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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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empfinde. Ich selbst würde niemals allein an diesem Ort verweilen. Ich kann nicht allein leben.“ Einen Moment lang zögerte sie, wurde nachdenklich und in sich gekehrt. Dann fuhr sie fort. „Eigentlich sollte ich schon jetzt die ersten Versuche unternehmen, neue Innenverwandte zu suchen, um mich bei kommender Fruchtbarkeit verweben zu können und Kinder zu gebären. Aber zurück zu ihm! Er war sicherlich goldgierig und unausgeglichen. Aber falls er länger blieb, so glaube ich, daß er zur Einsicht gelangte. Auch Menschen erreichen sie; der einzige Unterschied zwischen unseren Arten besteht darin, daß ihr es mehr wollen müßt. Andernfalls wäre er nicht geblieben, sondern hätte seine Tage dort unten in der Stadt beendet und sich wie die anderen alten Leute vor sich selbst versteckt.“
    Sie mußten zugeben, ob nun Omen oder nicht, daß dem Platz eine wilde Schönheit zu eigen war. Die Hütte lag ungefähr auf halber Strecke jenes felsigen Hohlweges, der parallel zur Anhöhe verlief. Oben waren die beiden Felsspitzen, die man von der Hauptstadt aus am Horizont erkennen konnte. Überall gab es Bäume und an manchen Stellen dichtes Buschwerk. Der Fluß wand sich durch die Felsen und tönte von jenen Dingen, die ein jeder Fluß zu erzählen hat: Erde und Steine, Regen, Sonne und Schatten. Das Sonnenlicht spielte auf der Anhöhe, und unten auf der Ebene huschten Wolkenschatten langsam und gemessen über das Land. Im felsigen Hohlweg wehte eine ständige Brise, und von den Felsenspitzen aus hatte man eine phantastische Aussicht, ganz ungewöhnlich für einen Planeten mit dieser Oberflächengestaltung. Zugegeben, es war ein einsamer, abgelegener Ort, aber er war ruhig und regte zum Nachdenken an.
     
    Nach einigen Tagen gemeinsamen Wohnens und Arbeitens kam der Punkt, wo sie beide merkten, daß es zwischen ihnen ein gewisses Problem gab. Sie lebten jetzt sehr eng zusammen, in unmittelbarer körperlicher Nähe, was einerseits auf die begrenzte Räumlichkeit der Hütte zurückzuführen war, zum anderen auf eine seit Ankunft auf Chalcedon entwickelte gedankliche Gemeinsamkeit und gefühlsmäßige Übereinstimmung. Eines Abends, als sie es sich gemütlich gemacht hatten, begannen sie über dieses Thema zu sprechen.
    Han begann mit dem Eingeständnis, daß er ihre Nähe im Augenblick verwirrender fand als vorher auf dem Raumschiff. Sie lachte nur, spottete und neckte ihn.
    „Wie denn? In Ghazh’in hast du monatelang mit Ler – fruchtbaren Ler – zusammengelebt. Aber sie haben dich in deinem Schlaf in keinster Weise gestört!“
    „Du weißt, bei uns ist es etwas anderes.“
    „Ach, meinst du. Das kenne ich – nur zu gut.“ Danach verfiel sie in ein ernstes, brütendes Schweigen. Er jedoch wollte, daß sie zusammen darüber sprachen. Irgend etwas plagte ihn seit ihrem ersten Kennenlernen, etwas, das die Ler betraf, das sie selbst aber nicht sagen konnte oder wollte. So versuchte er dann, sie zu mehr Offenheit zu bewegen, indem er ihr Fragen über ihr Volk und sie selbst stellte. Er hatte viel in Ghazh’in gelernt, aber doch nicht soviel, daß er alles ohne ihre Hilfe verstanden hätte. Sie wurde zunehmend bereitwilliger und öffnete sich ihm in einem Maße, wie er es vorher noch nie erlebt hatte.
    „Ich hielt die Ler für so etwas wie eine andere Rasse oder Kultur“, begann er. „Verschieden genug natürlich, um sich mit den Menschen nicht kreuzen zu können – aber darüber hinaus …“
    „Nein, so ist es ganz und gar nicht. Wir sind noch in vielen anderen Dingen von euch verschieden. Du meinst, es sei eine kulturelle Differenz – nun, das auch, aber darüber hinaus gibt es Wichtigeres. Dein Volk hat vergessen, wie alles angefangen hat – wir aber nicht. Betrachte deine eigene Art! Ihr habt den Vorteil, euren Ursprung nicht zu kennen. Ihr gehorcht der steten Evolution, dem Unerfahrbaren in der Wissenschaft, oder ihr glaubt an Mythen, die ihrerseits wohl kaum als wissenschaftlich zu bezeichnen sind, aber dennoch alles und jedes abdecken und beinhalten. Ersteres ist lediglich ein Prozeß, in dem kein Zeitmoment mehr Sinn und Bedeutung hat als das andere; letzteres ist angesiedelt im reinen Sinn, in der reinen Bedeutung, ohne jeglichen zeitlichen Prozeß. Mit beiden Formen gelang es auch, dem Chaos zu entkommen und euch über die Ursprünge zu erheben. Für uns sind beide Wege verschlossen. Wir wurden gemacht. Ein Produkt, wie eine neue Sorte von Schraubenziehern. Man pflanzt eine neue Rasse ins Universum

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