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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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du über dieses Duo Frank und Irene sagen?«, fragte er.
    »Frank ist ein Schönling, ein Wichtigtuer. Für meine Begriffe etwas zu schleimig. Er will nach oben. Und Irene ist ein aufgedrehtes Huhn, das manchmal allerdings recht zickig sein kann. Einigermaßen attraktiv, wenn man so will. Sie genießt es, dass sie Verena ausgestochen hat.«
    »Könnte einer von den beiden Verena umgebracht haben?«, fragte Klaus.
    Bernd zuckte mit den Schultern.
    »Was war deine Kollegin Verena denn für ein Typ?«, wollte Riesle nun wissen.
    Bernd löste den letzten Knopf seiner Weste. Sein Bauch arbeitete sich durch die Befreiung einige weitere Zentimeter nach vorn. Er wirkte erleichtert.
    »Verena war eine richtig starke Frau«, meinte er dann anerkennend. »Ihr Schwerpunkt waren Ostasien und die Wirtschaftsbeziehungen dorthin. Sie war häufiger in dieser Gegend unterwegs. Fachlich war sie meines Wissens wirklich gut, allerdings, wie Frank, unglaublich ehrgeizig.«
    »Hatte sie einen Neuen, nachdem es mit diesem Frank aus war?«, recherchierte Klaus weiter.
    »So nah bin ich da nicht dran«, musste Bernd eingestehen. »Schließlich verbringe ich ja täglich zehn Stunden bei unserem Kurier . Von einem neuen Freund weiß ich nichts, kann mich aber mal erkundigen.« Er blickte Klaus an. »Die Story schreibst übrigens du. Ich habe keine Lust, an der FH als Nestbeschmutzer beschimpft zu werden. Das könnte meinen Kontakten nur abträglich sein.«
    Klaus stimmte da gerne zu. Dann schaute er auf die Uhr. Zehn nach zwei. »Komm, wir müssen los.«
    Bernd nickte. »Stimmt, für mich wird’s auch Zeit.« Er begann, die Knöpfe wieder zu schließen. Einen nach dem anderen. Die oberen beiden ließ er aber lieber frei.
    Klaus sah ihn an: »Bernd, du wirst jetzt nicht in die Redaktion zurückgehen. Du nimmst mich jetzt mit in die FH.«
    Dieser schien unschlüssig, ob er sich wirklich zu Klaus’ Komplizen machen sollte.
    Dessen Gedanken kreisten um Kerstin. Wenn sie jetzt immer noch bei Claudia in der FH wäre, gäbe es ganz schön Ärger. Da halfen wahrscheinlich nicht einmal mehr Blumen. Vor ihr hatte er jetzt sogar noch mehr Angst als vor Kommissar Müller, der ja dort wahrscheinlich auch aufkreuzen würde.
    Als sie an der Fachhochschule ankamen, war von Polizei noch nichts zu sehen. Eilig durchschritten sie das verglaste Eingangsfoyer, nahmen den futuristisch anmutenden Treppenaufgang und betraten den Gebäudetrakt C, in dem sich der Fachbereich »W« für Wirtschaft befand. Im Büro, das sich Claudia und Verena geteilt hatten, befand sich außer Claudia niemand. Sie wunderte sich zwar etwas über den Besuch, aber Bernds Anwesenheit und sein Charme verschleierten die Absichten des Journalistenduos.
    Dennoch kam Bieralf gleich zur Sache: »Meinst du, Verena hatte Feinde?«, fragte er, während sich Klaus im Büro umsah. Es sah steril aus, zweckmäßig, sauber, aber etwas seelenlos. Ein paar Ordner in den Regalen, irgendwelche wirtschaftswissenschaftlichen Standardwerke mit Titeln, die Klaus schon beim Anblick der Buchrücken schier zum Einschlafen brachten; mehr nicht.
    Zwischen den beiden sich gegenüberliegenden Schreibtischen ein Strauß Nelken in einer großen Vase, der auch als Sichtschutz dienen konnte. Ansonsten sah Verenas Platz aus, als hätte sie sorgfältig aufgeräumt, ehe sie ermordet worden war. Wenn Klaus das mit seinem Schreibtisch in der Redaktion verglich … Dort lagen Dutzende Unterlagen, Zeitungsschnipsel, Telefonnummern herum, war Redaktionsatmosphäre zu spüren, strahlte schon allein der Schreibtisch Agilität aus. Hier hingegen …
    Claudia goss den dahindarbenden Blumenstrauß und schüttelte den Kopf. »Wirkliche Feinde, das glaube ich nicht. Allerdings war sie eine erfolgreiche und selbstbewusste Frau – und damit konnte nicht jeder umgehen.«
    Bernd musterte derweil die Fachbücher, was Klaus nervös machte. Sie hatten hier doch wirklich anderes zu tun. »Entschuldige, das passt jetzt zwar gar nicht«, sagte der Wirtschaftsjournalist dann. »Aber meinst du, ich könnte mir die beiden Bücher für ein paar Tage ausleihen? Ich muss noch einen Vortrag vorbereiten.«
    Claudia nickte. »Ich brauche sie nicht – und Verena …« Sie stockte.
    Klaus fragte inzwischen weiter, denn jede Minute Vorsprung vor der Polizei war kostbar. »Hatte sie nach der Trennung von Frank wieder einen Freund?«
    Claudia zögerte. »Ich weiß es nicht, obwohl es mich natürlich auch interessiert hat. Sie mied dieses Thema – sogar

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