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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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senkte sich über sie und ihren Schlaf. Am Morgen sammelten sie Decken und Armbrust ein und setzten ihren Weg nach unten fort. Sie sahen nichts, was ihnen Hoffnung und Selbstvertrauen hätte geben können. Pflanzen säumten von nun an ihren Weg, doch sie sahen wenig vertrauenerweckend aus, und keiner von beiden hatte rechte Lust, sie zu probieren. Sie hatten sich mit dem Zweitagesmarsch verschätzt. Han wußte, daß sie nur noch diese eine Nacht durchhalten konnten, und als eben diese letzte Nacht über sie hereinbrach, eilte Liszendir mit dem letzten Rest an Kraft, den sie noch aufbringen konnte, ein Stück voraus. Im versinkenden Tageslicht sah er sie weit unten: das Gesicht vor Freude strahlend. Freude? Es war wohl eher eine Mischung aus Angst und Hysterie – dasselbe, was er empfand. Dazu die Erschöpfung und der Hunger. Ja, vielleicht hatte sie recht – besser die Dinge so zu nehmen, als vor ihnen in die Knie zu gehen.
    Sie wartete bei einem großen Felsbrocken auf ihn – glücklich und gelöst. Han zögerte, fürchtete den Wahnsinn, den er in ihrem Blick vermutete. Aber das einzig Merkwürdige, was sie tat, war, in seine Arme zu sinken, um ihn danach in den Schutz des Felsens zu ziehen. Nicht aus Liebesverlangen – denn dafür hatten sie beide schon längst keine Kraft mehr –, sondern um es sich für die hereinbrechende Nacht bequem zu machen. Sie schmiegte sich an ihn wie ein kleines Kind und begann alsbald im Schlaf zu sprechen. Es war wieder Multi-Sprache, und ihre Stimme, sanft und weich, flüsterte Dinge, deren Sinn er niemals erfahren würde. Bevor er die Augen schloß, schaute er auf ihr Gesicht: Es war schmal geworden, eingefallen und abgezehrt, aber sie lächelte beim Sprechen – glücklich, fast entzückt. Wahrscheinlich erwartete sie nicht, jemals wieder aufzuwachen. Auch Han glaubte nicht daran. Er streichelte ihr über das Haar und legte sich zum Schlafen nieder.
    Doch auch am nächsten Morgen erwachten sie frühzeitig bei Tagesanbruch. Sie erhoben sich lustlos und schweigend. Dies würde endgültig der letzte Tag sein. Er hatte das Gefühl, keinen Schritt mehr tun zu können. Noch einmal sammelten sie ihre Decken ein, mehr aus ritueller Gewohnheit als aus irgendeinem anderen Grund, und gingen fast automatisch um den Felsbrocken herum.
    Vor ihnen lag keineswegs ein weiterer endloser Abhang, sondern eine große, ebene Terrasse, parallel zum weiter unterhalb liegenden Flußbett. Und keine fünfzig Schritte entfernt war ein Haus – ein Haus, errichtet aus rohen Feldsteinen, aus dessen Schornstein dünner blauer Rauch emporstieg. Von drinnen ergoß sich gelbes Licht in das Tiefblau und Violett, das überspannt wurde vom wolkenlosen Perlmutthimmel, der über ihnen den Morgen des Planeten Morgenröte ankündigte und die Luft erzittern ließ.
    Han schaute auf Liszendir. Tränen strömten über ihre hohlen Wangen, dann gaben ihre Beine nach, und sie sank ohnmächtig zusammen. Er hob sie auf: Sie war leicht wie eine Feder – ein Bündel kraftloser Knochen. Ja, sie hatte gehungert, mehr als er, bei gleicher Ration; und er wußte auch, warum sie den letzten Tag so heiter und sorglos gewesen war. Mit der leichten Last auf seinen Armen wankte er auf das Haus zu; doch er kam nur bis zum Innenhof, wo er ebenfalls zusammenbrach. Dort fand sie eine Stunde später der überraschte Besitzer, als er seine übliche Morgenrunde machte.
     
    Der Bauer war ein Mensch, hatte eine Frau und zwei großgewachsene fürsorgliche Töchter – doch all das bemerkte Han nur nebenbei: Er aß und schlief, schlief und aß. Er hörte Stimmen, die in Single-Sprache redeten oder zumindest sehr stark daran erinnerten, aber sie waren weit weg und ohne Bedeutung. Er schlief tief und fest.
    Als er endlich mit klarem Kopf erwachte, saß Liszendir, schmalgesichtig, aber erholt, auf dem Boden neben seiner Pritsche. Es schien Mittag zu sein – aber welcher Tag? Er wußte nur eines: Er war wieder gesund und lebendig. Er schaute sie an, erkannte, daß sie auf sein Erwachen gewartet hatte.
    Sie fragte: „Fühlst du dich jetzt besser? Mir jedenfalls geht es wieder gut.“
    Er nickte. Sie war wieder zu Kräften gekommen, doch die zurückliegenden Strapazen hatten ihr eine neue, eher nüchterne Schönheit verliehen. Wie auch immer man ihre derzeitige Altersphase in Ler-Begriffen nennen mochte, sie war jetzt weder eine Heranreifende noch eine Jugendliche in der Pubertätszeit; nichts war geblieben von diesem bestrickenden ambisexuellen

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