnen helfen? Die Psychiatrie. Aber sehen Sie sich doch deren heutigen Stand an. Der Selbstmordgefährdung gegenüber bringt sie noch gar nichts. Meine Frau war in Behandlung. Ich habe mir genau angesehen, was mit ihr gemacht wurde. Lächerlich. Ein Psychiater selber sagte mir schließlich, daß sie sich da erst am Anfang befinden. Die Stiftung, welche mir vorschwebt, soll hier etwas in Bewegung bringen, sei es in Form eines Instituts, einer Heilstätte oder in welcher Gestalt immer. Das müßte noch abgeklärt werden. Was halten Sie davon?«
    »Herr Präsident«, antwortete Dr. Schrader, »den Grundgedanken finde ich wunderbar. Im einzelnen kann ich mich allerdings nicht äußern, da ich zuwenig von der Materie verstehe. Dazu müssen Fachleute befragt und herangezogen werden. Zeit steht genug zur Verfügung, denn bis zu Ihrem Tode –«
    »Was

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