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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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mir gegenüber. Nur einmal hat sie eine Andeutung gemacht, aus der man schließen könnte, dass es noch weitere Enttäuschungen gab …«
    Aus dem Nebenzimmer ertönten Stimmen. Die Kripo. Deutlich war die Stimme Kommissar Müllers zu vernehmen. »Bernd, wir sollten besser gehen«, wurde es Klaus nun doch mulmig.
    Sie hatten Glück. Während Müller lautstark bei der Sekretärin ankündigte, das Büro der Ermordeten sehen zu wollen, verabschiedeten sich Klaus und Bernd eilig, liefen zur anderen Bürotür hinaus und fanden sich eine Minute später unbehelligt auf der Straße wieder.
    Den Rest des Tages verbrachte Klaus mit Kerstin. Zehn rote Rosen und eine Entschuldigung später schien sie ihm halbwegs verziehen zu haben, sodass er sogar nochmals mit dem Ö telefonieren konnte. Allerdings ohne Ergebnis.
    Wie Bernd ihm bei einem weiteren Anruf berichtete, betrug die Auskunft der Polizei in einer Pressemeldung dürre fünfzehn Zeilen. Für die nächsten Tage wurde eine Pressekonferenz in Aussicht gestellt.
    Kein Vorsprung für die Kurier -Redaktion, für die Bernd einen sachlichen Bericht verfasste, der im Prinzip nur die Pressemitteilung vom bürokratischen Polizistenjargon in geschliffeneres Journalistendeutsch brachte und etwas verlängerte. Wie mit Klaus besprochen, schrieb Bernd diesen nicht unter seinem Namen, sondern mit dem Kürzel »kri« – Klaus Riesle. Die Kurier -Redaktion hatte aus dem Mordfall kein journalistisches Kapital geschlagen.
    Noch nicht.

6. ARIENSCHWIMMEN
    Nichts war zu hören außer dem Knirschen der Kiessteinchen unter ihren Füßen, als sie den Weg entlang der Brigach in Richtung Kneippbad schlurften. Keiner hatte um diese Uhrzeit wirklich Lust, etwas zu sagen.
    Hubertus Hummel, Klaus Riesle und ihr gemeinsamer Freund Edelbert Burgbacher liefen vom großen Parkplatz aus in Richtung Kassenhäuschen. Links und rechts ragten mächtige Buchen empor. Ein leichter Nebel hatte sich über die Wipfel gelegt. Endlich brach Hummel das Schweigen. Er machte noch den ausgeschlafensten Eindruck – was möglicherweise daran lag, dass der Lehrer Frühaufstehen als Einziger halbwegs gewohnt war.
    »Sag mal, Edelbert: Was hast du eigentlich in deinem Köfferchen? Ist das etwa dein Beautycase?«
    »Streng geheim«, antwortete Burgbacher wortkarg, um dann aber doch den Gesprächsfaden aufzunehmen. »Wie konnte ich mich bloß von euch überreden lassen, zum Frühschwimmen zu gehen? Und das nach all den Trollingern gestern Abend im Bistro«, brummelte sein Bass, den er sich durch unzählige Reval ohne Filter im Laufe seines Lebens angeraucht hatte.
    »Edelbertchen, vergiss nicht, dass dir der Doktor wegen deines raubbauartigen Lebenswandels dringendst sportliche Betätigung angeraten hat. Gestern warst du doch noch Feuer und Flamme«, stichelte Hubertus weiter. Denn Burgbacher hatte sich bei dem Mordfall künstlerische Anregungen für seine nächste Krimiinszenierung in dem kleinen Villinger Zähringertheater holen wollen: »Lebensechte kriminaltechnische Erfahrungen« nannte er das.
    Er hatte als Impresario die Amateurbühne in der Doppelstadt zur Blüte geführt. Ausverkaufte Vorstellungen waren an der Tagesordnung. Die Villinger Damenwelt lag dem extrovertierten Glatzkopf mit obligatorischem Künstlerschal regelmäßig zu Füßen, wenn er mal wieder als Schauspieler die Bühne betrat. Allerdings vergebens, denn Edelbert hatte sich liebestechnisch schon längst dem eigenen Geschlecht verschrieben. Von den Frauen verstand er aber dennoch eine ganze Menge …
    »Mit dem Alkoholwert im Blut ins eiskalte Wasser steigen, das grenzt ja an Selbstmord«, schimpfte Burgbacher, als sie gerade den Eingang passierten. Es schien ansonsten die übliche Frühschwimmerbesetzung zu sein. Tatsächlich: Nicht einen schien der Todesfall abgeschreckt zu haben – nur das Opfer fehlte …
    Auch heute kroch der Nebel von der Brigach her über das Wasser. Genau einen Tag nach dem Mord ließ die Polizei wieder einen geregelten Schwimmbetrieb zu. Die Spurensuche schien schnell beendet gewesen zu sein.
    Schwimmmeister Willy staunte über den seltenen Gast: »Ja, Edi! Welch prominenter Besuch – und für dich ist es ja wohl noch mitten in der Nacht!«, begrüßte er Burgbacher. »Bekomm ich eigentlich mal ’ne Rolle in einem deiner nächsten Stücke?«
    »Ich sag’s dir, wenn wir mal einen blutrünstigen Bademeister brauchen«, gab der Impresario zurück.
    Kurz darauf pirschten sich Hummel und Riesle an die Frühschwimmerriege im

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