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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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nun alles oder nichts erwarten – ganz wie es dir beliebt; beides ist in gleicher Weise falsch. Es gibt nur eine einzige Wahrheit: daß etwas mit dir geschehen wird. Ereignisse sind unvergänglich.
     
    ’1 Knun i Slam (die Lehre von der Kraft des Schicksals)
     
    Einige der kurzen und dunklen Wintertage auf Morgenröte verstrichen, in denen Han versuchte, sich an seine neue Realität zu gewöhnen, eine Aufgabe, die größtenteils durch den Umstand erschwert wurde, daß er nicht genau wußte, welche Realität nun die seine war. Er bemühte sich, seinen gegenwärtigen Zustand im Licht vergangener Erfahrungen zu prüfen, und stellte fest, daß dies völlig unmöglich war. Die Vergangenheit paßte nicht zur Gegenwart, ebensowenig zu irgendeiner Zukunft, die er sich eventuell hätte vorstellen können. Zum Teil lag dies an der stillen und fast unauffälligen Präsenz des Mädchens Usteyin. Sie vor allem erinnerte ihn ständig daran, wie weit sein Abenteuer ihn von ursprünglichen Positionen abgebracht hatte. Was als eine relativ einfache Reise begann, war inzwischen ins Uferlose und Mehrschichtige gewachsen, hatte Fragen der Moral, Emotion, Loyalität und Persönlichkeitsstruktur aufgeworfen, die alles Bisherige mal in diesem, mal in jenem Licht erscheinen ließen. Solange sich die Ereignisse in einfacher Folge aneinandergereiht hatten – so vor allem, als er und Liszendir sich immer näherkamen und ein stets tiefer werdendes Verstehen füreinander erlangten –, hatte er noch sein inneres Gleichgewicht aufrechterhalten können. Nun aber kehrte alles zurück. Man hatte sein ganzes Konzept in Unordnung gebracht – oder war es vielleicht von vornherein falsch angelegt? Er hatte die alten Denkformen nicht vergessen, aber es gelang ihm nicht, sie in eine klare logische Reihe zu bringen. Er hatte zudem den leisen Verdacht, daß dies sowieso ohne Bedeutung und Nutzen war. Somit brachte ihn dieses still duldende Menschenmädchen zurück zu den Wurzeln und dem Wesen der Dinge – zurück zur Realität, zur Wirklichkeit. Aber es war eine Wirklichkeit ohne rechten Sinn.
    Was Usteyin anbetraf, so hatte sie sich ohne viel Umstände in ihrer neuen Umgebung eingerichtet und war in der Tat so lernwillig, friedfertig und geschickt, wie man das von ihr zuvor behauptet hatte. Han war von ihr in verschiedener Hinsicht fasziniert; obwohl sie ein noch junges Mädchen war, dessen Reifungsprozeß fortdauerte, zeigte sie dennoch ein völlig selbstgenügsames Wesen. Sie hatte ein ausgeprägtes Selbstverständnis, das mit nichts zu vergleichen war, was er bisher kannte. Hätte er sie auf irgendeinem abgelegenen Asteroiden ausgesetzt, sie wäre auch weiterhin ihrer Eigenart treu geblieben; nach Verbrauch ihrer Vorräte hätte sie der tödlichen Leere völlig ruhig ins Auge geschaut – so als wäre es nichts anderes als das Erwachen aus einem kurzen Schlummer. Er hatte sie während des Schlafs beobachtet. Sie schlief wie ein Tier – leicht und ohne heftige Bewegungen. Daß sie träumte, konnte er an den Veränderungen ihres Gesichtsausdrucks erkennen, die mit ihrem langsamen, aber stetigen Rhythmus eine völlig neue Erfahrung für ihn darstellten. Sie besaß eine Zurückhaltung und Selbstdisziplin, im Vergleich zu der Liszendir wie eine wilde Barbarin anmutete. Sie antwortete Han direkt, ohne Künstlichkeit oder manieriertes Getue, sprach dabei in kurzen, einfachen Sätzen, mit einer klaren, aber flüssigen Mädchenstimme. Was auch immer sie glaubte zu sein, sie war sich ihrer absolut sicher. Vielleicht hielt sie sich für nicht mehr als ein Tier – ein Haustier, ein Zuchtprodukt. Er wußte es einfach nicht; sie war für ihn ein großes, unergründliches Geheimnis. Han war Liszendir für jene Einsicht dankbar, daß gerade ein solches Verhalten auf Tiefgründigkeit und nicht – wie jenes überschwenglich-demonstrative Spektakel – auf vordergründige Oberflächlichkeit schließen ließ. Stimmte dies, so war Usteyin ein tiefes, unerforschliches Meer – ein wahrer Ozean.
    Je mehr er von ihr mitbekam, um so überzeugter wurde er von seiner ursprünglichen Einschätzung. Sie besaß eine verwirrende Schönheit und unterschied sich von Liszendir in einem Maße, wie das bei zwei lebenden Personen überhaupt nur möglich war – und dennoch hatte sie Persönlichkeit. Das Bild, das er sich von Liszendir ausmalte, war einförmig, ein Bild von großer, detaillierter Differenziertheit, mit einer höchst erotisch-suggestiven Geistigkeit, die ihre

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