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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Zeuge hat doch behauptet, dass der Mörder heute im Becken war, richtig?«
    Hubertus nickte.
    »Versetzen wir uns also mal in die Lage des Mörders: Als er gestern die Frau im Wasser ertränkt hat, dürfte er danach wohl kaum in aller Seelenruhe zum Ausgang spaziert sein …«
    Hummel unterbrach seinen Freund: »Nein. Er ist erst zum Spind gelaufen, hat aufgeschlossen, die Wertgegenstände herausgenommen und ist dann zum Ausgang. Gerade das wäre doch die richtige Strategie gewesen, um so wenig wie möglich aufzufallen.«
    »Unter normalen Umständen schon«, pflichtete Klaus bei. »Aber unser Mörder hatte leider mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er wurde bei seiner Tat beobachtet. Also musste er sich schnell aus dem Wasser machen. Und da wäre es für ihn fatal gewesen, ganz allein an den Bademeistern vorbei durch die Drehtür zu spazieren.«
    »Wenn ihm wirklich klar war, dass er bei dem Mord beobachtet wurde …«, merkte Hummel an, der noch nicht so ganz überzeugt war.
    Endlich packte der Hilfsbademeister sein Köfferchen wieder zusammen und lief in Richtung Eingang. Da Hummel und Riesle am Zaun längs der Brigach nichts Auffälliges erkennen konnten, beschlossen sie, sich im hinteren Bereich der Liegewiesen umzuschauen. Doch auf dem Weg dorthin fiel ihnen der mit rot-weißen Plastikbändern abgesperrte Sandkasten neben dem Planschbecken auf.
    Ehe Hummel sich’s versah, hatte Klaus sich schon unter der Absperrung hindurchgebückt.
    »Schau mal«, Klaus zeigte auf eine Stelle neben der hölzernen Spielburg. Hubertus folgte mit neugierigem Blick dem Fingerzeig seines Freundes. »Lloyd« war in großen Buchstaben mehrfach und deutlich im Sand abgedruckt. Die Spuren stammten offensichtlich von Sandalen oder Halbschuhen – und zwar mindestens der Größe 44.
    »Die könnten von unserem Mörder sein«, vermutete Klaus.
    »Wieso soll sich der Mörder ausgerechnet im Sandkasten herumgetrieben haben? Die Spuren könnten doch genauso gut von einem Familienvater stammen, der hier vor ein paar Tagen mit seinen Kindern gespielt hat«, wandte Hubertus ein.
    Doch Klaus blieb bei seiner Annahme. »Erstens sehen die Spuren noch recht frisch aus. Zweitens war das Bad gestern geschlossen. Drittens hätte die Polizei dann wohl kaum den Sandkasten abgesperrt. Und viertens halte ich es für durchaus möglich, dass sich der Mörder nach seiner Tat hier erst einmal verschanzt hat.«
    Hubertus widersprach nicht, doch ein stichhaltiger Beweis für diese Behauptung fehlte seines Erachtens. Allenfalls die Polizei oder Willy würde vielleicht darüber nähere Auskunft geben können. Da von der Polizei nichts zu erfahren war, beschlossen sie, es doch noch mal später telefonisch beim Bademeister zu versuchen.
    Also ab nach Hause.

8. HERRENBESUCH
    Hubertus trat in den sonnendurchfluteten Vorgarten seines idyllischen Einfamilienhauses. Sein Blick fiel auf die prächtigen roten und gelben Rosen, die ihre Köpfe nach der wärmenden Morgensonne reckten. Kein Zweifel, auch dem Hummel’schen Garten hatte die Rückkehr der Gattin ins traute Heim gutgetan.
    Hubertus überfiel eine heftige Müdigkeit. Die kriminalistische Nebenbetätigung forderte ihren Tribut. Als er den Schlüssel in die Haustür steckte, beschloss er, eine Dusche zu nehmen und sich dann noch mal zu Elke ins eheliche Bett zu legen. Schließlich hatte er Ferien, und es war gerade einmal 8.30 Uhr …
    Mit einer Tasse Cappuccino stieg Hubertus, das Getränk laut schlürfend, über die knarzende Holztreppe in den ersten Stock des Hauses, wo alles noch zu schlafen schien. Er drückte den Griff der Badezimmertür nach unten, öffnete sie und trat ein.
    Dann klirrte es laut. Hubertus’ Tasse zerbrach in viele Teile, und der Cappuccino lief über den von Hummel vor allem mithilfe von Klaus einstmals selbst verlegten Terrakottaboden.
    Hummel konnte kaum glauben, was oder vielmehr wen er da sah. Dietmar Bäuerle, sein angeblicher Freund, saß auf Hubertus’ Kloschüssel, trug Hubertus’ Bademantel und las Hubertus’ Schwarzwälder Kurier .
    Didi schien überrascht, Hubertus war schlichtweg fassungslos: »D… D… Didi.«
    Erst dieser schleimige Anwalt Bröse, dann der unsägliche Apothekerstadtrat Schulz und jetzt Didi. War Elke denn ihre Ehe überhaupt nichts mehr wert? War die ganze Versöhnung zu Weihnachten nur ein Possenspiel gewesen? Dabei hatte Hubertus doch das Gefühl gehabt, dass sich die Dinge zwischen ihnen wirklich gut entwickelt hatten.
    Drei,

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