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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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in seinem Innersten, daß hier ein Zusammenhang bestand, der durch selbstsüchtiges und fruchtloses Streben nach unbeschwerten Lust- und Sinnesfreuden nicht ausgeschöpft war. Mit Liszendir hatte er jedoch das erste Mal eine höhere Ebene erreicht, eine gewisse Reife, die weit über das hinausging und sich im Hinblick auf Usteyin so auswirkte, daß er ihr gegenüber eine starke Verantwortung und Verpflichtung empfand. Dies änderte und entwertete jedoch keineswegs das, was zwischen ihm und Liszendir bestanden hatte. Plötzlich wurde ihm klar, daß diese Zeit in der Tat von nun an der Vergangenheit angehörte – oder besser, daß sie erst jetzt ihren wahren Stellenwert erlangte.
    Seine Gedanken schweiften zu einer anderen Problematik: Was war mit den übrigen Klesh, ob nun Zlats, Haydars oder jene Marenjis, die wohl in der Konstitution den Zlats ähnelten, aber ein wenig größer waren, eine oliv-goldene Haut und seidenfeines hellblondes Haar hatten. Die Mädchen waren atemberaubend. Er hatte dazu das Informationsmaterial in seiner Broschüre gelesen – oder besser versucht, es zu entziffern. Die Krieger als Schöpfer der Klesh waren der Ansicht gewesen, durch Züchtung menschliche Archetypen gewinnen zu können – aber es klappte nicht. Statt dessen schufen sie unbeabsichtigt Hunderte von rassischen Varianten mit spezifischen Vor- und Nachteilen. Han zweifelte keinen Moment daran, daß bei diesem Auswahlverfahren im Laufe der Jahrtausende unendlich viel Leid und Unglück geschehen war. Dennoch hatte dieser Prozeß auch einige Qualitäten in aller Schärfe und Prägnanz hervorgebracht; ein Klesh brauchte etwas, um überleben zu können, und nach dem, was er erfahren halte, waren die Zlats jene, die darin die längste Tradition besaßen. Wenn sich doch nur alles wieder ins normale menschliche Maß zurückbringen ließe!
     
    Usteyin selbst schien zufrieden in ihrem neuen Heim. Er hatte keinerlei Vorstellung davon, wie ihr vorheriges Zuhause ausgesehen haben mochte. Sie zeigte nicht die Spur von Traurigkeit darüber, daß sie ihr bisheriges Leben aufgeben mußte. Sie war von großer Reinlichkeit, besaß viel Geschick und Geschmack und pflegte sich mit der Gewissenhaftigkeit einer traditionellen Kurtisane, wobei man aber bei näherem Hinsehen feststellen konnte, daß der größte Teil ihres Aufwandes unerotischer Natur war und wahrscheinlich nur dazu diente, die Zeit totzuschlagen. Sie besaß eine kleine Tasche mit Toilettenartikeln, einen Kamm, eine einfache Haarbürste, eine Nagelfeile und eine primitive Zahnbürste. Sie verbrachte den Tag damit, sich zu pflegen, zu schlafen oder gelegentlich mit jenem Gerät zu spielen, das wie ein Geflecht aus feinen Silberdrähten aussah. Seltener allerdings sang sie still vor sich hin, endlos-eintönige Lieder, deren Sprache Han nicht verstehen konnte. In solchen Situationen erschien sie unzugänglich, eingeschlossen in ein privates Universum, dessen Weiten und Abgründe allein den Zlats oder auch nur ihr selbst zugänglich waren. Han erlaubte ihr, es sich bequem zu machen oder zu schlafen, wann und wo immer sie wollte. Nachts schlummerte sie zusammengerollt in einer Ecke neben seinem Bett. Sie hatte einen leichten Schlaf, denn von Zeit zu Zeit erwachte sie durch ein plötzliches Geräusch oder einen Schrei von draußen und schaute in die Dunkelheit, um zu erfahren, was sie geweckt hatte; dann konnte er in der Ecke das Glänzen ihrer weit geöffneten Augen sehen, aber schon einen Moment später hörte er wieder ihre regelmäßigen, tiefen Atemzüge. Nachdem er sich über seine Erwartungen ihr gegenüber klar geworden war, hatte er das starke Verlangen, sofort mit dem Unterricht zu beginnen, hielt es dann aber doch für das beste, wenn sie sich erst einmal an ihre neue Umgebung gewöhnte, bevor er den Versuch unternahm, das Resultat einer jahrtausendalten Züchtung und einer statisch-introspektiven Kultur umzukrempeln.
     
    Während der Tage, da er und Usteyin allein waren, sah er sich außerstande, irgend etwas über Liszendirs Aufenthalt und Wohlergehen herauszubekommen. Langsam begann er sich Sorgen um sie zu machen. Schließlich aber tauchte sie von selbst auf. Er hatte äußerst gemischte Gefühle. Einerseits war er erleichtert, daß sie da war und es ihr offensichtlich gutging, andererseits machte ihn die Anwesenheit Usteyins sichtbar verlegen. Als sie eintrat, konnte er in ihren Augen lesen, daß ihre Beziehung zueinander eine andere Qualität bekommen hatte: kein Zeichen

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