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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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den sie tiefer ins Erdreich setzten, nahm der Druck auf Leas Ohren zu, bis sie glaubte, ihren Kopf in einen Schraubstock gelegt zu haben.
    Als sie die ersten Metalltüren passierten, scholl ihnen sogleich das erwartete Brüllen des Dämons entgegen. Beunruhigt nahm Lea wahr, dass das Toben nun sehr viel ungeschminkter klang. Vielleicht lag es an Adams Anwesenheit oder an der bevorstehenden Gefahr durch die einstürzenden Höhlenwände. Außerdem hatte es eine aggressive Note bekommen, die sie so zuvor nicht wahrgenommen hatte. Die vom Dämon besessenen Gefangenen waren vollends außer Kontrolle. Es gab kein Locken, kein Vorspiel mehr. Nur noch der explosionsartig freigesetzte Wille, ein Blutfest zu feiern.
    Immer wieder wanderte Leas Blick zu Adams Gesicht, das sich erneut in eine unnahbare Maske verwandelt hatte. Doch in seinen Augen sah sie Bestürzung und Unsicherheit. Verrückterweise beruhigte sie das.
    Als sie den Gang einschlugen, der in Etienne Carrieres Zelle mündete, verklang das dämonische Brüllen wieder, doch die Anspannung nahm nicht ab. Adam blieb vor der Metalltür stehen und inspizierte sie ausgiebig. »Gib den Code ein«, forderte er Maiberg auf, der neben ihm stand.
    »Kann ich nicht.« Eine Mischung aus Furcht und Schadenfreude durchzog Maibergs Tonfall. »Dieses Sammlerstück gehört Adalbert, und zwar nur ihm allein. Das hütet er wie seinen Augapfel. Er würde nie zulassen, dass ich einen Blick auf seinen wertvollen Etienne werfe.«
    Maiberg schickte das hysterische Lachen hinterher, das Lea langsam in den Ohren zu schmerzen begann. Adam schien ähnlich zu empfinden und packte ihn grob am Oberarm.
    »Und das fällt dir erst jetzt ein, wo wir uns in dieser verdammten Sackgasse befinden?«, herrschte Adam den jammernden Mann an.
    »Hier muss es doch irgendwo eine Art Kontrollraum geben«, dachte Lea laut nach. »Als ich dort drinnen zu Besuch gewesen bin, hat Adalbert das Ganze über eine Kamera verfolgt. Das muss er sich ja irgendwo angesehen haben.«
    »Ja, auf seinem Handy«, erwiderte Maiberg. Allerdings schien ihm die Schadenfreude angesichts Adams Wut abhandengekommen zu sein. »Zwar kann man sich die Aufnahmen aus allen Zellen an einem Bildschirm anschauen, aber der steht in den Privaträumen des Kollektors. Und die sind auf der anderen Seite des Kabinetts.«
    »Wunderbar«, stöhnte Adam. Er stemmte die ausgestreckten Arme gegen die Tür und ließ resigniert den Kopf hängen.
    Ein sanftes Beben im Boden ließ Lea zusammenfahren. »Wir können nicht hier bleiben und darauf hoffen, dass die Tür von allein aufspringt. Lass uns ein paar Zahlenvariationen ausprobieren ... Adalbert ist in Etienne vernarrt. Was für Zahlen fallen dir zu Etienne
    »Etienne und Zahlen? Dazu fällt mir überhaupt nichts ein. Der Mann besteht nur aus Buchstaben, genau wie du.« Adams Arme knickten ein, und er rumste mit dem Kopf einige Male gegen die Metalltür. Maiberg sah ihm fasziniert dabei zu.
    »Nun«, überlegte Lea fieberhaft. »Etiennes Geburtstag, der Geburtstag seines Lieblingsdichters, die Anzahl seiner Lieblingsdichter ...«
    Adam warf ihr über die Schulter einen scheelen Blick zu, dann leuchtete die Erkenntnis in seinen Augen auf. Mit einem Satz war er bei dem Display und tippte eine Zahlenfolge ein. Seufzend schwang die Tür auf, und Adam wies grinsend auf die Schleuse, als wäre er der Einlasser beim Zirkus.
    »Der Tag, an dem Etienne verwandelt wurde - zufälligerweise der Todestag von Victor Hugo. Nur deshalb konnte ihn sich Etienne über die Zeiten hinweg merken.«
    Als die Notbeleuchtung in der Schleuse ansprang, suchte Adam die zweite Tür bereits nach einem weiteren Display ab. »Nein«, sagte Lea leise und nahm seine Hand. »Sie wird gleich von allein aufgehen.« Adam erwiderte den Griff ihrer Hand, und sie spürte das leichte Zittern seiner Finger. Sein ganzer Körper war ein einziges Spannungsfeld, aber als die zweite Tür aufschnappte, blieb er regungslos stehen. Lea schloss ihre Hand fester um seine. Sie sah Adam im Dämmerlicht nicken, dann trat er in das Zimmer ein, das in den letzten Jahren Etienne Carrieres persönliche Hölle gewesen war.
     

29. Abschied
    Am Tisch vor dem Kamin, in dem eine neue Glühbirne brannte, saßen Etienne Carriere und sein Peiniger Adalbert in trauter Zweisamkeit.Vor ihnen waren die leeren Teetassen adrett angeordnet. Eine von ihnen hatte einen Sprung, genau wie das Brillenglas auf Professor Carrieres Nase.
    »Sieh, mein guter Adalbert: Es kommt Blut zu

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