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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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Annette Rose, das war nämlich ihr Künstlername. Und er hat mir gerade ein Interview mit Annettes früherem Galeristen Harry Rosinski gemailt. Sehr aufschlussreich, finde ich.«
    »Warum?«, fragte Moritz.
    »Kannst es ja einfach mal lesen. Der Artikel ist auf meinem Computer.«
    Moritz stand auf, in der Tür drehte er sich noch einmal zu Felix um. »Bin gleich wieder da«, sagte er, als wäre Felix ein kleines Kind.
    Felix nickte. Er sah Sophia an. Er schaute ihr in die Augen und sie spürte den Blick zuerst in ihrem Magen und dann in ihren Knien, die ganz weich wurden.
    »Tut mir total leid«, sagte er, als Moritz weg war.
    »Was?«, krächzte Sophia.
    »Dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe.«
    Warum hättest du dich bei mir melden sollen, wollte Sophia erwidern, aber sie brachte die Worte nicht hervor. Es war auch lächerlich. Es hatte keinen Sinn, ihm irgendetwas vorzuspielen. Felix wusste, dass sie verliebt in ihn war.
    »Warst du weg?«, fragte sie.
    »Nee. Ich hatte nur sehr viel um die Ohren.«
    »Aha.«
    »Ich hab oft an dich gedacht.«
    »Hast du das?« Wenn sie nicht so vollkommen durcheinander gewesen wäre, hätte sie jetzt gelacht.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Felix. »Ich …« Dann verstummte er, weil nun Moritz wieder im Zimmer stand. »Das ist ja ein Ding«, sagte er und reichte Felix den Ausdruck des Zeitungsartikels, den Philipp vor ein paar Minuten gemailt hatte. »Die Alte war vollkommen durchgeknallt.«
    Felix überflog das Interview. »Dieser Galerist erzählt, dass Annette Angstattacken hatte«, sagte er. »Und Stimmen hörte, die ihr Befehle gaben. Ganz schön gewagt, mit so was an die Öffentlichkeit zu gehen.«
    »Vielleicht war es eine Masche, um die Frau als Künstlerin interessanter zu machen«, sagte Moritz. »Hat Philipp sonst noch was dazu gesagt?«
    »Hallo, Sophia?«, rief er, als sie nicht reagierte.
    »Was?« Sie hörte seine Stimme wie durch einen Wasserfall. »Ach so. Nein, es war keine Masche. Nach dem Interview ist Annette nämlich von der Bildfläche verschwunden.«
    »Na super«, sagte Moritz.
    »Aber Philipp hat sie gefunden – in einer Wohngruppe für psychisch Kranke mit erhöhtem Hilfsbedarf.«
    »Heißt übersetzt – Klapse?«, fragte Moritz.
    »Na ja, es ist eine offene Einrichtung, in der die Kranken betreut werden.«
    »Das ist ja ein Ding. Annette Sonnabend, unser einziger Anhaltspunkt auf der Suche nach der Vergangenheit unseres Vaters, ist irre.«
    »Gespenster, wohin man schaut«, sagte Sophia.
    »Wenn sie nicht mehr in einer geschlossenen Anstalt ist, kann sie tun und lassen, was sie will. Ich wette, sie hat uns die E-Mails geschrieben.«
    »Und Papa entführt?« Sophia schüttelte den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Sie wird doch überwacht. Wo sollte sie ihn denn verstecken?«
    »Vielleicht ist sie gar nicht so verrückt. Diese psychisch Gestörten sind ja oft total intelligent. Ihren Betreuern gegenüber spielt sie die Unschuldige, während sie heimlich ihre Rache plant und durchführt.«
    »Rache – wofür?«, fragte Sophia.
    »Keine Ahnung. Philipp soll da mal hinfahren und mit ihr reden. Vielleicht findet er ja was raus«, meinte Moritz.
    Felix räusperte sich. »Habt ihr euch mal überlegt, ob euer Vater vielleicht selbst hinter der ganzen Sache steckt?«
    »Wie meinst du das denn?«, fragte Moritz.
    »Na, dass er das Ganze inszeniert hat. Er versteckt sich irgendwo, macht euch richtig Angst, damit ihr ordentlich Lösegeld zahlt. Und mit der Kohle fängt er dann einfach ein neues Leben an. Zusammen mit einer neuen Frau natürlich.«
    »Und die anonymen Nachrichten? Was soll das?«
    »Keine Ahnung. War nur so ein Gedanke. Ich kenn euren Vater ja nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass die erste Scheidung und die unehelichen Kinder ganz schön ins Geld gegangen sind. Vielleicht kann er sich das nicht noch mal leisten.«
    »Ich glaube das nicht«, sagte Sophia leise. »Ich glaube, dass er sich geändert hat. Mama hat auch gesagt, dass die Frauengeschichten vorbei sind. Er macht das nicht mehr.«
    Felix nickte. Aber er wirkte eher mitleidig als überzeugt.
    »Wie gesagt. Ich kenn ihn ja nicht.«
    »Philipp soll mal zu dieser Verrückten fahren.« Moritz erhob sich. »Wie sieht’s aus, Felix? Sollen wir los?«
    Felix stand ebenfalls auf.
    »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Badminton. Bisschen Bewegung könnte dir übrigens auch nicht schaden. Macht schlank.«
    Sophia spürte, wie sie rot anlief. Moritz war offensichtlich wieder ganz

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