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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Polen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Nun, die Temperaturen. Wenn die Sonne an den Polen erst einmal aufgegangen ist, so bleibt sie dort und bescheint jedes Ding von allen Seiten. Es wird während der Polarsommer wahrscheinlich heiß genug, um Blei zum Schmelzen zu bringen, in den Polarwintern dagegen ist es so kalt, daß selbst der Gasanteil der Luft gefriert.“
    „Ja, er sagte etwas in der Art. Ich verstand ihn nicht genau; ich dachte, es läge an der Sprache. Er meinte, daß die Luft an manchen Orten gefriert und zu Boden fällt.“
    Han überlegte, dann fragte er: „Wie weit ist es bis zum Ozean?“
    „Noch so ein Problem, das du enträtseln mußt. Er meinte, daß es so etwas in der näheren Umgebung gar nicht gäbe. Er kannte nicht einmal das Wort. Er benutzte die alte Bezeichnung für ‚Teich’ oder ‚See’ – so ungefähr. Ich korrigierte ihn, aber er bestand auf dem Wort ‚See’, wobei er mit den Armen gestikulierte, um mir zu zeigen, wie groß er sei. Nicht sehr groß, vermute ich. Ein Salzsee, weit unten, heiß, sehr heiß im Sommer. Es gibt überall Salzlager, die manchmal in der Hitze schmelzen. Sie holen sich zu anderen Jahreszeiten von dort ihre Salzvorräte. Aber er hat noch nie etwas von einem Ozean gehört.“
    „Merkwürdig.“
    „Jenseits der Berge leben allerdings viele Leute – zu viele nach seinem Geschmack. Sowohl Menschen als auch Ler. Aber als er mir die Gegend beschrieb, weil er glaubte, daß ich von weither komme, sprach er ständig von den Ler, erwähnte aber nie die vier Elternteile oder die vier Kindertypen. Sie heiraten hier zu zweit – nach menschlichem Brauch. Anders dagegen die Krieger, vor denen sie große Furcht haben. Sie machen es irgendwie auf eine andere Art und Weise, aber nicht zu viert. Er wußte nicht genau, wie und was. Das Wort ‚Webe’ gibt es auf diesem Planeten gar nicht.“
    Han wußte nicht, was er davon halten sollte. Er stand auf und zog sich an, um draußen den Bauern zu begrüßen. Er schaute an sich herunter: sein Körper war noch immer von den Strapazen des langen Marsches über die Hochebene gezeichnet. Aber er war sauber. Er blickte zu Liszendir. Sie lächelte.
    „Ich habe meine Schuld beglichen“, sagte sie nur, und dies blieb auch das einzige, was sie je hierzu über die Lippen brachte.
    Der Bauer und seine Familie waren in der Tat freundlich, wenn auch ein wenig reserviert; Mißtrauen und Bewunderung für ihre Marschleistung hielten sich die Waage. Er hatte schon davon gehört, daß Leute überlebt hatten, aber einen sichtbaren Beweis hatte er noch nie erhalten; soweit er wußte, war die Luft zu dünn, um dort leben zu können. Han und Liszendir pflichteten ihm bei. Zudem glaubte er, daß die Hochebene von Geistern und Dämonen bewohnt sei, obwohl Han nicht recht daraus schlau wurde, was genau er damit meinte; seine Aussprache war für ihn am Anfang nur im Groben zu verstehen. Aufgrund des einheimischen Akzents, des spezifischen Wortgebrauchs, der irregulären Grammatik und der völlig veränderten Phonetik war die Mehrdeutigkeit dessen, was Han zu verstehen meinte, ziemlich groß.
    Was jedoch den Verlauf der Sonnenbahn auf Morgenröte betraf, so hatte er richtig getippt: Sie näherte sich sehr stark den beiden Polen an, aber natürlich hatte niemand bisher den Polarsommer erlebt – außer in gebührender Entfernung, in Regionen, wo man Bergbau betrieb. Die Polarwinter waren noch unerträglicher. Der Bauer erzählte, daß er einmal während des Südwinters auf einer Reise nach Norden gewesen war und tatsächlich trockenen Schneefall erlebt hatte. Zum Glück saß er geschützt in einer kleinen Hütte. Er hatte damals schreckliche Angst gehabt, was Han durchaus verstehen konnte; solche Temperaturen waren nicht dazu angetan, mit bloßer Brust den starken Mann zu markieren – ein Raumanzug wäre in einer solchen Situation durchaus angebrachter.
    Es gab kleinere Grundeigentümer entlang der Schlucht, und zwar meist an Stellen, wo sich große natürliche Terrassen gebildet hatten. Sie waren völlig selbständig, frei von Steuern und unabhängig von irgendwelchen Grundherren. In der Schlucht wehten keine Flaggen, marschierten keine Armeen. Nur verstreute Bauernfamilien, die ein unbeständiges und gefährliches Leben führten zwischen wandernden Nomaden, die den unteren Teil der Schlucht unsicher machten, in der Kälte des Winters, der auf dieser Seite des Gebirges strenger als anderswo war, und der abweisenden Unzugänglichkeit der

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