Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
Vom Netzwerk:
Sonne am östlichen Horizont erhob. Der Fuß des Gebirges war noch in Dunkelheit gehüllt.
    Liszendir erwachte. Sie hatte einen fiebernden Blick und hatte ebenfalls eine scheußliche Nacht verbracht. Ohne ein Wort packten sie in stoischer Gelassenheit ihre Sachen zusammen und schleppten sich über den kurzen Tag nach Westen direkt auf die Berge zu.
    Einige Male im Laufe des Tages nahmen sie Erdstöße wahr; keine schweren, aber stark genug, daß sie deutlich zu spüren waren. Liszendir registrierte sie ebenfalls, sa g te aber nichts. Han meinte zu ihr: „Diese Berge vor uns, das Hochplateau, die Erdstöße: Wir sind am Rande einer Kontinentalscholle. Wenn wir es bis zu den Bergen schaffen, treffen wir bestimmt auf eine Schlucht oder einen Canon. Auf der anderen Seite wird die Höhe wohl bis auf den Meeresspiegel absinken. Ich vermute, dort ist das Land niedriger, vielleicht gibt es auch einen Ozean. Alle Planeten haben driftende Kontinente – deshalb we r den Berge wie diese dort ausgefaltet. Nur dadurch kö n nen sie zu dieser Höhe in Nord-Süd-Richtung aufgewo r fen werden. Allein das Maß der Bewegung differiert von Planet zu Planet.“
    Sie nickte. Sie hatte zugehört und verstanden. Sie ma r schierten weiter.
    Die Berge wurden um keinen Deut größer, und Han war sich schon unsicher, ob seine Höhen- und Entfe r nungsschätzungen zutrafen. Sie machten sehr früh halt, zu müde, um bis zum Anbruch der Dunkelheit durchha l ten zu können. Diesmal war kein Wasser aufzutreiben; sie aßen lustlos und schützten sich gegenseitig vor der kommenden Kälte. Han ließ noch einmal seinen Blick über die konturlose Ebene und die Berge schweifen, b e vor die Sonne hinter ihnen versank.
    Es folgte eine weitere kurze Nacht und ein Tag wie der vorangegangene, klar und wolkenlos – dann noch einer und noch einer. Anfangs war es noch wichtig, ob sie bei ihrer nächtlichen Rast Wasser fanden oder nicht – aber selbst das wurde mehr und mehr bedeutungslos. Sie hörten auf, miteinander zu sprechen und verloren jegl i ches Interesse an dem, was um sie herum an Veränd e rungen vor sich ging.
    Und in der Tat, es gab ein paar Veränderungen im Laufe der endlos monotonen Tagesrhythmen: Die Berge rückten näher, und die Ebene ging langsam in ein sanft hügeliges Gelände über. Es war für sie mühsam, die fl a chen Hügel hinaufzusteigen, aber um so leichter fiel i h nen der Abstieg im Westen, auch wenn dort schon der nächsthöhere Hügel auf sie wartete.
    Sie rationierten die geschmacklosen Nahrungspillen, so gut sie konnten. Dennoch – trotz aller Beschränku n gen wußten sie, daß nur noch ein kleiner Rest übrig war; bei Liszendir zeigte sich ein deutlicher Gewichtsverlust: ihr Gesicht war jetzt hager und eingefallen; auf Han wirkte sie abgezehrter als damals, als sie bis zum Markt von Hobbs Basar getaumelt war. Hobbs Basar …! Jahre schien das her zu sein, wie eine andere Zeit, weit weg wie die Kindheit – ohne Bedeutung. Die Anzahl der Tage – auch das war ohne Bedeutung; das einzige, was zählte, waren die restliche Menge an Nahrungspillen im Beutel und die Entfernung zum Bergmassiv, die nun doch mehr und mehr zusammenschrumpfte. Jeden Abend um ein i ges früher erreichten sie die violetten Schatten am Fuße der Berge, und die Sonne bewegte sich von Tag zu Tag mehr nach rechts, gen Norden. Han war das unerklärlich. Er wußte, daß diese Bewegungen eine bestimmte Bede u tung hatten, aber irgendwie gelang es ihm nicht, sie in einer einleuchtenden Erklärung sinnvoll zu verbinden. Es blieb im dunkeln, nur erahnt, aber nicht faßbar. Er war unfähig, sie in Worte zu kleiden, irgend etwas in seinem tiefsten Innern sagte ihm, daß sie diese Ebene unter allen Umständen verlassen mußten. Die Schatten am Mittag fielen nach Süden, und täglich wurden sie ein wenig lä n ger. Die Erdstöße häuften sich und nahmen an Stärke zu. Die Berge, die über ihnen schimmerten, beherrschten nun die gesamte westliche Horizonthälfte, gleich gigantischen Fängen, die sich in den schrecklichen Rachen des Hi m mels reckten.
    Gegen Ende des nächsten Tages erreichten sie eine enorme Schlucht, die sie erst sahen, als sie direkt davor standen. Die gegenüberliegende Seite verschwamm im violetten Dunkel der abendlichen Bergschatten und war nicht klar zu erkennen. Vom Rand aus ging es in sanfter Neigung endlos abwärts, bis dorthin, wo sich am Grunde die Luft zu Nebel verdichtete und wo sie beide einen kaum sichtbaren silbrig glänzenden

Weitere Kostenlose Bücher