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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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zu telefonieren.
    »Und dass du mir 5000 Euro überwiesen hast, hast du auch nicht gemerkt?«
    »Ist das so?«
    »Die Kohle ist auf meinem Sparkonto. Das nutz ich aber nicht mehr, deshalb ist es mir auch nicht aufgefallen.«
    »Wer war das? Ich komm nicht an meine Bankauszüge, mein Internetbanking-Zugang ist gesperrt.«
    »Was passiert hier?«, fragte Moritz.
    Philipp hörte eine Stimme im Hintergrund.
    »Sophia will wissen, ob du mit Ella geredet hast.«
    »Hab ich.« Philipp fasste das Gespräch kurz zusammen.
    »Annette Sonnabend«, sagte Moritz. »Die müssen wir finden.«
    »Soll ich Becker von ihr erzählen, wenn ich morgen Früh mit ihm rede?«
    »Nee, lass mal!«, sagte Moritz. »Ich trau ihm nicht. Er hat sich irgendwie ganz auf uns eingeschossen. Wir reden erst mal selbst mit ihr. Ich hab mir übrigens ein Prepaid-Handy besorgt. Solltest du auch tun. Ich kann mir vorstellen, dass sie deine Leitung bald abhören.«
    »Ich hab nichts zu verbergen«, sagte Philipp.
    »Wie du meinst.«
    Philipp hatte plötzlich das Gefühl, dass er in der Leitung jemanden atmen hörte. So ein Blödsinn. »Ich hab irgendwo noch ein altes Kartenhandy rumfliegen. Ich schick dir die Nummer, sobald ich es aufgeladen habe.«

I ch werde Gebäudetechniker. Das ist ein anderes Wort für Hausmeister. So wie Reinigungskraft anstatt Putzfrau. Als ich das meinem Alten erzähle, zieht er den linken Mundwinkel nach oben. Hat mal mehr von mir erwartet. Medizin, Jura, Informatik, aber doch keine Lehre. Der Sohn, der Glühbirnen auswechselt und den Hof fegt. Bin nicht dein Sohn, denke ich. Du und ich, wir haben nichts miteinander zu tun. Vielleicht wär ihm das ein Trost. Aber ich sag es nicht, ich denk es nur.
    Das kommt davon, wenn man die Kinder zu oft auf den Kopf schlägt, sag ich. Dann bringen sie’s nicht weit.
    Da geht der Mundwinkel wieder nach unten. Er röchelt. Er stöhnt. Er will was sagen, aber es kommt nichts aus ihm raus als ein bisschen Spucke. Hau ab!, will er wahrscheinlich sagen.
    Na dann tschüss, sag ich. Mach’s gut, sag ich. Die Krankenschwester sieht mich böse an.
    Dabei kann man mir keinen Vorwurf machen. Zwölf Stunden auf der Autobahn, sechs Stunden hin, sechs Stunden zurück, nur um den Alten noch mal zu sehen, bevor er eingeäschert wird. Und alles nur, damit er den Mund verzieht.
    Fick dich doch, denk ich. Wär ich bloß nicht gekommen.

17
    Für Moritz war die Sache klar. »V ist Papas Geliebte«, sagte er. »Er hat sie verlassen, sie ist nicht damit zurechtgekommen. Deshalb hat sie ihn entführt. Und darum gibt es auch keine Lösegeldforderung. Sie will ihn für sich.«
    Aber Sophia war nicht überzeugt. »Warum schickt diese V dann anonyme Nachrichten an dich und mich und die anderen? Warum manipuliert sie Philipps Konto? Und diese komischen Anrufe, die in Wirklichkeit nie stattgefunden haben. So was macht doch keine eifersüchtige Geliebte.«
    »Vielleicht hängt Philipp ja da auch mit drin, schon mal darangedacht?«, sagte Moritz. »Er macht mit der Tussi gemeinsame Sache.«
    »Und warum?«
    »Er will uns erpressen. Und versucht gleichzeitig, den Verdacht auf mich zu lenken.«
    »Und belastet sich selbst. Das ist doch Quatsch.«
    Moritz schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Ahnung mehr, was ich glauben soll.«
    »Annette Sonnabend«, sagte Sophia. »Lass uns doch da mal ansetzen.«
    »Na, dann setz mal an.«
    Sie suchte den Namen im Internet und fand nichts.
    »Vielleicht wurde ihre Ehe geschieden und sie hat ihren Mädchennamen wieder angenommen«, mutmaßte Moritz.
    »Hier ist ein Nachruf auf Werner Sonnabend«, sagte Sophia. »Vom Klinikum rechts der Isar in München.«
    »Echt? Lass mal sehen!«
    Sophia überflog den Artikel. »Dr. Werner Sonnabend war seit Januar 1987 als Anästhesist in unserem Hause tätig. Am Sonntag, den 24. September 2006 erlag er nach langem, schwerem Leiden seiner Krebserkrankung«, murmelte sie halblaut.
    Moritz sah ihr über die Schulter. »Von Angehörigen steht hier nichts. Er scheint sich wirklich von seiner Frau getrennt zu haben.« Er blickte seine Schwester ratlos an. »Und nun?«
    »Ich hab noch eine andere Idee«, sagte Sophia und griff nach dem Telefon.
    »Wen willst du denn anrufen? Nimm lieber das andere Telefon.« Moritz warf ihr sein neues Handy zu. »Die Bullen müssen ja nicht alles wissen.«
    »Du musst für uns ins Archiv«, teilte Sophia Philipp am Telefon mit.
    »Was soll das denn jetzt?« Seine Stimme klang dumpf, als ob er sich selbst den Mund

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