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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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kümmern. So wurde es zu einer oberflächlichen Körperliebe, die wir nie mit anderen Dingen verbinden können. Es gibt nur das eine: oberflächlich, alltäglich und wenig leidenschaftlich. Die echte Liebe ist selten.
    Du willst sicher wissen, wie es damit steht? Schön, ich will es dir erzählen. Zwanzig Jahre lang viel Spaß, Vergnügen und Spielerei – aber fruchtlos, ja, fruchtlos. Wir fürchten uns vor der Fruchtbarkeit, weil Sexualität dann einen anderen Sinn bekommt, mehr wird als nur reines Vergnügen. Wir haben so gut wie keine freie Wahl. Darum auch die intensive Beschäftigung mit den Sozialstrukturen – es wäre eine zu große Kraftanstrengung, wenn wir anders leben wollten. Warum, glaubst du, gibt es sonst so etwas Kompliziertes wie unsere Webe – wir haben unsere guten Gründe. Man will noch einen Rest an Kontrolle behalten, wer geboren werden soll und was später aus ihm wird, nachdem der reine Instinkt sein Werk vollbracht hat. Deshalb auch ist sie nichts fürs ganze Leben. Nur aus reiner Neugier würden wir so etwas nicht erfinden.
    Dort, wo du gelebt hast, war es nicht möglich, dies alles zu beobachten. Die Innenverwandten der Webe – Bazh’ingil und Pethmirian – waren schon in der Fruchtbarkeitsperiode. Die anderen warteten gerade auf eine neue Phase; ein oder zwei Jahre braucht Tanzernan, um erneut fruchtbar zu werden. Sie und Dardenglir lieben und hassen sich, wie alle anderen Leute auch, da besteht kein Unterschied – keiner! Die Begierde und das Verlangen überkommt jeden; die beiden Außenverwandten sind einander relativ fremd, und was sie tun oder lassen werden, liegt nicht im Rahmen ihrer Kontrollmöglichkeit. Hast du dich nicht darüber gewundert, daß unsere Ältesten allein leben, wenn sie es können? Sie handeln so aus freien Stücken, nicht aus Notwendigkeit, und sie sind dankbar dafür!“
    „Aber, Liszendir, was ist mit den Liebhabern vor der Verwebung? Warum verwebt man sich nicht mit ihnen? Und was passiert nach der Verwebung? Was dann? Ob man nun froh ist, allein zu sein oder nicht: Wandern sie nun in die Wälder und kämpfen gegen ihre sinnlichen Begierden an wie asketische Einsiedler?“
    Sie lachte ein kurzes, unlustiges Lachen – ohne die Spur eines Humors. „Wenn es man so wäre. Aber es ist nicht so. Jeder Schritt vorwärts – trotz Verzögerungen und Irrwegen – bedeutet das schrittweise Näherrücken an das Ziel, an die Bestimmung. Für uns bedeutet dies: Ist die Fruchtbarkeitsperiode beendet, so setzt unser Klimakterium ein – wie bei den Menschenfrauen. Bei uns jedoch sind alle betroffen, auch die Männer. Ist es vorbei, so haben wir an Sexualität kein Interesse mehr, und es geht auch die Fähigkeit verloren, sie auszuüben.“
    Sie war den Tränen nahe, ohne Kränkung, ohne Verärgerung, nur aus dem Bewußtsein der Endlichkeit und Begrenztheit heraus. „Wir nennen es die große Traurigkeit. Warum? Nun, weil wir uns so gut erinnern können – in allen Einzelheiten. Das eidetische Gedächtnis kann auch ein Fluch sein. Wir dagegen haben kein Unterbewußtsein. Deshalb erinnern wir uns an alles, nicht nur an Einzelempfindungen, Bruchstücke oder spezielle Bedeutungsformen – nein, die vollständigen Szenen, genauso, wie sie sich zugetragen haben. Das ist auch der Grund, warum ich dir gegenüber auf Distanz gegangen bin. Ich habe zu starke Erinnerungen an andere. Du siehst nur den Sex, das Vergnügen, die oberflächliche Bindungslosigkeit. Wir aber müssen für alles bezahlen. Stell dir nur einmal vor, wie das vor sich geht: Du hast einen Geliebten, mit dem du über Jahre hinweg geschlafen hast, man fühlt sich zueinander hingezogen. Man verwebt sich und trennt sich wieder. Innenverwandte nehmen dich, und du weigerst dich nicht – und zwar aus gutem Grund. Und wenn du deinen Geliebten wiedersiehst, nach Jahren, bist du frei; aber beide können nichts anderes tun, als sich daran zu erinnern, wie es früher war. Es ist qualvoll.
    Aber für die Innenverwandten ist es weitaus schlimmer. Nerh und thes werden dazu ermutigt herumzustreunen, mal mit dem, mal mit jenem zu schlafen. Danach müßte es eigentlich so sein, daß sie sich mit einem völlig Fremden verweben; aber sie können es nicht, sie bleiben zusammen. Wir verbieten nicht den Sex zu Hause, es gibt keine Tabus, aber komme, was da mag – sie bleiben zusammen. Und wenn sie gleichaltrig sind, streiten und zanken sie sich ohne Unterlaß. Du fragst dich, warum wir es nicht so wie sonst auch machen – zwei

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