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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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Fälle aber körperlich aktiv zu sein, immerhin war sie vom Supermarkt bis hierher mit dem Rad gefahren. dunkles, lockiges, kurz geschnittenes Haar mit vereinzelten grauen Strähnen. Sie hatte kaum Falten, nur an den Augen sah man Krähenfüße. Ihr Blick, offen und freundlich, war von einer Intensität, die mich verwirrte. Sie trug Jeans und eine blauweiß gestreifte Bluse, dazu blaue Sneakers.
     
    Ich ertappte mich dabei, gespannt darauf zu sein, wie der Abend weiter verlaufen würde. Handelte es sich um ein Spiel? Welche Regeln galten? Wann endete es? Heute? Morgen? Diese Frau, wer immer sie war und woher sie auch kam, konnte doch nicht einfach bleiben?
     
    Als ich mit steifen Gliedern und kribbelnden Füßen aufwachte, hörte ich sie in der Küche werkeln. Ich war in Mutters Sessel eingeschlafen. Auf mir lag eine Wolldecke. Ich warf sie aufs Sofa und erhob mich ächzend. Es roch nach getoastetem Brot und frisch gebrühtem Kaffee. Aus dem Radio tönten Stimmen.
    Die Fremde lugte um die Ecke. »Na? Wieder im Lande? Ich wollte dich nicht wecken, du hast so schön geschlafen. Hast du Hunger? Geh schnell ins Bad, ich bin sicher, du kannst eine Dusche vertragen. Bis du fertig bist, ist das Frühstück auch so weit.«
    »Wie spät ist es?« Ich brachte kaum einen Ton heraus, räusperte mich.
    »Kurz nach acht Uhr. Ein wunderschöner sonniger Tag. Es soll warm werden, 25 Grad. Wir sollten uns mal den Garten ansehen, was meinst du? Der Herbst kommt, und man sollte sich allmählich überlegen, was alles zu tun ist. Hast du Zeit?«
    Ich antwortete nicht. Ich war sprachlos.
     
    Während wir frühstückten, fragte sie mich über mein Studium aus. »Warum studiert man als Deutscher Deutsch? Ich meine, was hat man davon, später mal? Als was arbeitet man? Willst du Lehrer werden?«
    Ich nahm einen Schluck Kaffee. Dieselbe Diskussion hatte ich nach dem Abitur mit meiner Mutter geführt, ebenfalls beim Frühstück. »Ich möchte als Lektor in einem Verlag tätig sein«, antwortete ich.
    »Was tut ein Lektor?« Sie sah mich über den Tisch interessiert an. Meine Mutter war damals aufgestanden, hatte ihre Tasse und ihren Teller genommen und im Vorbeigehen auf mich hinuntergebellt, dass solche Hirngespinste überhaupt nicht infrage kämen. Ich hätte Lehrer zu werden, Beamter mit Pensionsanspruch und privater Krankenversicherung, Ende der Debatte.
    »Er arbeitet ein Verlagsprogramm aus, sucht passende Schriftsteller, kauft ausländische Bücher ein und lässt sie übersetzen, liest Exposees und Manuskripte, verhandelt mit Autoren und Agenten und so weiter.«
    »Klingt interessant. Ich meine, es geht ja für einen Verlag nicht nur um Literatur, stimmt´s? Es geht ja auch darum, Geld zu verdienen.«
    Ich nickte. »Genau das. Meist wird Letzteres höher priorisiert, je nach Einfluss des Managements. Nur wenige Verlage können oder wollen es sich leisten, Kunst zu produzieren.«
    »Hast du denn schon Erfahrung in einem Verlag gesammelt?«
    »Ich habe zwei Praktika gemacht. Eines noch während der Schulzeit und eines unmittelbar nach dem Abitur. Ich würde gern ein weiteres machen, ein längeres, möglichst im Ausland, aber ...« Ich bremste mich.
    »Aber deine Mutter hat gemeint, du sollst lieber fertig werden mit dem Studium und keine Zeit verschwenden.«
    »Genau«, flüsterte ich.
    »Blödsinn. Was bringt die ganze Theorie, wenn du keine Ahnung hast, wie es in einer Firma zugeht? Ausmalen kann man sich viel. Man muss es erleben!«
    Ich nickte. Meine Mutter hatte meine Pläne Flausen genannt. Als Staatsdiener bräuchte ich kein Praktikum. Staatsdiener. Ich hatte höhnisch gelacht und für meine Unverschämtheit einen ermüdenden Monolog über Undankbarkeit über mich ergehen lassen müssen. Ich lernte daraus und verschwieg, dass ich nicht ‚auf Lehramt‘ studierte, nicht daran dachte, eine Beamtenlaufbahn einzuschlagen.
    »Na, wir werden sehen.« Entschlossen erhob sie sich, räumte den Tisch ab und verschwand.
    »Übrigens«, rief sie irgendwoher, »bin ich nachher weg. Und du solltest endlich die Wäsche von der Leine nehmen und diese Plastikplane aufräumen.«
     
    Nachmittags war sie zurück, das Fahrrad beladen mit Taschen und Beuteln. Sie lud ab und stellte ihr Rad in den Schuppen. Dann sah sie mich am Fenster stehen.
    »Magst du mir nicht helfen?«
    Ich ging hinaus, warf mir eine Art Seesack über die Schulter, nahm eine Tasche und trug sie ins Haus.
    »Wohin?«, wollte ich wissen.
    »Ins Schlafzimmer.«
     
    Während sie

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