Morgens 15.30 in Deutschland
Kappe entfesselt auf und ab springt, als sei er in irgendwas reingetreten. Wenig später stellt sich heraus: Er
ist
in irgendwas reingetreten! Wir haben ihm ja gleich gesagt, dass die Trekkingsandalen nicht unbedingt das richtige Schuhwerk für die Disco sind. Die Treter sind im Übrigen auch der Grund, weshalb man uns trotz Bändchen am Ende nicht in den angesagten, großen Club hineingelassen hat. Stattdessen sind wir jetzt in einem Laden gelandet, in dem selbst der Ingenieur mit seinem Deutschlandtrikot noch overdressed wirkt.
Aber egal, die Musik ist gut oder zumindest laut! Reden fällt als Flirtinstrument weg – um mit den Mädels in Kontakt zu kommen, genügt es, sich in den Weg zu stellen und abzuwarten, bis die nächste sturzbesoffene Friseurin in einen hineinläuft. Ist das geschehen, tust du Folgendes: Du reibst unter dem Vorwand, tanzen zu wollen, ein Köperteil deiner Wahl an einem ihrer Körperteile. Danach können verschiedene Dinge passieren: A) Sie bemerkt, dass an ihr gerieben wird, was schon mal ein gutes Zeichen ist, denn dann sind ihre sensorisch-motorischen Funktionen soweit intakt – im Idealfall kann sie sogar noch lächeln. B) Sie bemerkt nicht, dass an ihr gerieben wird, folglich lächelt sie dich auch nicht an, was aber nicht verkehrt ist: Dann machst du so halt einfach alleine noch ein bisschen weiter. C) Sie bemerkt, dass an ihr gerieben wird, dreht sich um und schüttet dir ihr Bier ins Gesicht. D) Ihr Zwei-Meter-Freund bemerkt, dass an ihr gerieben wird, lächelt nicht und schlägt dir, ohne dich um Erlaubnis zu fragen, einmal feste auf ein Körperteil seiner Wahl, das du danach für längere Zeit nicht mehr zum Reiben benutzen kannst. Aber ganz ohne Nervenkitzel wäre die Sache ja auch langweilig. Wenn du nicht aussiehst wie der Glöckner von Notre-Dame, wirst du im Urlaub in der Disco früher oder später immer ein paar nette Mädels kennenlernen. Und falls es doch mal länger dauert, nimm dir ein Beispiel an den einheimischen Jungs. Sie wissen ganz genau, was du für den erfolgreichen Urlaubsflirt auf jeden Fall brauchst. Es sind die drei K! Kontaktfreudigkeit, Klasse und K.-o.-Tropfen!
Der Ingenieur ist derweil wieder auf der Tanzfläche. Ich schaue mich um, alle paar Minuten stellen die Bediensteten neue Tabletts mit Kurzen auf die Theke. Das Gesöff ist bestimmt für die Teilnehmer der beliebten Club- und Bartouren, auf die in jeder Lokalität ein alkoholisches Freigetränk wartet. Natürlich ist es ein Leichtes, sich im Gedränge auch als Außenstehender unauffällig zu bedienen, insofern man sich geschickter anstellt als die Amateure in der top TV-Serie „Die dümmsten Schnaps-vom-Tablett-Klauer der Welt“. Die Bässe wummern, irgendjemand zerreißt dem Ingenieur sein Trikot: Jetzt ist er das erste und letzte Mal im Urlaub oben ohne. Der Sportstudent gratuliert ihm zum Partneroutfit. Friseurin Nummer drei rennt in mich rein, das nächste volle Tablett landet auf der Theke, Friseurin Nummer vier lächelt sogar und steckt mir die Zunge in den Hals, aber das kriege ich leider nicht mehr mit ... Aber morgen gibt’s ja die nächste Chance und übermorgen und ...! „Mens sana in campari soda“, wie der Lateiner sagt. So geht das jetzt schließlich zwei Wochen lang ...
Fazit
Das Faszinierende am Urlaub ist, wenn du wieder zu Hause bist, egal ob aus Holland oder Ibiza: Du hast überall Sand! Drei Monate nach dem Urlaub hatte ich noch Sand in Rucksäcken, die ich gar nicht mithatte! Die zweite faszinierende Post-Urlaubs-Erkenntnis: Egal wie oft du dich gestritten hast, egal wie oft du gekotzt hast, rückblickend war der Urlaub einfach schweinegeil! Wat hatten wir ’nen Spaß! Gut, in Holland hat’s hin und wieder geregnet, auf Ibiza ist uns in der dritten Nacht die gepimpte Klimaanlage um die Ohren geflogen – mit einem Knall, gegen den sich die Explosion des Todessterns angehört hat wie eine Knallerbse. Gut, Sonja ist nach sieben Tagen abgereist, weil sie nun mal auf Natur steht, und da fand sie die Idee, auf die Silke gekommen ist, mit der gespritzten, holländischen Gurke einfach viel zu widerwärtig. Ich hab mir am zweiten Tag ’nen Sonnenbrand eingefangen. Am dritten Tag war unser Geld für die zwei Wochen alle. Der Ingenieur musste seine heiß geliebte Ferrarikappe verkaufen und der Sportstudent seinen Körper, damit wir uns wenigstens die allernötigsten, überlebenswichtigen Dinge leisten konnten – wie zum Beispiel die denkwürdige Fahrt mit dem Glasbodenboot, die
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