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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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– nun war er es, der im Vorteil war. Sie ergriff die erstbeste Chance, um denselben Fluchtweg wie Han zu nehmen. Er ließ sie gehen und kümmerte sich nicht weiter um sie. Er war sicher, daß sie nicht überleben würde.
    Aber sie überlebte. Sie war irgendwo weit westlich gelandet – in einer völlig unbewohnten Gegend mit weiträumigen Steppen. Das Nahrungskonzentrat im Rettungsgleiter machte sie krank – vielleicht weil es einige Spurenelemente zuviel oder zu wenig hatte. So mußte sie auf die Jagd gehen. Zuerst war es schwierig – mit zwei nutzlosen Händen. Aber irgendwie schaffte sie es doch. Sie aß Würmer, Larven, Kleingetier, Beeren und Blätter. Schließlich kam sie zu einer einsamen Siedlung, wo man überraschenderweise gehört hatte, daß ein Raumfahrer notgelandet war und nun in einem winzigen Dorf mit Namen Ghazh’in lebte. Sie zögerte nicht lange und machte sich sofort auf den Weg. Sie ging querfeldein, um die Strecke abzukürzen und um Zeit zu sparen. Sie schleppte sich gerade noch bis Hobbs Basar, als sie mit ihren Kräften am Ende war. Nach ihrer Schätzung hatte sie ungefähr tausendsechshundert Meilen zu Fuß zurückgelegt. Die rohe Nahrung hatte sie ebenfalls krank gemacht, doch sie hatte die Auswirkungen niedergekämpft – sie mußte es tun, denn eine Alternative gab es nicht.
    „Mehr weiß ich nicht“, sagte sie schließlich. „Von Hath’ingar, falls dies sein richtiger Name ist, habe ich nichts Neues erfahren können. Er verspottete mich, deshalb glaube ich, daß er uns einen falschen Namen genannt hatte. Für diesmal sind wir unterlegen. Wenn es irgendwie möglich ist, so müssen wir versuchen, von diesem Planeten wegzukommen; sie wissen, daß wir beide noch leben. Er wird zurückkommen – wie er sagte – und uns bis an das Ende des Universums verfolgen.“ Es war das erste Mal, daß sie eine Niederlage und ihre Angst vor ihm zugab.
    Sie hob behutsam die Bettdecke und schaute auf ihren nackten Körper. Er war sauber, und die Blessuren und Wunden, die ihr in der letzten Zeit ein vertrauter Anblick geworden waren, zeigten deutliche Ansätze der Besserung. Einige waren schon völlig verschwunden, andere zu feinen Narben verheilt, die sie bis ans Ende ihrer Tage behalten würde.
    „Hast du das gemacht? Du?“
    „Ja. Du hast viel mehr durchgemacht als ich. Du brauchtest Pflege. Besser, ich spielte den Krankenpfleger als irgendein völlig Unbekannter. Ich dachte deshalb, daß du nichts dagegen haben würdest. Es gibt eine Menge Dinge hinsichtlich eurer Denkweise, die ich nicht verstehe, dennoch weiß ich heute mehr als damals, als wir uns zuletzt gesehen haben.“ Er redete in ihrer Sprache und stolperte über ihre vier seltsamen kabbalistischen Bedeutungsformen. Dann erzählte er auch seine eigene Geschichte, alles, was er in Ghazh’in erlebt und gelernt hatte. Als er am Ende war, meinte sie: „Du hast viel verstanden, viel gelernt und bist tief in unser Wesen eingedrungen. Insofern war dies alles zumindest nicht ganz umsonst. Und obwohl dein Akzent schrecklich ist, schlimmer als der von Hath’ingar, nachdem er die Maske hat fallen lassen, klingt es doch lieblich in meinem Ohr.“ Sie zog ihn an sich, umarmte ihn und hielt ihn eine Zeitlang eng an sich gepreßt. Han war verwirrt und verlegen durch diesen für sie so untypischen Gefühlsausbruch. Sie hatte in der Tat auf dem langen Marsch ihre Selbstkontrolle eingebüßt.
    Sie fühlte, was er dachte. „Ich war allein, völlig allein. Noch nie in meinem Leben bin ich bisher so allein gewesen. Manchmal hatte ich Halluzinationen – ich wußte selbst nicht mehr, ob es nur Erinnerungsbilder oder reale Dinge waren: frühere Liebhaber, Freunde, selbst du. Ich war völlig wirr im Kopf. Und jetzt habe ich dich hier gefunden, aber du bist nicht mehr der typische Mensch, du sprichst Single-Sprache – poor kenjureith – und pflegst meine Wunden, als wärst du mein intimster Freund. Noch so ein Vorfall zwischen uns beiden, und ich muß dir meinen Körper-Namen nennen, einen Namen, den niemand außerhalb meiner Webe kennt.“
    Er ließ sie weiter Dampf ablassen, bis sie allmählich in ein tiefsinniges Schweigen verfiel. Dann stand er auf und brachte nach langem Stöbern zwischen alten und abgetragenen Sachen ein neues Kleid zum Vorschein, das er eigens für sie gekauft hatte, und das mit Reben und Blumen im ländlichen Stil der hiesigen Gegend bestickt war.
    „Ich weiß, es ist nicht nach deinem Geschmack, Liszendir, aber ich dachte mir,

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