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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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schneller schwimmen«, schlug der Franzose vor.
    Der Mann grummelte etwas von »sich bei den Stadtwerken beschweren« und stieß sich kräftig vom Rand ab. Verena legte sich auf den Rücken, streckte Beine und Arme von sich und schloss für einen Augenblick die Augen, um sich zu entspannen.
    Noch einem weiteren Schwimmer schien sie offenbar im Wege zu sein: Ein kräftiger Körper legte sich plötzlich auf sie, drückte ihren Oberkörper nach unten und gegen die Beckenwand. Verena spürte einen engen Klammergriff um Beine, Becken und Po, und das Wasser stieg mit einem stechenden Schmerz in ihrer Nase auf. Erlaubte sich jemand einen überaus schlechten Scherz?
    Wohl kaum. Verena begriff, dass die Situation bitterernst war. Todesangst überkam sie. Sie strampelte verzweifelt mit den Beinen, boxte mit den Armen, wollte mit den Zähnen irgendwie die Waden ihres Peinigers zu fassen bekommen. Ihre Fingernägel bohrten sich krampfhaft in das Fleisch des Angreifers.
    Wieso kam ihr denn niemand zu Hilfe?
    Einen Augenblick lang schien es, als könne sie sich aus der Umklammerung lösen. Ihr Körper entglitt für einen kurzen Moment den muskulösen Armen des Angreifers. Ein kraftvolles Nachfassen: Verenas Hoffnung starb. Die Kräfte verließen sie, das Wasser bahnte sich seinen Weg in ihre Lungen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
    Der letzte Gedanke in Verenas Leben galt Frank.

2. PRIVATRADIO
    Die Stimmung im Opel Kadett, der im Morgengrauen gerade von der A 81 auf die Schnellstraße in Richtung Villingen abgebogen war, war prächtig.
    »Unglaublich.« Hubertus Hummel schüttelte auf dem Beifahrersitz den cocktailgeschwängerten Kopf. Normalerweise lehnte er dieses »Yuppiegesöff«, wie er es nannte, strikt ab, doch gemeinsam mit seinen beiden Kumpanen hatte er in dieser Nacht 1420 Euro im Konstanzer Spielcasino gewonnen. Abzüglich der 82 Euro, die sie in der Hotelbar eines Starkochs neben dem Casino umgesetzt hatten, als dieses um drei Uhr seine Pforten geschlossen hatte.
    »Da gehe ich zum dritten Mal in meinem Leben ins Casino und gewinne.« Hummel, Mitte vierzig, Bauchansatz, Nickelbrille und spärliche Haarpracht, war erst skeptisch gewesen, als ihn sein bester Kumpel Klaus Riesle zum Ausflug nach Konstanz überreden wollte. Aber schließlich hatte Hummel als Lehrer für Deutsch und Gemeinschaftskunde am Villinger Gymnasium am Romäusring Pfingstferien und nichts Besonderes vor.
    Die Sonne war mittlerweile über Schwarzwald und Baar aufgegangen. Von Weitem konnten die Autoinsassen die Silhouette der spitzen Salzsiedertürme des Städtchens Bad Dürrheim erkennen, eines vor allem bei älteren Feriengästen beliebten Kurorts. Salz wurde dort zwar seit über dreißig Jahren nicht mehr produziert, dafür durfte sich der beschauliche Ort mittlerweile aber »Soleheilbad«, »Naturwaldgemeinde« und »Solarkommune« nennen.
    Hubertus freute sich auf den langsam erwachenden Tag. Der Ausflug nach Konstanz war eine gute Entscheidung gewesen. Das fand auch Freund Riesle, der als Lokaljournalist in der Villinger Redaktion des Schwarzwälder Kuriers ohnehin meist flexibel und bereit für kurzfristige Unternehmungen war. Und das, obwohl er nach längerem Junggesellendasein seit einigen Monaten eine feste Beziehung hatte – Kerstin, eine Schwenninger Lehrerin. Es schien ganz gut zu laufen mit ihr, aber gelegentliche Herrenabende mussten sein. Ein Spielchen im Casino hatte sich Riesle ohnehin schon lange mal wieder vorgenommen.
    Der Journalist, klein, schwarzhaarig und drahtig, schmunzelte über Hummels Freude, denn dieser hatte noch zu Beginn des Abends seinen Bedenken überaus wortreich Ausdruck verliehen, vor einem »überbordenden Kapitalismus« gewarnt und bei Riesle Spielsucht diagnostiziert.
    Nur mit der Erinnerung an einen Kriminalfall, der die beiden Hobbydetektive schon einmal ins Zockermilieu geführt hatte, ließ sich Hubertus für den Casinobesuch ködern. Zu Recht. 1420 Euro minus 82 machte 1338. Das Ganze durch drei ergab, äh …
    »Will man mir nicht Danke sagen, bitte schenn?«, ertönte eine Stimme vom Rücksitz des Kadetts. Sie gehörte Radovan Josipović, einem berufsmäßigen Spieler und bosnischen Hobbyphilosophen, den sie bei ihren Recherchen damals kennengelernt hatten. Auch heute hatten sie den Bosnier im Casino getroffen.
    »Ist ja gut«, winkte Hubertus ab. »Danke, Radovan.«
    »Musst du nicht so tun«, setzte Josipović nach. »Wer hat euch beigebracht Spiel Paroli bis Maximum?«
    »Radovan

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